Börse:Herbe Verluste an den Aktienmärkten

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Rund um den Globus fallen die Kurse: Die Finanzmärkte fürchten, dass die Kreditkrise den Banken erneut zusetzen könnte. Die Commerzbank machte schon mal den Anfang.

Der Dax fiel im frühen Geschäft um mehr als ein Prozent. Der TecDax büßte sogar noch etwas mehr ein.

"Der Handel ist trotz der herben Verluste in den USA und Japan sehr ruhig - von Panik keine Spur", sagte ein Händler.

Es gebe keine großen Verkäufe und zudem machten sich wieder einige Stützungskäufe bemerkbar, so dass kein massiver Druck auf dem Markt laste.

Commerzbank rudert zurück

Dies limitiere das Minus in den Indizes, das eindeutig auf die negativen Vorgaben aus Übersee zurückzuführen sei.

Am Freitag hatte die Wall Street mehr als zwei Prozent verloren, Verluste in ähnlicher Größenordnung gab es in Japan.

Deutlich unter Druck kamen in Frankfurt die Papiere der Commerzbank, die um zeitweise knapp vier Prozent nachgaben.

Die Bank ist stärker von der Kreditkrise in den USA betroffen als bislang bekannt. "Die Commerzbank ist mit 1,2 Milliarden Euro im Subprime-Sektor investiert", sagte Unternehmenschef Klaus-Peter Müller der Financial Times Deutschland.

Die bisher angekündigten Abschreibungen von 80 Millionen Euro spiegelten lediglich den Informationsstand von Anfang Juli wider - das werde nicht reichen.

Händler äußerten sich unterschiedlich: "Das führt zu einem Vertrauensverlust. Bisher hat die Bank ihre früheren Angaben immer bestätigt, nun muss sie zurück rudern", sagte ein Börsianer. Relativierend räumte er jedoch ein, dass die Bank immerhin ihre Prognosen bestätigt hätte.

Anleger positionieren sich vor VW-Gesetz-Entscheidung

Volkswagen gingen auf eine Berg- und Talfahrt und standen zuletzt mit 0,47 Prozent auf 176,66 Euro leicht im Minus.

Zeitweise hatten sie sich fest an die Dax-Spitze gesetzt. "Das sind jetzt die letzten spekulativen Positionierungen vor der morgigen Entscheidung um das VW-Gesetz", sagte ein Händler.

Zwar sei der Fall dieses Gesetzes längst im Kurs eingepreist, einige schienen aber trotz des "Focus"-Berichts noch auf eine sofortige Aufstockung des Porsche-Anteils zu setzen. Dem Bericht zufolge will Porsche die zur endgültigen Machtübernahme bei VW noch fehlenden Aktienpakete erst in den nächsten Monaten erwerben und damit voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr.

Tui gaben ebenfalls nur moderate 0,25 Prozent auf 19,67 Euro ab. Der US-Investor Guy Wyser-Pratte will seinen Widerstand gegen eine Vertragsverlängerung für Tui-Chef Michael Frenzel verstärken.

Sollte der Aufsichtsrat Anfang November dafür stimmen, müsse man über die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nachdenken, sagte der Großaktionär der "Euro am Sonntag". "Wyser-Pratte hat Recht - Frenzel war bislang ein Hindernis für den Erfolg des Unternehmens", begrüßte ein Börsianer den Schritt.

Allerdings seien Gerüchte um einen möglichen Rücktritt Frenzels nicht neu. Im MDax sprangen Techem um 17,20 Prozent auf 57,66 Euro nach oben. Nach der gescheiterten Übernahme des Energiedienstleisters vor einem Jahr startet Macquarie nun einen neuen Versuch - die australische Investmentbank bietet den Aktionären 58 Euro je Aktie in bar. Ein Händler äußerte sich positiv und sprach von einem "lang erwarteten neuen Angebot von Macquarie". Die WestLB stufte die Aktie von "Reduce" auf "Add" hoch und hob ihr Kursziel auf 58 Euro.

Aufgrund der von Hedgefonds dominierten Aktionärsstruktur dürfte Macquarie nun mit seiner Übernahme Erfolg haben, schrieb Analyst Ralf Dörper. KUKA rutschten unterdessen um 5,98 Prozent auf 26,59 Euro ab.

Die Aktien des Maschinenbauers seien sehr volatil und im schwachen Marktumfeld verliere ein solcher Titel häufig überdurchschnittlich, sagten Börsianer. Ein weiterer Händler vermutete Spekulationen um einen Ausstieg von Wyser-Pratte, nachdem dieser sich stark in Curanum engagiert habe und sich künftig auch mehr um TUI kümmern dürfte.

Arques Industries verloren 3,54 Prozent auf 21,53 Euro. Für Aufregung hatte am Morgen ein Bericht von Euro am Sonntag gesorgt: Arques-Chef Martin Vorderwülbecke und sein Vorstandskollege Markus Zöllner wollten das Unternehmen verlassen, hieß es darin.

Arques dementierte den Bericht über Abwanderungsgedanken im Vorstand. Später gab die Beteiligungsgesellschaft bekannt, dass Markus Zöllner den Vorstand zum Jahreswechsel verlassen wird.

Bei den Technologiewerten gaben Solon 2,23 Prozent auf 76,21 Euro ab und erholten sich damit von ihrem Tagestief bei 71,12 Euro. Das Solarunternehmen stockt seinen Anteil am österreichischen Solarzellenhersteller Blue Chip Energy über eine Sachkapitalerhöhung von 19 auf 47 Prozent auf. Ein Händler äußerte sich in einer ersten Reaktion positiv.

Der Euro hat am Montag gegenüber dem US-Dollar ein Rekordhoch erreicht. Die europäische Gemeinschaftswährung kletterte im frühen Handel auf den asiatischen Märkten auf 1,4347 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit ihrer Einführung 1999.

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