Carlyle Capital Corp:Mister Rubenstein schockiert die Börse

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Der milliardenschwere Hedgefonds der Carlyle Capital Corp kann seine Schulden nicht mehr bedienen - weltweit brechen die Bankaktien erneut ein.

Martin Hesse

David Rubenstein gilt als einer der fähigsten Köpfe der Finanzwelt. Er gründete vor zwei Jahrzehnten den Finanzinvestor Carlyle, und machte die Firma zu einer der größten ihrer Art. Jetzt steht ein Hedge-Fonds aus Rubensteins Imperium vor dem Kollaps.

Er geriet in den Sog der Kreditkrise und droht diese nun weiter zu verschärfen: Carlyle Capital Corp. (CCC) erklärte in der Nacht zu Donnerstag, der Fonds könne Schulden in Höhe von 16,7 Milliarden Dollar nicht mehr bedienen. Die Nachricht riss die Aktienkurse nach unten und drückte den Dollar auf ein Rekordtief.

Kaum Eigenkapital

Seit vergangener Woche hatte CCC mit seinen Gläubigern verhandelt, doch die Gespräche scheiterten. Der börsennotierte Fonds hatte 670 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt und etwa das 32-fache an Schulden aufgenommen, um damit Immobilienkredite im Wert von 21,7 Milliarden Dollar zu kaufen.

Die Hypotheken dienten den Gläubigern als Sicherheit. Zwar handelte es sich dabei vorwiegend um staatlich garantierte Papiere der Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Doch auch deren Preise sind gefallen, weil Investoren sich von Wertpapieren abwenden, die mit Krediten besichert sind.

Verlieren die Kreditpapiere an Wert, können die Gläubigerbanken zusätzliche Sicherheiten für ihre Ausleihungen an Hedge-Fonds verlangen. Bekommen sie diese nicht, dürfen sie die Wertpapiere des Fonds verkaufen, um sich schadlos zu halten.

Deshalb droht jetzt bei CCC der Ausverkauf. Die Gläubiger übernähmen umgehend die Wertpapiere des Fonds, teilte Carlyle mit. Viele Banken brauchen wegen der Kreditkrise selbst Kapital, deshalb fürchten Beobachter, dass sie die Carlyle-Papiere schnell zu Geld machen. Dadurch dürften die Preise solcher Hypotheken-Papiere weiter fallen und bei anderen Investoren Verluste und Verkäufe auslösen.

In Finanzkreisen hieß es am Donnerstag, Carlyle-Chef Rubenstein lasse derzeit seine exzellenten Kontakte in alle Winkel der Finanzwelt spielen, um Kreditegeber für CCC zu finden. "Doch Liquidität ist im Moment ein extrem wertvolles Gut", sagte der Kapitalmarktchef einer Investmentbank. Daher überlege sich jede Bank, jeder Investor sehr gut, worauf er sie verwende. Wer freie Mittel habe, warte derzeit eher darauf, dass die Aktienkurse noch weiter fallen, um dann dort und nicht am Kreditmarkt einzusteigen.

Die Erwartung fallender Börsen erfüllte sich am Donnerstag, wofür Händler auch die Carlyle-Schieflage verantwortlich machten. Vor allem Bankaktien gerieten stark unter Druck. Die Commerzbank büßte zeitweise mehr als sechs Prozent ein, der Dax verlor beinahe drei Prozent.

Die amerikanischen Börsen eröffneten mit Abschlägen von knapp zwei Prozent. Zuvor waren bereits die Kurse an den asiatischen Börsen eingebrochen. Der Dollar fiel im Vergleich zum Euro und zum japanischen Yen auf historische Tiefstände. Erstmals kostete ein Euro mehr als 1,56 Dollar. In Asien mussten erstmals seit 1995 weniger als 100 Yen je Dollar gezahlt werden.

Anleger sehen die Carlyle-Pleite als Hinweis, dass die Finanzkrise noch bei weitem nicht eingedämmt ist und auch die 240-Milliarden-Dollar-Spritze der Notenbanken nicht reicht, um eine Kreditklemme abzuwenden. Investoren fürchten, auch Großbanken könnten Liquiditätsprobleme bekommen. So rutschte der Kurs von Bear Stearns am Donnerstag um mehr als 13 Prozent ab, obwohl die amerikanische Investmentbank Anfang der Woche solche Gerüchte als "lächerlich" bezeichnet hatte.

Kreditmarktexperten sehen die Gefahr, dass ein Zusammenbruch von CCC andere Fonds mitreißen könnte. "Besonders bei Hedge-Fonds, die mit sehr viel geliehenem Geld im Hypothekenmarkt investierten, ist die Gefahr weiterer Schieflagen groß", hieß es bei einer Investmentbank.

Allerdings sei das Ausmaß der Verschuldung bei CCC extrem hoch. Carlyle-Chef Rubenstein wird die Pleite seiner Hedgefonds-Tochter wohl mit einigen Schrammen überstehen: Nur mit 150 Millionen Euro ist die Mutter von der CCC-Schieflage betroffen. Doch der Image-Schaden für Carlyle und Rubenstein dürfte immens sein.

© SZ vom 14.03.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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