Die Krise und die Superreichen:Arme Millionäre

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Klagen auf hohem Niveau: Die Finanzkrise lässt die Vermögen der Superreichen drastisch zusammenschmelzen - doch die Schuld suchen die Millionäre bei ihren Finanzberatern.

Markus Zydra

Auch die sehr vermögenden Bürger dieser Welt haben in der Finanzkrise Geld verloren. Diese Meldung darf nicht weiter verwundern, interessant ist jedoch das Ausmaß des Wohlstandsverlustes. Der am Mittwoch von Merrill Lynch Global Wealth Management und Capgemini vorgelegte World Wealth Report gibt Auskunft. Als reich gilt jeder, der mindestens eine Million US-Dollar besitzt, die er nicht für das tägliche Leben benötigt und somit frei investieren kann. Die Anzahl dieser sogenannten "High net worth individuals" (HNWIs) sank im Jahr 2008 weltweit um 14,9 Prozent auf 8,6 Millionen Personen. Ihr Vermögen reduzierte sich im Vergleich zu 2007 um 19,5 Prozent auf 32.800 Milliarden Dollar.

Der schöne Schein trügt: Die Zahl der Superreichen hat sich deutlich verringert. (Foto: Foto: Reuters)

Die Zahl der Superreichen - das sind Menschen mit einem verfügbaren Finanzvermögen von mindestens 30 Millionen Dollar - verringerte sich um 24,6 Prozent. "Dieser in seiner Höhe bislang einmalige Rückgang machte das solide Wachstum der Jahre 2006 und 2007 zunichte", heißt es in der Studie. In Deutschland sank die Zahl der HNWIs im Jahr 2008 um 2,7 Prozent auf 809.700 Personen. Rund 90 Prozent aller HNWIs leben in Nordamerika, Asien und Europa.

Unzufrieden mit Finanzberatern

Wie die Studie weiter zeigt, waren die Reichen häufig sehr unzufrieden mit ihren Finanzberatern. Ein Viertel der Befragten zog ihr gesamtes Vermögen vom langjährigen Beratungshaus ab. 46 Prozent der Vermögenden sagten, sie hätten ihr Vertrauen in die Wealth-Management-Abteilungen verloren. "Hieran wird deutlich, dass Vermögensberatungsfirmen ihren Kunden verstärkt ein Gefühl der Sicherheit geben müssen. Sie müssen für mehr Transparenz und Einfachheit sorgen", heißt es in der Studie.

Im vergangenen Jahr verringerten die HNWIs weltweit ihre Investitionen in Aktien. "Die Finanzkrise hat zu einer deutlich erhöhten Risikoaversion bei Privatanlegern geführt, und so fanden sich diese am Ende mit großen Mengen Barmittel und Staatsanleihen in ihren Portfolios wieder", sagt Oliver Orth, verantwortlich für den Bereich Global Wealth Management für Merrill Lynch in Deutschland und Österreich.

Der World Wealth Report basiert neben der Auswertung vorhandener Statistiken auf Umfragen bei rund 1350 Beratern, über 200 vermögenden Privatpersonen und mehr als 60 Führungskräften von Vermögensverwaltungen.

© SZ vom 25.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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