US-Wirtschaft auf Talfahrt:Die Zeichen stehen auf Rezession

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Die USA erwartet offenbar eine schwere Wirtschaftskrise: Der Internationale Währungsfonds reduziert die Konjunkturprognose und immer mehr Verbraucher melden Insolvenz an.

Die Finanzkrise erreicht in den USA offenbar die Realwirtschaft: Nachdem in der vergangenen Woche bereits der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, eine drohende Rezession nicht länger ausschließen wollte, wird jetzt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die USA senken. Die Washingtoner Finanzinstitution werde ihre bisherige Vorhersage von 1,5 Prozent in diesem Jahr "nach unten korrigieren", sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn der französischen Zeitung Le Figaro. Zuvor war bereits in deutschen Regierungskreisen spekuliert worden, dass die IWF-Vorhersage für die Vereinigten Staaten auf 0,5 Prozent gesenkt werde.

Fest im Griff der Kreditkrise: Die US-Wirtschaft begibt sich auf Talfahrt. (Foto: Foto: dpa)

Unterdessen hat der US-Finanzminister Henry Paulson von einer deutlichen Abkühlung der amerikanischen Wirtschaft gesprochen. "Es gibt keinen Zweifel, dass wir uns in einem harten Quartal befinden", sagte Paulson. Auf eine Rezession wollte er sich indes noch nicht festlegen.

Von einer Rezession wird im Allgemeinen gesprochen, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen in Folge schrumpft. Der Konsum in den USA halte sich bisher zwar noch gut, sagte Strauss-Kahn: "Wenn die Krise aber Konsumkredite erreicht, werden die Konsequenzen für die wirtschaftliche Aktivität beträchtlich sein."

Immer mehr Insolvenzen

Um die Krise in den Griff zu bekommen, wird auch beim IWF eine finanzielle Unterstützung notleidender Banken inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. Strauss-Kahn sagte dazu: "Beim IWF wird darüber genauso nachgedacht wie anderswo." Man müsse den Banken die Möglichkeit geben nach vorne zu kommen, "um das heute vollkommen erstarrte System freizubekommen."

Beunruhigende Nachrichten kommen inzwischen auch von der Konsumentenseite. So berichtet das amerikanische Institut für Insolvenzen, dass sich immer mehr Verbraucher in den USA zahlungsunfähig melden. Im Zuge der Kreditmarktkrise ist die Zahl der Privatinsolvenzen einem Bericht des Instituts zufolge im ersten Quartal um 27 Prozent gestiegen. Allein im März haben sich 86.165 Verbraucher für zahlungsunfähig oder überschuldet erklärt, was einen steten Anstieg von 76.120 im Februar und 66.050 im Januar darstellt. "Wir erwarten, dass sich dieser Trend im Laufe des Jahres fortsetzen wird", hieß es weiter.

Neben dem angekündigten milliardenschweren Konjunkturpaket zur Ankurbelung der US-Wirtschaft wird im US-Senat unterdessen daran gearbeitet, ein Hilfsprogramm für die besonders schwer getroffenen Hausbesitzer aufzulegen. Im Kampf gegen eine Rezession soll Hausbesitzern finanzielle Hilfe zur Verfügung gestellt werden, denen eine Zwangsvollstreckung droht, weil sie ihre Hypotheken nicht mehr bedienen können. Der Umfang des Förderprogramms ist zwischen Demokraten und Republikanern noch umstritten.

© sueddeutsche.de/afp/Reuters/dpa/jkf/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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