Fälliger Bausparvertrag:Lieber einen Z4 als Ziegelsteine

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Statt eine Immobilie zu finanzieren, gönnt sich der Bausparer viel lieber einen Sportwagen oder geht mit dem Geld auf Weltreise.

(SZ vom 27.08.2003) Wenn ein Bausparvertrag zuteilungsreif ist, wird die angesparte Summe immer häufiger "zweckentfremdet": Statt das Geld für den Kauf einer Wohnung oder eines Reihenhäuschens zu verwenden, gönnt sich jeder vierte Bausparer lieber einen Sportwagen oder geht auf eine Weltreise. "Z4 statt Ziegelsteine", so fasst Thomas Beyerle den neuen Trend zusammen.

Gefährlich für die Baubranche

Beyerle, der in der Forschungsabteilung der Allianz Dresdner Immobiliengruppe arbeitet, hält den Trend vor allem deshalb für bedenklich, weil er nicht nur Auswirkungen auf das Anlegerverhalten - eine Wohnung als Kapitalanlage -, sondern auf die gesamte Baubranche haben könnte. "Wenn Geld aus dieser Branche für Konsumbereiche abgezogen wird, kann das auf die Dauer nicht gut tun."

Angst vor Arbeitslosigkeit

Den Grund für die rückläufige Tendenz bei der Umwandlungsquote von Bausparverträgen in Wohneigentum sieht Beyerle bei vielen Bausparern in der Unsicherheit über die berufliche Zukunft. "Ich möchte mir ja gerne eine Wohnung kaufen, aber ich bin mir nicht ganz sicher über den Bestand meines Arbeitsplatzes - und vielleicht muss ich auch an einen anderen Ort umziehen", diese Antwort hat er bei seinen Befragungen für eine Analyse des Wohnimmobilienmarktes in München immer wieder zu hören bekommen. Beyerle spricht von "erzwungener Mobilität".

Rahmenbedingungen stimmen

Dennoch gebe es Argumente, die für eine Investition in Immobilien in München sprächen, meint Horst Berchtold, Sprecher der Geschäftsleitung der Dresdner Bank in Bayern. Zum einen sei München immer noch ein "herausragender Wirtschaftsstandort", zum anderen sei das Zinsniveau wenn schon nicht auf einem Tiefststand, so aber doch auf einem niedrigen Niveau angekommen: Bei einer Finanzierung über fünf Jahre liegen die Zinsen bei zirka 4,5 Prozent, bei einer Laufzeit von zehn Jahren bei etwas mehr als fünf Prozent. "Vermutlich", so Berchtold, werden die Zinsen mittelfristig wieder steigen - "wahrscheinlich auf sechs Prozent".

Weniger Neubauten in München

Das günstige Zinsniveau habe dem Immobilienmarkt in München denn auch Impulse gegeben, stellt Berchtold fest. Allerdings gehe die Zahl der Bauanträge und der fertiggestellten Wohnungen seit Jahren zurück. 2002 wurden in der Stadt 3300 Wohnungen bezugsfertig, für die kommenden Jahre erwartet Beyerle 3000 bis 4000 neue Wohnungen jährlich - bei einem Bedarf von zirka 7000. Besonders gefragt sind Wohnungen in der Größe von 40 bis 80 Quadratmeter, in anderen deutschen Metropolen wird vor allem die Kategorie von 75 bis 90 Quadratmeter gesucht. Grund: München ist eben ein besonders teures Pflaster.

Häuser sind gefragt

Durchschnittlich 4200 Euro kostet ein Quadratmeter für eine Eigentumswohnung in einer guten Lage; die Spanne reicht von 3400 Euro bis 5000 Euro für beste Lagen. Beim Wiederverkauf lassen sich nach gut zehn Jahren zwischen 2100 und 3150 Euro pro Quadratmeter erzielen. Auffällig: "Die Nachfrage nach Kleinwohnungen, vor allem Einzimmer-Appartements, ist stark rückläufig", hat Beyerle beobachtet. Außerdem verschiebe sich das Interesse langsam von Eigentumswohnungen hin zu Reihenhäusern und freistehenden Häusern. Aber auch in diesem Marktsegment sei in 2003 mit einem Preisrückgang von zwei bis vier Prozent zu rechnen.

Für eine weitere Belebung des Münchner Immobilienmarktes könnte die Diskussion über den Wegfall der Eigenheimzulage zum Jahresende sorgen, den die Bundesregierung überlegt. Die Zulage bringt Häuslebauern bisher - über acht Jahre verteilt - bis zu 32.000 Euro staatliche Förderung. Auf jeden Fall ist für Interessenten eine solide Beratung unumgänglich.

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