Wimax-Versteigerung:Schneller Internetzugang für Jedermann

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Durch die Freigabe neuer Funkfrequenzen soll die Versorgung von Verbrauchern mit schnellen Internetanschlüssen verbessert werden. Vor allem in ländlichen Gebieten ist das Funknetzwerk eine Alternative.

C. Dohmen und T. Riedl

"Die weißen Flecken auf der Versorgungslandkarte für schnelle Internetzugänge sollen verschwinden'', sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, in Mainz.

Danach begann die Versteigerung der Funkfrequenzen für die so genannte Wimax-Technologie. Sie ermöglicht einen funkgestützten Internetzugang mit ähnlichen Geschwindigkeiten wie bei der DSL-Technik. Auf diese Weise können vor allem Haushalte in ländlichen Regionen Anschluss ans Netz bekommen. Ein Internetzugang gilt mittlerweile als wichtiger Standortfaktor für Unternehmen.

DSL ist in Deutschland nach wie vor die dominierende Technologie für den Breitbandzugang ins Internet. Die Technik funktioniert aber nur, wenn Kupferleitungen bis ins Haus liegen und bestimmte Übertragungsdistanzen nicht überschritten werden. Im Bundesgebiet leben laut dem Breitbandatlas des Wirtschaftsministeriums fast eine halbe Million Haushalte in Gebieten, in denen es keinen Internetanschluss gibt.

Lauter neue Gesichter

Zum Vergleich: 35,7 Millionen Haushalte wohnen in Gemeinden, in denen mindestens drei Viertel der Bevölkerung einen DSL-Zugang haben könnten. Nach Informationen der Deutschen Telekom liegt momentan bei 92,6 Prozent aller Haushalte, die an das Telefonnetz angeschlossen sind, auch ein Kupferkabel für DSL.

An der Versteigerung in Mainz nehmen nur Firmen teil, die bislang weder als klassische Festnetzbetreiber noch als große Mobilfunkanbieter auf dem deutschen Markt tätig sind. Zur Auktion zugelassen sind die sechs Unternehmen Clearwire Europe aus Luxemburg mit Hauptsitz in den USA, MGM Productions aus Italien sowie die deutschen Anbieter Televersa Online, Inquam Broadband, Ewe Tel und Deutsche Breitbanddienste.

Ursprünglich hatten sich 102 Unternehmen für die neuen Frequenzen interessiert. Nach Pilottests und Kritik am Auktionsverfahren schrumpfte der Interessentenkreis erheblich. So halten die Deutsche Telekom und Arcor die neue Funktechnologie für unwirtschaftlich.

Das Fernbleiben der Telekom ist positiv für den Markt

"Die großen Anbieter haben sich gründlich überlegt, ob sie für Wimax bieten sollen", sagt Dan Bieler, Branchenexperte beim Marktforschungshaus Ovum. "Es ist allerdings schwer, ein Geschäftsmodell zu erstellen, das die notwendigen Investitionen für eine weitere breitbandige Mobilfunktechnik rechtfertigt."

Sowohl die Deutsche Telekom als auch Arcor über den Mutterkonzern Vodafone besitzen in Deutschland Lizenzen für den schnellen Mobilfunkstandard UMTS.

Kurth bewertete das Fernbleiben der Mobilfunker und der Deutschen Telekom bei dieser Versteigerung als positiv für den Wettbewerb. So sei ausgeschlossen, dass eine dieser Gesellschaften Frequenzen allein zur Blockade kaufe, sagte der Regulierungschef, was einige Marktteilnehmer zwischenzeitlich befürchtet hatten.

Keinen Zweifel ließ Kurth an der wirtschaftlichen Potenz der Kaufinteressenten. Die Frequenzen gingen an ,"leistungsfähige und geeignete Unternehmen", sagte er. So startet etwa die Deutsche Breitbanddienste nach eigenen Angaben mit Finanzierungsgarantien von Banken wie Merrill Lynch und M.M. Warburg in Höhe von 100 Millionen Euro.

Millionenerlöse für den Staat

Das finanzielle Rückgrat ist wichtig: ,,Wimax-Antennen müssen über Glasfasernetze verbunden werden'', erläutert Philipp Geiger, Telekommunikationsexperte beim Beratungshaus Solon. "Der Aufbau eines flächendeckenden Netzes ist daher sehr aufwändig."

Vor der Versteigerung hat die Bonner Regulierungsbehörde auf der Deutschlandkarte 28 Regionen abgesteckt. Jeweils vier Frequenzpakete stehen für die Bieter zur Verfügung. Ein Unternehmen darf jedoch nur eine Frequenz pro Region ersteigern. Die Mindestgebote orientieren sich an der Bevölkerungsdichte.

Erfolgreiche Bieter müssen bis zum Jahr 2009 mindestens 15 Prozent und bis 2011 dann 25 Prozent der Gemeinden in ihrem Gebiet mit Hilfe der neuen Funktechnik erreichen. Die Auktion weckt Erinnerungen an die Versteigerung der UMTS-Frequenzen vor sechs Jahren. Eine Bieterschlacht unter den Mobilfunkgesellschaften hatte damals 98,8 Milliarden D-Mark - umgerechnet 51 Milliarden Euro - in die Kasse des Bundes gespült. Die Auktion dauerte drei Wochen. Kurth rechnet dieses Mal mit einer Dauer von wenigen Tagen und einem Erlös im Millionen- statt im Milliarden-Euro-Bereich.

© Süddeutsche Zeitung vom 13.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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