Erstmals hat mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ein Spitzenbanker Stellung zu den Vorwürfen von Bundespräsident Horst Köhler genommen, Finanzmärkte seien "Monster", die in ihre Schranken gewiesen werden müssten. "Es wäre schädlich für unser künftiges Wirtschaftswachstum und unseren Wohlstand, Finanzinnovationen generell zu dämonisieren", sagte Ackermann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Nur ein kleiner Teil des Finanzsystems habe den Markttest nicht bestanden.
Der Bank-Chef lehnte es ab, das von Köhler geforderte Schuldbekenntnis zu geben. "Ich fühle mich da nicht angesprochen", sagte Ackermann. "Schon im vergangenen Sommer habe ich gesagt, dass die Banken Fehler gemacht haben - inklusive wir selbst." Ackermann bestritt zudem die Aussage Köhlers, im Verlauf der Krise habe die Gefahr des Zusammenbruchs der Weltfinanzmärkte bestanden. "Davon kann keine Rede sein." Er sehe auch keine Anzeichen für eine neue Weltwirtschaftskrise. Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft nannte er "erträglich".
Ackermann plädierte dafür, "auf Basis einer sauberen Ursachenanalyse gemeinsam den Schaden infolge der aktuellen Finanzkrise zu begrenzen. Ich bin an einer Problemlösung interessiert, an nichts anderem." Anders als Köhler will er nicht den Internationalen Währungsfonds zu einem neuen Aufsichtsorgan für die Stabilität der Finanzmärkte machen. Stattdessen sprach sich Ackermann dafür aus, "eine Art Weisen-Rat zu gründen, der systematisch nach möglichen Übertreibungen forschen und rechtzeitig Alarm schlagen kann".