Dax-Konzerne:Finanzinvestor greift nach Hypo Real Estate

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Es wäre der erste Großeinstieg eines ausländischen Finanzinvestors bei einem Dax-Konzern: J.C. Flowers will 24,9 Prozent der Aktien des Münchner Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate kaufen.

Thomas Fromm und Martin Hesse

Sollte der Einstieg gelingen, wäre dies eine Premiere: Noch nie zuvor hat ein ausländischer Investor einen solch hohen Anteil an einem der 30 größten deutschen Konzerne gehalten. In der Vergangenheit waren im Aktienindex Dax notierte Firmen zwar häufiger Ziele von Finanzinvestoren. Allerdings handelte es sich hierbei stets um kleinere Beteiligungen.

Die Türen sind offen: Ein amerikanischer Finanzinvestor plant den Einstieg bei Hypo Real Estate. (Foto: Foto: dpa)

Der Angebotspreis je HRE-Aktie liegt bei 22,50 Euro in bar. Das entspricht einem Kaufpreis von 1,1 Milliarden Euro und einem Aufschlag von 25,3 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Allerdings stiegen HRE-Aktien nach der Bekanntgabe des Angebots am Mittwoch um mehr als 24Prozent auf 23 Euro.

Die Papiere galten als unterbewertet, nachdem Konzernchef Georg Funke Mitte Januar überraschend Belastungen von 390 Millionen Euro einräumte. HRE-Aktien sackten innerhalb kürzester Zeit um 35 Prozent ab; Anleger sprachen damals von einem schweren Vertrauensbruch, da Funke zuvor stets betont hatte, er erwarte keine Probleme aus der Kreditkrise.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hatte das HRE-Management bereits im Januar Kontakt zu Investoren aufgenommen, um über einen Einstieg zu sprechen. Zu den Interessenten soll schon damals J.C. Flowers gehört haben. Kurze Zeit später hatte der HRE-Vorstand die US-Bank JP Morgan beauftragt, langfristig orientierte Investoren zu suchen.

HRE-Chef Funke soll dem Vernehmen nach auch künftig die Vorstandsgeschäfte führen. Wie es aus der Branche heißt, sollen sich Funke und Christopher Flowers, der Gründer von J.C. Flowers, von früher kennen. Die Münchner Bank reagierte wohlwollend auf die Offerte: "Die Hypo Real Estate Group begrüßt grundsätzlich das Angebot eines versierten Finanzinvestors als Zeichen des Vertrauens in die Geschäftsstrategie und in das Wachstumspotenzial der Gruppe", teilte der Konzern mit.

Die Investorengruppe habe ausdrücklich bestätigt, dass sie die Geschäftsstrategie der HRE unterstützt. Mit im Boot der Investoren sei die japanischen Shinsei Bank, mit ihr solle eine Kooperation im japanischen Immobilienmarkt sondiert werden.

In Deutschland hatte sich Investor Flowers erstmals 2002 einen Namen gemacht, als er bei der Bankgesellschaft Berlin einsteigen wollte. Erfolg hatte er vier Jahre später bei der HSH Nordbank. Als erster privater Investor gelang es ihm mit dem Kauf von 26,6 Prozent, bei einer deutschen Landesbank einzusteigen.

Zuletzt versuchte Flowers mehrfach, aus den Problemen vieler Banken infolge der Kreditkrise Kapital zu schlagen. Er sondiert mit der WestLB eine Übernahme der Mittelstandsbank IKB, auch an der US-Investmentbank Bear Stearns sowie an der britischen Hypothekenbank Northern Rock war er interessiert. Allerdings bereitete die Krise Flowers auch selbst Probleme. Die Übernahme des Studienfinanzierers Sallie Mae ließ er platzen.

Den spektakulärsten Angriff auf einen Dax-Konzern startete 2005 der Hedge-Fonds TCI bei der Deutschen Börse. Gemeinsam mit Hedge-Fonds Atticus und Lone Pine hielt TCI bis zu 25 Prozent an der Börse und stürzte den damaligen Chef Werner Seifert. Aufsehen erregte 2006 auch der Einstieg von Blackstone bei der Deutschen Telekom. Der US-Finanzinvestor erwarb für 2,7 Milliarden Euro jedoch nur 4,5 Prozent der T-Aktien.

Bei der Münchener Rück ist mit Cevian Capital seit Herbst 2007 ein Finanzinvestor an Bord, der auf Veränderungen drängt. Attacken von Hedge-Fonds sah sich immer wieder der Touristikkonzern Tui ausgesetzt. Zur Komplettübernahme eines Dax-Konzerns kam es jedoch nie, auch wenn Blackstone-Chef Steven Schwarzman Anfang 2007 andeutete, er habe eine 50-Milliarden-Dollar-Übernahme erwogen. Die Kreditkrise macht den Kauf eines Dax-Unternehmens für Finanzinvestoren fast unmöglich.

© SZ vom 17.04.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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