"Bankamiz":Deutsche Bank lernt türkisch

Lesezeit: 2 min

Auf den ersten Blick sieht die Filiale im Frankfurter Stadtteil Höchst aus wie jede andere Niederlassung der Deutschen Bank. Doch drinnen ist alles anders.

Blauer Teppichboden, graue Tische mit Holzplatte, schwarze Polsterstühle. Das kennt man aus den Filialen der Deutschen Bank.

Doch zum Finanzgespräch wird hier häufiger Tee im Glas serviert als Kaffee, die Beraterinnen sprechen meist türkisch mit ihren Kunden und selbst die Broschüren und Anträge sind zweisprachig zu haben.

Seit gut einem halben Jahr bietet die Deutsche Bank diesen Service in 13 Filialen an - von Lübeck über Berlin, Köln und Remscheid, Krefeld, Frankfurt und Offenbach bis Stuttgart. Was als Versuch begann, läuft mittlerweile so erfolgreich, dass es ausgebaut werden soll.

Psst, nicht so laut

Unter dem Namen "Bankamiz", was so viel heißt wie "Die Bank für uns" oder "Unsere Bank", buhlt der Marktführer um die Deutsch-Türken. "Viele unserer türkischen Kunden freuen sich, wenn sie gerade bei komplexen Themen in ihrer Muttersprache beraten werden", sagt ein Banksprecher.

"Gerade in der ersten und zweiten Generation sprechen viele Einwanderer nur schlecht deutsch", sagt Ifaket Bayam vom Zentrum für Türkeistudien in Essen. "Einen Überweisungsbeleg auszufüllen, ist dann schon schwierig", weiß sie.

Viele müssten dann Familienangehörige oder Bekannte um Hilfe bitten - in Finanzangelegenheiten eine unangenehme Sache. Dass es in der Bank jemanden gibt, der ihre Muttersprache versteht, verhelfe vor allem türkischen Frauen zu mehr Selbstständigkeit, sagt Bayam.

"Willkommen bei der Bank, die Ihre Sprache spricht" wirbt die Deutsche Bank mit einem Foto von einem Teeglas auf Plakaten in den Testfilialen und im Internet um die türkische Kundschaft. 230.000 haben bislang den Weg zum Marktführer gefunden.

"Das neue Angebot spricht sich sehr schnell herum", sagt eine Beraterin. Wer neue Kunden wirbt, erhält statt der obligatorischen Kaffeemaschine einen Tee-Automaten oder anstelle statt Trikots von Bayern München oder dem HSV Originaltrikots von Galatasaray Istanbul oder Fenerbahçe.

Zudem wirbt die Bank mit einem Konto, bei dem fünf Überweisungen pro Jahr in die Türkei kostenlos sind. Mit einer monatlichen Grundgebühr von 4,49 Euro plus 1,50 Euro pro Formular-Überweisung ist das jedoch nicht gerade ein Schnäppchen.

Ansonsten betreibt die Deutsche Bank ihre türkische Offensive möglichst diskret. Weder gibt es große Werbeaktionen noch spezielle Anlage- oder Finanzierungsprodukte oder Schalter ausschließlich für die türkischen Kunden.

"Im Zweifel kommen Sie in die Filiale und merken gar nicht, dass Sie hier auch die 'Bankamiz'-Beratung bekommen", sagt ein Sprecher. Um die deutsche Kundschaft nicht zu verschrecken, soll das wohl auch so bleiben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: