Bei uns in ... London:Sex in der City

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Ein Ex-Banker enthüllt: Banker und Broker in London feiern erfolgreiche Geschäfte gern auch mit Bordellbesuchen. Eine Regierungsinitiative könnte dem ein Ende bereiten.

Andreas Oldag

Jeder weiß es. Aber trotzdem redet man in den feinen Büros der Londoner Bankenwelt nicht gerne darüber: Das Sex-Geschäft blüht. Nach Feierabend vergnügen sich Banker und Broker in einschlägigen Bars und Lokalen.

(Foto: N/A)

Enthüllungsbuch über die Finanzwelt

Prostitution wird gerne mit dem Begriff "Escort Service" umschrieben. Für solche Dienstleistungen wird vor allem im Internet, aber auch in Stadtmagazinen geworben.

In seinem neuen Buch "Cityboy" gibt der britische Ex-Banker Geraint Anderson intime Einblicke in das muntere Treiben an der Themse. Ein erfolgreiches Geschäft wird abends gerne mal mit einem Besuch im Bordell oder auch mit einer Prise Kokain gefeiert.

Drehscheibe für Menschenhandel

Es ist allerdings auch eine Macho-Welt, in der Frauen als Freiwild betrachtet werden. London hat sich den zweifelhaften Ruf einer der europäischen Drehscheiben des skrupellosen Menschenhandels erworben.

Die vergleichsweise liberalen britischen Einwanderungsgesetze machen es für Verbrecher leicht, junge Frauen aus Osteuropa, aber auch aus Asien in die Metropole zu locken. Sie werden dann häufig zur Prostitution gezwungen.

Kein Zufall, dass die energische britische Ministerin für Gleichstellung und stellvertretende Labour-Partei-Vorsitzende, Harriet Harman, nun eine Initiative zum landesweiten Verbot gewerblicher Prostitution gestartet hat.

Bigotte Antworten

Einer von der Regierung organisierten Umfrage zufolge würde eine Mehrheit der Briten eine entsprechende gesetzliche Initiative unterstützen.

Harman beklagt aber einen "doppelten Standard" bei den Antworten: So hätten viele männliche Interviewte eingeräumt, dass sie nichts dagegen hätten, für Sex Geld zu bezahlen. Aber die gleichen Befragten würden es als Schande empfinden, wenn aus ihrem eigenen Familienkreis eine Frau als Prostituierte tätig wäre.

Die Umfrage macht zudem deutlich, dass jüngere Briten gewerbliche Prostitution kritischer sehen als ältere. Ob es auch Unterschiede zwischen verschiedenen Berufsgruppen gibt, wird nicht beantwortet.

Aber die Meinung Londoner Banker dürfte sich kaum vom Durchschnitt absetzen. Allerdings: Sie haben erheblich mehr Geld als der Durchschnittsbrite in der Tasche, um sich solche Eskapaden leisten zu können.

© SZ vom 05.09.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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