Druck auf Energiekonzerne:Strom wird billiger

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Nach den heftigen Preisaufschlägen der vergangenen Monate können Stromkunden etwas aufatmen: Die Preise für Strom werden fallen, weil die Bundesnetzagentur die Entgelte für die Nutzung der Netze deutlich gesenkt hat.

Hans-Willy Bein

Die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde für Strom und Gas streicht die Netzentgelte, die die Konzerne beantragt haben, erneut kräftig zusammen. Bereits Mitte des Monats wurden Kürzungen zwischen 15 und 29 Prozent für die Überlandleitungen von Vattenfall, RWE und EnBW verfügt. Inzwischen wurden auch erste Bescheide für jene Verteilebene der Netze verschickt, über die der Strom zu Industriekunden sowie Stadtwerken und anderen Weiterverteilern fließt.

Weniger Kosten pro Umdrehung: Weil die Bundesnetzagentur die Entgelte für die Nutzung der Netze senkt, wird Strom günstiger. (Foto: Foto: ddp)

Hier bewegten sich die Kürzungen etwa für Vattenfall zwischen 16 und 18 Prozent in Berlin und Hamburg. Für einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden verbillige sich der Stromtransport im Jahr um etwa 22 Euro, rechnet Matthias Kurth vor, der Präsident der Bundesnetzagentur. Allerdings weist Kurth auf große regionale Unterschiede hin.

Noch ist die zweite Genehmigungsrunde für die Netzentgelte nicht abgeschlossen. Eon hat noch keine Bescheide erhalten. Ebenso warten einige große Konzerne und Stadtwerke noch auf die Genehmigung ihrer Netzgebühren für die Verteilebene.

Die Bundesnetzagentur hält sich deswegen noch mit Prognosen zum Ergebnis der Runde zurück. In einer ersten Runde 2006 hatte die Regulierungsbehörde die Anträge um drei Milliarden Euro zusammengestrichen und damit theoretisch entsprechende Einsparungen für die Verbraucher herausgeholt - vorausgesetzt, die Konzerne hatten vorher keine künstlich überhöhten Anträge an die Netzagentur gestellt und die Kürzungen an ihre Kunden weitergegeben.

Eon als größter deutscher Energiekonzern hat dies seinen Kunden für die laufende Runde bereits zugesagt. RWE äußert sich vorsichtiger und kündigt in einer Pressemitteilung die "Beteiligung" der Kunden an der Senkung der Netzentgelte an. Die Kürzung der Entgelte bei den Überlandnetzen macht nach Konzernberechnungen drei Prozent am Strompreis für Haushaltskunden aus. Bescheide für die Verteilebene liegen den RWE-Regionalgesellschaften noch nicht vor. Insgesamt machen die Netzentgelte knapp ein Drittel des Strompreises aus, allerdings entfällt der weitaus größte Teil auf die Verteilebene.

Angst vor dem Kartellamt

Der Strompreis bildet sich an der Börse und ist dort in den vergangenen Monaten gestiegen. Mit diesem Hinweis wehren sich einige Unternehmen gegen Preissenkungen. Dass nach den Preiserhöhungen zum 1. Januar viele Verbraucher zu Billiganbietern gewechselt sind und die Politik verschärfte Kontrollen androht, hat die Branche aber nachdenklich gestimmt. Viele Unternehmen überdenken deshalb ihre Kalkulationen.

Hinzu kommt eine größere Vorsicht gegenüber dem Kartellamt, dessen Macht mit der seit Jahresbeginn geltenden Beweislastumkehr gewachsen ist. Danach müssen den Energieversorgern nicht erst Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht nachgewiesen werden. Vielmehr müssen diese beweisen, dass ihre Kostenrechnungen stimmig sind. Ebenso wie bei Vattenfall wächst nach Brancheninformationen auch bei anderen Versorgern die Neigung, Preise zu senken oder günstigere Tarife anzubieten.

Geklärt und entschieden ist indessen meist noch nicht, in welcher Form die Einsparungen - die für die einzelnen Kunden aufs Jahr gesehen eher gering ausfallen - weitergegeben werden. RWE kündigte bereits an, "in Kürze ein Produkt auf den Markt zu bringen, dessen Preis in jedem Fall unterhalb des Tarifs für die Grundversorgung mit Strom liegen wird".

Unterdessen macht sich unter den Stadtwerken Unruhe wegen der neuerlichen Senkung der Netzentgelte breit (Kasten). Stephan Weil, Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), spricht von einer "wirtschaftlichen Überforderung der Stadtwerke". Die Kürzung der Netzentgelte werde dem Verbraucher als kostendämpfende Maßnahme verkauft. Langfristig verliere er aber, wenn die Stadtwerke als Wettbewerber aus dem Markt gedrängt würden.

© SZ vom 30.01.2008/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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