Commerzbank: Aktie verliert:"Das Vertrauen ist erst einmal weg"

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Die Worte von Commerzbank-Chef Blessing finden kein Gehör: Die Aktien des Instituts sind nach dem Einstieg des Bundes massiv abgestürzt.

Nach einem zweistelligen Absturz am Donnerstag unmittelbar nach Bekanntgabe der Teilverstaatlichung sackten die Commerzbank-Papiere am Freitagvormittag zeitweise im Frankfurter Xetra- Handel um weitere knapp 15 Prozent auf 4,47 Euro ab, konnten sich dann aber teilweise wieder erholen. Die Aktie markierte einen neuen Tiefpunkt, die Marktkapitalisierung sank auf etwa 3,5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Für 25 Prozent plus eine Aktie gibt der Bund eine Eigenkapitalspritze in Höhe von 10 Milliarden Euro. Erst vor wenigen Wochen hatte die Regierung das Institut mit 8,2 Milliarden Euro unterstützt.

Der Staat steigt bei der Commerzbank ein - und die Aktie stürzt ab. (Foto: Foto: AP)

Am Donnerstag waren die Aktien mit einem Abschlag von 13,79 Prozent bei 5,25 Euro aus dem Handel gegangen, nachdem sie zuvor bis auf 4,79 Euro gefallen waren. Unmittelbar zuvor hatte die zweitgrößte deutsche Privatbank mitgeteilt, dass sie weiteres Geld aus dem Banken-Rettungsfonds bekommt.

Bank-Chef Martin Blessing versuchte bereits am Donnerstagabend, die Kunden zu beruhigen: Deutschlands zweitgrößte Privatbank sei durch die Beteiligung "eine noch sicherere Bank geworden", sagte Blessing am Donnerstagabend der ARD. Auch für Firmenkunden stehe das Geldhaus mit Krediten künftig "als verlässlicher Partner" zur Verfügung. Insofern profitierten sowohl Firmen- als auch Privatkunden von dem Schritt.

Böse Erinnerungen werden wach

Händler kommentierten den Einstieg des Staates zum Teil mit deutlichen Worten: "Das Vertrauen ist erst einmal weg. Bei der Historie des Papiers kommen bei einigen Investoren böse Erinnerungen an die Hypo Real Estate auf. Wer in solch einer Art sogenannte Investor Relations betreibt, braucht sich nicht zu wundern."

Ein anderer Händler schimpfte: "Die können auf Jahre kein Geld verdienen." Bei 18 Milliarden Euro Staatshilfe aus dem Rettungsfonds Soffin zu neun Prozent Zinsen ergebe sich eine jährlich Zinsbelastung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Im besten Jahr 2007 habe die Commerzbank ein Nettoergebnis von 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Händler bezeichnete das Procedere als "Abwicklungsbank für den Mittelstand" und als "eine Riesenfarce"

Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank hält die Teilverstaatlichung indes für den richtigen Schritt. " Es ist das erste Mal in Deutschland, dass der Staat eine Bank teilverstaatlicht." Dies müsse an der Börse "wohl erst einmal verdaut werden". Allerdings würde hierzulande nur das nachgeholt, was andere ausländische Banken schon erlebt hätten. Sein Fazit: "Mehr Sicherheit durch staatliche Hilfen." Außerdem sei das Bankenklima im Moment schwierig. Zu der Entscheidung gebe es keine Alternative.

Analysten reagierten negativ. Die Experten von JP Morgan reduzierten ihr Ziel für Commerzbank-Aktien von 5,60 auf 4,70 Euro und stuften das Papier mit "Underweight" ein. UBS senkte das Kursziel von 7,00 auf 5,50 Euro bei der Einstufung "Neutral". Die Experten von Cheuvreux beließen die Einstufung auf "Underperform" und das Kursziel bei 5,20 Euro.

Nach der Teilverstaatlichung der Bank bleibe für die Altaktionäre nicht mehr viel übrig, schrieb Analyst Joachim Mueller in einer Studie. Die zusätzlichen Kapitalhilfen des Staates und die stille Beteiligung der Allianz würden zu einer erheblichen Verwässerung führen.

Die Analysten von Societe Generale stuften den Titel von "Hold" auf "Sell" ab und senkten das Kursziel von 8,90 auf 4,00 Euro. Die weitere Kapitalaufstockung durch den Staat nach den deutlichen, noch unveröffentlichten Verlusten bei Dresdner Bank und Commerzbank im vierten Quartal bedeute für die Aktionäre eine schwere Belastung, schrieb Analyst Alan Webborn in einer Studie.

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