Anlagebetrug:Der Schneeball von Frau Madoff

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Die Ehegattin des Finanzbetrügers Bernard Madoff soll 15 Millionen Dollar vor der Verhaftung ihres Mannes in Sicherheit gebracht haben.

Moritz Koch

Natürlich kann es Zufall gewesen sein oder Intuition, nur fällt es äußerst schwer, daran zu glauben. Wie jetzt bekannt wurde, hat Ruth Madoff, Ehefrau des vermutlich größten Betrügers der Wirtschaftsgeschichte, kurz vor der Verhaftung ihres Gatten Bernard Millionenbeträge von einem Brokerkonto abgezogen. Die Firma, die es verwaltete, war mit Madoff eng verbunden.

Bernard Madoff war 50 Jahre mit seiner Frau Ruth verheiratet. Eine Frage bleibt - wieviel wusste sie wirklich? (Foto: Foto: AP)

15 Millionen Dollar in zwei Wochen

Zwei Transaktionen weckten das Misstrauen der Ermittler im US-Bundesstaat Massachusetts. Am 25. November 2008 brachte Ruth Madoff fünf Millionen Dollar in Sicherheit. Knapp zwei Wochen später, am 10. Dezember, hob sie noch einmal zehn Millionen Dollar ab.

Keinen Moment zu früh: Nach Angaben der Bundesstaatsanwaltschaft ist der 10. Dezember jener Tag, an dem Madoff seinen Söhnen gestand, dass er, der Wall-Street-Veteran mit tadellosem Ruf, seine Anleger mit einem Schneeballsystem genarrt hatte. Die Verluste könnten sich auf ungeheuerliche 50 Milliarden Dollar summieren, soll er gebeichtet haben. Gleich nach der Unterhaltung alarmierten die Söhne die Behörden. Zumindest behaupten sie das.

Teile des Vermögens sichern

Madoff wurde am nächsten Morgen festgenommen. Auf seinem Schreibtisch fanden die Ermittler unterschriebene Schecks. Offenbar wollte Bernard Teile seines Vermögens verstecken. Die Konten der Madoffs wurden eingefroren.

Ruths Abbuchungen erfolgten aus einem Depot, das sie bei Cohmad Securities führte, einer Investmentfirma, die von ihrem Ehemann mitbegründet worden war und deren Miteigentümer er war. Seit Madoffs Schwindel aufflog, laufen auch gegen Cohmad Ermittlungen. Die Strafverfolger vermuten, dass Cohmad-Angestellte dabei geholfen haben, Madoff neue Kunden zuzuführen.

Madoffs Masche war im Kern verblüffend simpel. Er versprach stete, aber keinesfalls sensationelle Renditen von etwa zehn Prozent. Sein Fonds war geschlossen. Nur ausgewählte Klienten konnten bei seiner Firma investieren. Damit machte der marketingbegabte Milliardengauner viele äußerst wohlhabende Anleger auf sich aufmerksam, denen es in erster Linie um Sicherheit ging. Sie gaben fast alles darum, ihr Vermögen dem ehrenwerten Herrn Madoff zu überlassen.

Gewinne blieben aus

Doch die Zehn-Prozent-Renditen hat es offenbar nie gegeben, sie waren Scheingewinne. Madoff zahlte Altanlegern lediglich aus, was neue Kunden bei ihm einzahlten. Als wegen der Finanzkrise zu viele Klienten auf einmal ihre Ersparnisse zurückforderten, ging ihm das Geld aus und der Betrug flog auf.

Madoff behauptet seither, alleine gehandelt zu haben. Nur er habe gewusst, dass seine Vermögensverwaltung ein Schneeballsystem war. Doch schon immer gab es Zweifel an dieser Version. Allein wegen der gewaltigen Summen, die Anleger aus aller Welt ihm anvertrauten, gilt es als unwahrscheinlich, dass Madoff keine Komplizen hatte.

Zuviel für einen allein?

Die Verwaltungsarbeit war enorm, ebenso wie die Mühen, die er sich machte, um seine Spuren zu verwischen. Und so lag die Frage nahe, die sich die Ermittler und die Öffentlichkeit nunmehr schon seit zwei Monaten stellen: Was wusste Ruth?

Die Madoffs galten in New York als unzertrennlich. 50 Jahre waren sie verheiratet. Das Paar arbeitete im selben Büro in Midtown Manhattan. Jeden Abend sollen sie gemeinsam gegessen, jeden Urlaub miteinander verbracht haben. Ist es wirklich denkbar, dass Bernie Madoff sein dunkles 50-Milliarden-Dollar-Geheimnis vor seiner Frau verbergen konnte? Der Anwalt der Madoffs lehnte jeden Kommentar zu den Vorgängen ab.

© SZ vom 13.02.2009/iko/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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