Aktien steigen:Notenbanken fluten Finanzmarkt mit Geld

Lesezeit: 2 min

Die Kurse an den internationalen Börsen legen kräftig zu: In einer gemeinsamen Aktion pumpen die Notenbanken mehrerer Länder mehr als 200 Milliarden Dollar in den Markt.

Die großen Notenbanken greifen den wegen der Finanzkrise angeschlagenen Kreditinstituten weltweit erneut mit Milliarden unter die Arme.

Allein die Federal Reserve stellt bis zu 200 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung, wie die US-Notenbank am Dienstag in Washington mitteilte. Die Europäische Zentralbank (EZB) bietet 15 Milliarden Dollar an. Auch die Notenbanken Japans, Großbritanniens, der Schweiz und Kanadas kündigten großzügige Geldspritzen an.

Weltweit legten die Börsen deutlich zu: Der Dax gewann mehr als ein Prozent, die Wall Street legte gar um mehr als dreieinhalb Prozent zu und der Nasdaq Composite rückte um vier Prozent vor.

EZB-Ratsmitglied Vitor Constancio sagte in Lissabon, durch die konzertierte Aktion solle die Lage am Dollar-Geldmarkt normalisiert werden.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten hätten sich in den vergangenen Tagen und Wochen wieder verstärkt, so dass diverse Finanzinstitutionen mit frischem Geld versorgt werden müssten. "Die gegenwärtige Lage ist sehr kompliziert und sie ist potenziell ernst."

Angst vor einer Kreditklemme

Mit ihrer zweiten gemeinsamen Aktion innerhalb weniger Wochen wollen die Zentralbanken eine Kreditklemme verhindern.

Seit Ausbruch der US-Immobilienkrise im Sommer 2007 ist das Geld an den Kreditmärkten weltweit knapp geworden. Vor allem der Dollar-Geldmarkt droht immer wieder auszutrocknen, weil sich die Banken gegenseitig misstrauen und zudem aus Sorge vor milliardenschweren eigenen Verlusten ihr Geld zurückhalten.

Dadurch stiegen die Zinsen. In der Folge werden Kredite teurer, worunter Konsum und Investitionen leiden. Die Fed, die EZB und weitere große Notenbanken stellen deshalb immer wieder zusätzliche Gelder zur Verfügung. Das werde auch weiter geschehen, falls dies erforderlich sei, kündigte die EZB an.

Constancio sagte, er gehe davon aus, dass die Lage an den Märkten nicht ohne Folgen für die Realwirtschaft bleiben werde.

Im Zusammenwirken mit dem Wirtschaftsabschwung in den USA und dem schwachen Dollar sei dies nicht ausgeschlossen, erklärte der portugiesische Zentralbankchef.

Ökonomen begrüßten die konzertierte Aktion der Notenbanken. "Die Fed und andere Zentralbanken stellen kurzfristig das bereit, was alle brauchen - und das ist Bargeld", sagte Martin Blum von Unicredit.

Banken könnten nun leichter an Geld kommen, das helfe die Verspannungen am Dollar-Geldmarkt zu lösen. Der Euro verlor nach Bekanntgabe der Aktion rund einen Cent an Wert.

Der Dollar kostete zuletzt 1,5386 Dollar, nachdem er zuvor mit 1,5495 Dollar noch ein Rekordhoch erreicht hatte. Die Aktienmärkte reagierten mit Kursgewinnen. Einige Händler warnten aber, dass die strukturellen Probleme der US-Banken mit solchen Aktionen nicht behoben würden. An den Rohstoffmärkten gaben die Notierungen für Rohöl und Gold nach.

Die US-Notenbank will die 200 Milliarden Dollar ab 27. März per Versteigerung anbieten. Das Geld muss nach 28 Tagen zurückgezahlt werden. Auch die EZB bietet das Geld mit gleicher Laufzeit am Ende des Monats an.

Die Fed hatte bereits am Freitag eine Erhöhung ihrer ohnehin für März geplanten Geldspritzen angekündigt. Bei ihren Auktionen akzeptiert die Fed künftig auch Hypothekenanleihen als Sicherheit, die mit dem Kollaps am US-Immobilienmarkt zuletzt massiv an Wert verloren hatten.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: