Europa:"Jeder soll da einkaufen können, wo es billig ist"

Lesezeit: 3 min

Ob Auto, Bankgebühren, Benzin oder Olivenöl: In Europa gibt es große Preisunterschiede. Wir zeigen, wo Verbraucher sparen können.

Alexander Mühlauer

Spätestens seit man im europäischen Ausland günstiger mobil telefonieren kann, wissen die Bürger, was sie an Brüssel haben: Die Verbraucher profitieren so stark wie noch nie von der Europäischen Union (EU). Trotzdem gibt es in Europa nach wie vor große Preisunterschiede - und damit ein enormes Sparpotential für die Verbraucher. Ein VW Golf, zum Beispiel, kostet in Dänemark knapp 20 Prozent weniger als in Deutschland. Digitalkameras gibt es in manchen Ländern um ein Drittel billiger. Für Strom zahlen Italiener doppelt so viel wie Griechen und Olivenöl kann man in Deutschland und Holland besonders günstig kaufen.

Preise in der EU sind in einem Verbraucher-Barometer aufgelistet - So können Konsumenten vergleichen und sparen. (Foto: Foto: dpa)

"Europas Verbraucher bekommen im EU-Binnenmarkt noch nicht, was ihnen zusteht", sagt EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva. "Jeder soll da einkaufen können, wo es billig ist". Sie hat deshalb zum ersten Mal Preise in der EU vergleichen lassen und in einem sogenannten Verbraucher-Barometer aufgelistet. So können Konsumenten vergleichen und sparen.

Tipps für den Autokauf:

Wer sich einen neuen Wagen kaufen will, für den lohnt es sich, die Preise zu vergleichen. Einen Fiat Panda beispielsweise gibt es in den Niederlanden um knapp ein Viertel billiger als in Deutschland. Die Mehrwert- und Zulassungsteuer muss man im Ausland nicht zahlen, wenn man den Neuwagen in Deutschland anmeldet. Der Käufer vergleicht also die Nettopreise. Bevor man den Wagen im Ausland kauft, sollte man mit dem Hersteller oder Importeur klären, inwieweit auftretende Mängel - auch im Rahmen der Garantie - bei jedem deutschen Vertragshändler repariert werden können. Am besten lässt man sich das schriftlich bestätigen. Der ADAC rät, beim Kauf im Ausland genau auf die Ausstattung des Fahrzeugs zu achten, weil diese von Land zu Land unterschiedlich sein kann. So gibt es zum Beispiel bei einem Salzburger BMW-Händler ein Österreich-Paket, das mehrere Sonderausstattungen umfasst. In dieser Form ist es in Deutschland gar nicht erhältlich. In Tschechien fehlen oft Seiten- und Kopfairbags - und so erklärt sich der Preisunterschied. Autos, die für den spanischen Markt bestimmt sind, bekommen zum Beispiel eine spürbar höhere Leistung der Klimaanlage - dies treibt den Kraftstoffverbrauch in die Höhe. Es sind vor allem diese nationalen Besonderheiten, auf die der Kunde achten sollte.

Als Käufer hat man beim Autokauf im EU-Ausland zwei Möglichkeiten: Entweder man bezieht das Auto bei einem ausländischen Vertragshändler, das nennt man dann Eigenimport. Oder man kauft ein reimportiertes Fahrzeug in Deutschland - zum Beispiel einen in Stuttgart hergestellten Mercedes und lässt ihn aus Skandinavien reimportieren.

Zum Eigenimport: Wer ein Auto im Ausland kaufen möchte, informiert sich am besten auf den Internetseiten der jeweiligen Hersteller. Beim Kaufvertrag ist es wichtig, dass darin der Begriff Neufahrzeug auftaucht. Außerdem sollte man sich die ausländischen Fahrzeugpapiere und die Rechnung unbedingt im Original geben lassen und auf die EU-weit gültige Typengenehmigung COC (Certificate of Conformity) bestehen. Hat man dieses Zertifikat, kann man das Auto in allen EU-Staaten zulassen.

Damit es in Deutschland keine Probleme mit der Garantie gibt, muss das Serviceheft vom ausländischen Vertragshändler abgestempelt, mit der Fahrgestellnummer des Fahrzeugs versehen und das Übergabedatum eingetragen sein. Laut EU-Recht sind alle Vertragswerkstätten eines Herstellers verpflichtet, Garantieleistungen auch an Autos, die in einem anderen Land der EU gekauft wurden, zu erbringen. Für die Überführung nach Deutschland montiert man am besten das Ausfuhr- oder Überführungskennzeichen des Kauflandes. Dieses ist aber nur in einigen Staaten, etwa in Spanien und Dänemark, ohne weiteres mit der entsprechenden Versicherung zu bekommen. Problemlos ist der Transport auf einem Anhänger, weil dazu keine Zulassung nötig ist.

Bei der Anmeldung in Deutschland braucht man eine Bestätigung aus dem Fahrzeugregister des Kraftfahrtbundesamtes. Darin steht, dass der Wagen bisher noch nicht in Deutschland zugelassen war und dass er nicht als gestohlen gemeldet ist. Wenn man ein Neufahrzeug gekauft hat, muss man innerhalb von zehn Tagen mit der Originalrechnung zum Finanzamt und dort die 19 Prozent Mehrwertsteuer bezahlen.

Wer ein Auto reimportiert, muss bei der Auswahl des Händlers und Vermittlers darauf achten, dass der Kaufvertrag mit einem ausländischen Händler geschlossen wird; der deutsche Vertragsvermittler darf nicht als rechtmäßiger Verkäufer auftauchen. Außerdem muss man sich eine Bestätigung geben lassen, dass der Wagen fabrikneu ist. Preis, Liefertermin sowie Ausstattungsdetails sollten unbedingt schriftlich festgehalten werden.

Bei der Übergabe des Autos muss der Verkäufer oder Vermittler die deutsche Zulassungsbescheinigung Teil 1 und Teil 2 aushändigen. Übernimmt man das Auto ohne Zulassung, geht man mit der ausländischen Originalrechnung zur deutschen Zulassungsstelle. Laut ADAC kommt es oft vor, dass die Garantie-Unterlagen vom Importeur erst nach dem Kauf ausgefüllt werden und mit dem Auslieferungsdatum hier in Deutschland versehen werden. Das hat zwar den Vorteil, dass die Garantielaufzeit erst viel später beginnt. Aber oft weisen einige Hersteller solche Unterlagen als gefälscht zurück und verweigern die Garantie. Für die Herstellergarantie gilt das gleiche wie beim Eigenimport. Alle Vertragswerkstätten sind zu Garantieleistungen verpflichtet, wenn der Kunde eine Garantieurkunde und ein korrekt ausgefülltes Serviceheft hat.

Nicht nur Preise von Autos veröffentlicht die EU im Internet unter http://ec.europa.eu/comm/competition/sectors/motor_vehicles/prices/report.html, auch die unterschiedlichen Spritpreisen hat die Gemeinschaft untersucht.

Für den Verbraucher interessant sind auch die verschiedenen Bankgebühren in der EU. Fest steht, dass Brüssel den Zahlungsverkehr vereinfachen will. Seit Anfang dieses Jahres gilt Sepa, was übersetzt einheitlicher europäischer Zahlungsraum bedeutet. Sepa soll das Bezahlen ohne Bargeld bequemer, schneller, sicherer machen - aber nicht billiger. Verbraucherschützer sehen die neuen Möglichkeiten skeptisch. Welche Kosten auf die Bürger zukommen, können sie noch nicht abschätzen.

© SZ vom 29.2.2008/sme - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: