Bausparen:Fünf Prozent - nicht für die Ewigkeit

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Die HUK-Coburg Bausparkasse versucht, Hochzins-Sparern andere Tarife nahezulegen. Verbraucherschützer reagieren verschnupft.

Thomas Öchsner

Wer vor ein paar Jahren dem Rat der Stiftung Warentest gefolgt ist und einen Rendite-Bausparvertrag abgeschlossen hat, wird dafür noch heute überdurchschnittlich gut belohnt: Bis zu fünf Prozent Guthabenzinsen gibt es für solche Verträge, bei denen Bausparer auf das sonst übliche Darlehen verzichten, und so viel lässt sich derzeit nirgendwo sonst für sichere, langfristige Anlagen kassieren.

Was die Hochzins-Sparer freut, ist für die Bausparkassen allerdings ein Ärgernis. Statt Geld zu verdienen, müssen sie für diese Kunden draufzahlen. Der Anbieter BHW kündigte deshalb bereits Tausenden Sparern einseitig - und geriet prompt in die Kritik von Verbraucherschützern. Und auch die HUK-Coburg Bausparkasse versucht, den Hochzins-Sparern andere Alternativen nahezulegen, wie Recherchen der Süddeutschen Zeitung ergaben.

"Risikolos Vermögen bilden", "langfristig gewinnbringend Geld anlegen" - so warb HUK-Coburg für den Rendite-Tarif und gehörte damit in den vergangenen Jahren mehrmals zu den besten Anbietern bei Untersuchungen der Stiftung Warentest. Wie einige andere Bausparkassen auch, setzten die Coburger darauf, dass die Zinsen in Zukunft wieder deutlich anziehen. Doch die Zinswette ging schief.

Guthabenzinsen über dem Niveau des Marktes

Auch nach der Jahrtausendwende blieben die Zinsen am Kapitalmarkt viel länger niedrig, als es Experten für möglich gehalten hatten. Noch heute hat die Bausparkasse deshalb etwa 74.000 Verträge, bei denen nach eigenen Angaben die Guthabenzinsen "zum Teil über den aktuellen Kapitalmarktzinsen liegen".

Das entspricht etwa gut einem Drittel des Bestandes, der in der Sparphase ist, und das kommt die Bausparkasse offenbar teuer zu stehen. 2006 musste das Unternehmen einige Millionen Euro zusätzlich an Rückstellungen bilden, um für die Auszahlung möglicher Zinsboni ausreichend gerüstet zu sein.

Wegen dieser und anderer Sonderbelastungen musste der Mutterkonzern im vergangenen Jahr sogar einen Zuschuss von 5,5 Millionen Euro gewähren. Ohne das Geld hätte die Bausparkasse einen Verlust ausweisen müssen. Inzwischen scheint sich die Lage aber wieder stabilisiert zu haben. "2007 ist kein weiterer Ertragszuschuss erforderlich", sagt Vorstandsmitglied Gerhard Haberzettl.

Auffällig ist bei der Bausparkasse aber noch immer die hohe Quote der Darlehensverzichter. Bei den zugeteilten Verträgen wollten 2006 etwa vier von fünf Kunden kein Darlehen. Der Anlagegrad, der das Verhältnis zwischen zugeteilten Bauspardarlehen und Bauspareinlagen widerspiegelt, ist auf 6,6 Prozent gesunken.

Diese Quote gilt als sehr niedrig. Bei anderen Kassen liegt sie bei 20 Prozent und mehr. Professor Heinrich Bockholt vom Institut für Finanzwirtschaft in Koblenz spricht deshalb von einer "Schieflage im Bausparerkollektiv". HUK-Coburg kontert: "Das ist falsch."

Gestiegene Zinsen am Kapitalmarkt und die neuen Tarife des Hauses mit deutlich niedrigeren Zinsen würden in Zukunft dazu führen, dass wieder mehr Bausparer ein Darlehen wollen. Außerdem sei ein niedriger Anlagegrad unter Liquiditätsgesichtspunkten "sogar durchaus zu begrüßen, da dann alle Zuteilungen zu den Mindestvoraussetzungen erfolgen können".

Trotzdem versuchen die Coburger, die Hochzins-Sparer aus ihren Verträgen loszueisen - nur weniger aggressiv als der Konkurrent BHW. So schrieb HUK-Coburg Kunden an, deren Verträge zuteilungsreif sind oder bei denen die gesetzliche Bindungsfrist abgelaufen ist, und bot einen Wechsel in andere Tarife an. Zugleich wurden die Spargeldzuflüsse in Hochzinstarifen begrenzt.

Von fünf Prozent auf ein Prozent

Geld, das Kunden über die Bausparsumme hinaus eingezahlt haben, werde "grundsätzlich zurücküberwiesen oder auf weiter bestehende Verträge umgebucht", weil dies ansonsten dem Zweck des Bausparens widerspräche, sagt Vorstand Haberzettl.

Außerdem offerierte das Institut allen Bestandskunden, in den Tarif "Finanzierungsbausparen" zu wechseln. Es seien aber keine Verträge einseitig aufgelöst worden. "Natürlich haben wir darauf geachtet, dass Kunden keine Nachteile in Kauf nehmen müssen", sagt Haberzettl.

Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen, hört dies mit Skepsis. Er bezweifelt, dass Kunden in solchen Fällen immer richtig beraten werden. "Wenn Kunden von einem Tarif, der 5,0 Prozent Zinsen bringt, in einen mit einem Guthabenzins von 1,0 Prozent umsteigen, dann ist der Nachteil des entgangenen Guthabenzinses so hoch, dass dies auch durch einen niedrigen Darlehenszins bei dem Bauspardarlehen nicht kompensiert wird", sagt Gottschalk.

Wer sich zu einem Tarifwechsel habe überreden lassen, sollte deshalb prüfen, ob er falsch beraten wurde. Und Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät ganz einfach: "In Hochzinstarifen sollten Kunden so lange wie möglich drinbleiben.''

© SZ vom 13.11.2007/sms - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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