Rezessionsängste, Gerüchte um weitere Milliardenabschreibungen und nackte Panik haben die hochnervösen Aktienmärkte zum Teil erneut in die Knie gezwungen.
Der deutsche Aktienindex (DAX) stürzte am Mittwoch um zeitweise 5,7 Prozent ab. Der Dow Jones Index verlor in den ersten Handelsminuten mehr als 2 Prozent, legte dann aber bis zum Börsenschluss kräftig zu und schloss mit einem Plus von 298,98 Punkten oder 2,5 Prozent bei 12.270,17 Zählern.
Ob London, Paris oder Stockholm - überall in Europa zeigten die Kursbarometer nach unten. Für den Negativtrend wurden auch Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet verantwortlich gemacht, die eine baldige Zinssenkung im Euroraum unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Trichet sagte am Morgen in Brüssel: "In schwierigen Zeiten von Finanzmarktkorrekturen und Turbulenzen ist es die Pflicht der Zentralbank, Inflationserwartungen einen festen Anker zu geben und zusätzliche Preisschwankungen auf bereits sehr volatilen Märkten zu vermeiden."
Das sei es, was die EZB seit Beginn der Turbulenzen im August vergangenen Jahres tue, fügte Trichet hinzu. Die EZB hatte in den vergangenen Monaten mehrfach dem Drängen widerstanden, die Zinsen wie in den USA zu senken.
Der DAX sackte am Nachmittag zeitweise unter die Marke von 6.400 Punkten und damit auf den tiefsten Wert seit Dezember 2006. In der Schweiz führten Kurserosionen dazu, dass der Swiss Market Index (SMI) im Vergleich zum Vorabend um fast 310 Punkte oder 4,1 Prozent auf 7.179,96 Zähler abstürzte.
Die überraschend starke Zinssenkung in den USA um 75 Basispunkte am Dienstag kann bei den Anlegern offenbar nicht die Sorgen um die Verfassung der amerikanischen Wirtschaft beschwichtigen. Zudem wurden Bilanzergebnisse von Apple und Motorola offensichtlich als enttäuschend empfunden.
In der Nacht hatten dagegen die asiatischen Börsen nach der Notbremse der US-Notenbank zugelegt. Der japanische Nikkei Index gewann 2 Prozent auf 12.829,06 Zähler. An den beiden Vortagen hatte das Börsenbarometer insgesamt 9,3 Prozent verloren. In Hongkong legte der Hang Seng Index - der am Montag und Dienstag um zusammen 13,6 Prozent nachgab - 8,3 Prozent im Nachmittagshandel zu. Analysten erwarten, dass die volatile Phase an den Märkten - also ein Auf und Ab der Kurse - noch eine Weile andauern dürfte.
Das schnelle Handeln der Fed wird von einigen Experten auch als ein Zeichen gesehen, dass die US-Kreditkrise ein sehr ernstes Problem darstelle. So sagte Tsuyoshi Segawa, Stratege von Shinko Securities in Tokio, manche begännen nun zu denken, dass die Dinge so schlecht stünden, dass die Zentralbank habe handeln müssen.