Zugang zu jugendgefährdenden Computerspielen:"Einfacher als der Kauf von Wodka"

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Jugendliche haben weitgehend ungehindert Zugang zu gewaltverherrlichenden Computerspielen. Die Eltern sind meist machtlos und ahnungslos. Dabei gäbe es eine einfache technische Lösung.

Viele Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nutzen Online-Computerspiele, die aus Jugendschutzgründen gar nicht für sie freigegeben sind. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch in Frankfurt am Main veröffentlichten Studie. Der Zugang zu den teils gewaltverherrlichenden Spielen mit der Altersklassifizierung "ab 16" oder "ab 18" sei auch für jüngere Jugendliche oft unproblematisch, erklärte der Sozialwissenschaftler Klaus Allerbeck bei der Vorstellung der Untersuchung.

(Foto: Foto: ddp)

"Das ist einfacher als der Kauf einer Wodka-Flasche an der Tankstelle", sagte er. So hätten in der nicht repräsentativen Internet-Befragung von insgesamt 600 Spielbegeisterten im Alter ab 13 Jahren 40 Prozent der unter 16-Jährigen angegeben, Spiele zu spielen, die für sie nicht freigegeben sind. Gerade bei den Jüngeren lägen Online-Spiele wie Ego-Shooter und Rollenspiele im Trend.

Während der Jugendschutz per Alterskontrolle an der Kinokasse noch funktioniere, finde er bei Computerspielen oft gar nicht statt, sagte Allerbeck. Die Spiele-DVDs lägen oft den zahlreichen Computerzeitschriften bei.

Verkauft würden sie aber in der Regel, ohne dass nach dem Ausweis gefragt werde. "Zudem werden die Spiele auf dem Schulhof getauscht und im Freundeskreis weitergegeben", sagte der Sozialwissenschaftler.

Auch zu Hause greife die Kontrolle meist nicht: "Oft sind die Kinder die Computerexperten in der Familie", berichtete Allerbeck und fügte hinzu: "Wie sollen die Eltern etwas kontrollieren, mit dem sie sich selbst nicht auskennen?" Der Wissenschaftler glaubt nicht, dass öffentliche Appelle und Initiativen den Jugendschutz verbessern können.

Das einzig wirksame Mittel sei eine Art Schlüssel für den Computer, beispielsweise in Form eines USB-Sticks. Darauf könnten auch Altersinformationen des Nutzers gespeichert sein, die von den Spielen dann abgefragt werden könnten.

Technisch sei das heute kein Problem mehr, sagte Allerbeck: "Den Schlüssel könnte Mutti dann abziehen und das Spielen dieser Spiele damit unterbinden, auch ohne selbst etwas von Computern zu verstehen."

Rund 60 Prozent der befragten 13- bis 15-Jährigen befinden sich nach der Umfrage inzwischen mehr als 30 Stunden pro Woche im Internet. Inzwischen sitzen auch ein Drittel der über 30-Jährigen mehr als vier Stunden pro Tag vor dem Rechner, um online zu spielen. Die meisten von ihnen gaben an, berufstätig zu sein.

Noch sind Computerspiele eine Männerdomäne, doch holen die Frauen auf: Zwar machten sie in der Befragung nur rund sechs Prozent der Teilnehmer aus, drei Viertel von ihnen gaben allerdings an, mehr als drei Stunden pro Tag zu spielen.

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