Weitere Festnahmen nicht ausgeschlossen:Illegaler Download-Dienst geschlossen

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Der Polizei ist mit der Verhaftung eines 19-jährigen Rügeners ein entscheidender Schlag gegen die Filesharing-Szene gelungen. Punkt1, so der Nickname des Admins, war bereits für den Betrieb des illegalen Dienstes Bockwurst.dl.am verantwortlich. Den Behörden fielen in diesem Zusammenhang umfassende Listen mit Nutzungsdaten in die Hände.

Tobias Weidemann

Erneuter Schlag gegen die Filesharing-Szene: Punkt1, ein bekannter Admin, der bereits für den Betrieb des Download-Servers Bockwurst.dl.am verantwortlich war, ist am Montag verhaftet worden und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Das bestätigten gestern die Polizeidirektion und die Staatsanwaltschaft Stralsund und nannten Verdunkelungs- und Fluchtgefahr als Gründe hierfür.

Dem 19jährigen Abiturienten werden gewerbsmäßige Verstöße gegen das Urheberrechtsgesetz vorgeworfen, die in Zusammenhang mit dem Betrieb der Download-Services Coredown.to und Arknova.to stehen. Beide Dienste wurden zwischenzeitlich vom Netz genommen, ebenso wie einige andere Sites, die nicht von Punkt1 betrieben wurden, mit deren Betreibern er aber in engem Kontakt stand.

Bei Arknova und Coredown handelte es sich um Download-Services, wo sich, ähnlich wie seinerzeit bei Bockwurst, große Mengen an Kauf-Software zum illegalen Download befanden. Die Site gab es seit etwa einem Jahr. Inzwischen nicht mehr vorhandene Angaben, wonach der Dienst bereits seit 1997 für einen geschlossenen Nutzerkreis bestand, sind eher unwahrscheinlich.

Geld verdient wurde mit den Diensten nicht nur über einen beschränkungsfreien Premium-Download, sondern auch über ein ausgeklügeltes Partnerprogramm. Wie hoch die Einnahmen waren, ist nicht bekannt. Ein Insider gibt die Besucherzahl von Silo mit 150.000 am Tag an, die immerhin 2000 Euro an Tageseinnahmen generiert hätten.

Die Tipps kamen direkt aus der Szene und liefen über das Landeskriminalamt Sachsen. In Internet-Foren wurde bereits seit längerem über mehrere im Aufbau befindliche kommerzielle Dienste diskutiert, mit denen Punkt1 in Verbindung gebracht wurde.

Offenbar sollten hiermit einige alte Rechnungen beglichen werden. "Er hatte angekündigt, mir beim Bockwurst-Prozess Dinge in die Schuhe zu schieben, die falsch sind", berichtet ein Hacker namens Dark-Born in seinem Blog. Zusätzlich habe Punkt1 mit seinen Diensten etliche tausend Anwender in Gefahr gebracht - eine etwas gewagte These, da recht einfach zu erkennen ist, dass es sich bei den genannten Angeboten um illegale Downloads handelte.

Im Rahmen des Zivilprozesses um den Bockwurst-Dienst, der im Februar 2005 abgeschlossen wurde, hatte sich Punkt1 Anfang diesen Jahres zivilrechtlich zur Zahlung von 513.000 Euro Entschädigung verpflichtet.

"Die Ermittlungen sind noch in vollem Gang - Genaueres werden wir erst nächste Woche sagen können", erklärt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage. Zusätzlich zu der Durchsuchung auf Rügen seien einige weitere Wohnungen und Geschäftsräume auf Rügen und im gesamten Bundesgebiet aufgesucht worden. Dabei ging es um Mittelsmänner, über die Zahlungen geflossen seien und um Uploader.

Für alle, die bei Coredown und Arknova Dateien bereitgestellt oder heruntergeladen haben, könnte die Sache ein Nachspiel haben. Denn beschlagnahmt wurden möglicherweise auch die Logdateien der Server. Über die IP-Adressen können Anwender damit identifiziert werden. In Schwierigkeiten kommen könnten übrigens nicht nur diejenigen, die auf dem Dienst Daten zur Verfügung gestellt haben, sondern auch die Downloader. Denn rechtlich gesehen ist ein solcher Download das Erstellen einer unrechtmäßigen Kopie. Allerdings haben sich die Behörden in ähnlichen Fällen aufgrund der hohen Fallzahl vor allem an die "Seeder" gehalten, also an jene, die Inhalte angeboten haben.

Zur Zahl der weiteren Verfahren, die durch diesen Fund möglich werden, wollte der Sprecher der Polizeidirektion Stralsund keine Angaben machen - hierüber könne erst in einigen Tagen gesprochen werden. Im Rahmen der Bockwurst-Affäre wurden rund 12.000 Identitäten festgestellt - aus technischen Gründen lagen damals nämlich nur die Log-Files der letzten drei Tage vor. Dieses Mal dürfte die Zahl daher um einiges größer sein, falls Log-Files beschlagnahmt wurden.

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