Energieausweis:Mieter fragen selten nach

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Die neuen Energieausweise für Häuser und Wohnungen sind zumindest bei Wohnungsbesichtigungen in Berlin noch selten ein Thema.

"Das Interesse der Mietinteressenten dafür ist begrenzt", hieß es beim Verband Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen. Der Berliner Mieterverein bestätigte: "Bisher ist das kein energiepolitischer Erfolg, viele Mieter wissen noch gar nicht von dem Ausweis." Zudem würden viele Vermieter die Papiere bewusst zurückhalten.

Seit Juli müssen Vermieter und Verkäufer von Altbauten mit einem Energieausweis belegen können, wie sparsam die Immobilie ist. Ähnlich wie mit den Energieeffizienzklassen beim Kühlschrankkauf können Mieter damit besser einschätzen, was an Verbrauchskosten auf sie zukommt. Von Januar an ist der Ausweis auch für nach 1965 gebaute Häuser Pflicht.

Die Bundesregierung verspricht sich von dem Gesetz, dass mehr Häuser energetisch sparsam hergerichtet werden. Doch nach Ansicht des Mietervereins stockt die Umsetzung des Gesetzes. "Wir unterstellen: Viele Vermieter haben noch gar keinen Energieausweis", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Reiner Wild.

Schnell aussortiert

Eine Untersuchung hatte zudem ergeben, dass Mietinteressenten, die nach dem Energieausweis fragen, von Vermietern schnell aussortiert werden. "Wir empfehlen dennoch, den Ausweis dringend einzufordern", sagte Wild. Der Verein sprach sich dafür aus, die unaufgeforderte Vorlage obligatorisch zu machen.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erfasst nach eigenen Angaben nicht, wie viele Ausweise in der Hauptstadt erstellt werden müssen. Der Verband der Wohnungsunternehmen geht von 22.700 Gebäuden aus. Allein für seine Mitgliedsunternehmen, die 40 Prozent des Wohnungsmarktes abdecken, würden Kosten von mehr als 1,2 Millionen Euro fällig. "Das ist eine Belastung, die kleiner ist als zunächst befürchtet", sagte Verbandssprecher David Eberhart.

Nach Ansicht des Verbandes ist der Ausweis, der auf einer Farbskala von grün bis rot über den Energiehunger des Hauses informiert, aber auch nur begrenzt aussagekräftig. "Er sagt nichts darüber aus, wieviel letzten Endes verbraucht wird. Wenn ich eine Waschmaschine häufiger benutze, steigt der Verbrauch - das ist bei der Wohnung genauso."

Unternehmen mit sanierten Beständen wie die Howoge nutzten den Energiepass aber inzwischen zur Werbung.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) warnt Eigentümer unterdessen vor unseriösen Anbietern von günstigen, aber unverlässlichen Ausweisen. Sie empfiehlt auf ihrer Internetseite Architekten und Ingenieure, die die Papiere ausstellen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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