Commerzbank übernimmt Dresdner:"Commerzbank - die Beraterbank"

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Neuordnung am Bankenplatz Frankfurt: Der Name Dresdner Bank wird nach der Übernahme durch die Commerzbank wohl gestrichen.

Nach der Fusion von Dresdner und Commerzbank soll der neue Bankkonzern nur noch unter einem Namen auftreten. Commerzbank-Vorstandsstandschef Martin Blessing sagte bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main, für welchen Markenname sich die künftige Nummer zwei der Branche entscheiden werde, sei noch nicht klar.

Emotionale Nähe zum Werbeslogan: Martin Blessing begann seine Karriere bei der Dresdner Bank. (Foto: Foto: dpa)

Emotionale Nähe zum Werbespruch

Beide Namen hätten einen hohen Wert, gerade auch der Slogan "Dresdner Bank, die Beraterbank" sei sehr bekannt. Zudem habe er selbst eine emotionale Nähe zu diesem Werbespruch, "den habe ich nämlich selbst mit eingeführt", sagte Blessing, der seine Karriere bei der Dresdner Bank startete. Denkbar sei etwa "Commerzbank, die Beraterbank".

In jedem Fall ergebe es wenig Sinn, zwei Marken zu behalten. "Wir werden im Marketing stärker werden, weil wir künftig nur noch eine Marke haben werden", sagte der Commerzbank-Chef. Welche Marke beibehalten wird, sagte er zunächst nicht. Erwartet wird, dass der Name Dresdner Bank gestrichen wird.

Aktien stürzen ab

Die Commerzbank soll nach der Übernahme der Dresdner Bank von zehn Vorständen geführt werden. Chef des Gremiums bleibt der derzeitige Commerzbank-Chef Blessing, wie das Unternehmen am Montag in Frankfurt mitteilte. Der Versicherungskonzern Allianz, der knapp 30 Prozent des neuen Instituts halten wird, schickt zwei Vertreter in den Aufsichtsrat: Der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Michael Diekmann, wird stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums, das weiterhin vom früheren Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller geführt wird. Außerdem rückt Allianz-Vorstand Helmut Perlet in den Aufsichtsrat.

Die Aktien der Commerzbank stürzten am Montag nach Bekanntgabe der Übernahme ab. Die Papiere verloren um mehr als sieben Prozent. Die Papiere der Allianz drehten nach Kursgewinnen zu Handelsbeginn später ins Minus.

"Hohe Restrukturierungskosten und die Ausgabe neuer Aktien im Tausch für eine Verluste schreibende Einheit werden die Gewinne der Commerzbank belasten", urteilte Marktanalyst Heino Ruland von Frankfurt-Finanz.

Dem Management droht harte Integrationsarbeit

Aktionärsschützer bezeichneten die Übernahme als sinnvoll und richtig für den Standort Deutschland. "Die Übernahme ist eine gute Lösung für den Standort Deutschland", sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger der Berliner Zeitung. "Damit hat Deutschland neben der Deutschen Bank ein zweites international wettbewerbsfähiges Kreditinstitut."

Zudem sei vorerst die Gefahr gebannt, dass die Commerzbank selbst ins Visier einer Übernahme geraten könnte. Am Arbeitsplatzabbau bei beiden Banken führe "wohl kein Weg vorbei", sagte der Anlegerschützer: "Es ist nun einmal auch Sinn von Übernahmen, Synergieeffekte zu erzielen."

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Dem Management der Commerzbank steht nach dem Kauf nach Ansicht des Nürnberger Bankenexperten Wolfgang Gerke ein hartes Stück Integrationsarbeit bevor. "Die große Herausforderung wird nun die Zusammenführung der beiden Häuser", sagte der Professor am Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen der Universität Erlangen-Nürnberg der Nachrichtenagentur Reuters. "Bisher hat das Fusionsmanagement in Deutschland nicht sonderlich gut funktioniert. Es kommt jetzt darauf an, dass man es besser macht, zwei Kulturen zusammenzuführen."

Verbraucherschützer sehen Wettbewerb nicht gefährdet

Gerke zeigte sich allerdings trotz der Schwierigkeiten optimistisch. "Es sind zwei Banken, die sich bisher im Markt als Konkurrenten begegnet sind. Gerade wenn man Arbeitsplätze abbauen muss, muss man vorsichtig sein, niemanden zu demotivieren. Aber ich traue das dem Management zu. Sie haben bisher eine gute Politik gemacht."

Mit wesentlichen Nachteilen für Inhaber von Konten bei beiden Kreditinstituten rechnet Gerke nicht. "Für die Kunden ändert sich dadurch nicht viel." Langfristig könne erwartet werden, dass die Banken effizienter wirtschaften. Die eine oder andere Zweigstelle könnte verschwinden. "Aber da wird eine Filiale der Commerzbank oder der Dresdner noch in der Nähe sein."

Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt sei durch die Fusion nicht gefährdet, sagten Verbraucherschützer. "Auch nach dem Zusammenschluss gibt es bei uns weit mehr Banken als in anderen EU-Ländern", sagte der Banken-Experte des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale, Frank-Christian Pauli. "Nach der Elefantenhochzeit bleiben für die Kunden eine ganze Reihe von Ausweichmöglichkeiten - da tut sich kein Monopol auf."

Das Drei-Säulen-System aus privaten Banken, Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen sowie die Präsenz vieler ausländischer Institute garantiere genügend Konkurrenz, sagte Pauli.

Weniger Erreichbarkeit vor Ort

Dennoch befürchten die Verbraucherschützer auch Nachteile durch das Zusammengehen. "Wenn das Filialnetz ausgedünnt wird, sinkt die Erreichbarkeit vor Ort", sagte Pauli. "Auch die Servicequalität kann darunter leider." Probleme für die Kunden könne es zudem bei der Anpassung der Produktpalette geben.

Auch Wirtschaftsinstitute haben keine Bedenken gegen die Fusion. "Es ist nicht zu erwarten, dass daraus eine marktbeherrschende Stellung zum Nachteil der Kunden entsteht", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Christian Dreger.

Auch das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunktur (IMK) sieht keine Probleme. "Hier entsteht eine starke Bank", sagte IMK-Direktor Gustav Horn. "Das hilft dem Wettbewerb, davon können Privat- wie Geschäftskunden profitieren."

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AP/AFP/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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