Viren aus China:Angriff der Killerpandas

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In China sind bereits Millionen Computer mit einem heimtückischen Virus infiziert - wen er befällt, sieht nur noch Bärchen.

Henrik Bork

Ein Killerpanda hält China in Atem. Kein echter, zum Glück. Es ist ein Killervirus im Internet, das als Panda verkleidet daherkommt. Millionen Computer sind bereits damit infiziert. Statt der Dateien ist auf dem Bildschirm dann nur noch der Panda zu sehen. Computerexperten in China erhalten pro Tag Tausende verzweifelte Anrufe, berichtete die Zeitung China Daily.

(Foto: Screenshot: SZ)

"Es passierte ganz plötzlich. Mein Computer begann, immer wieder neu zu starten. Dann erschienen auf dem Bildschirm verschiedene Bilder eines kleinen Pandas mit drei Räucherstäbchen", zitiert das Blatt die Finanzberaterin Sheng Ying aus Peking. Entsetzt stellte die Frau später fest, dass der Panda "sämtliche Daten" auf ihrer Festplatte gefressen hatte. Der Virus mit dem Namen "Xiongmao Shaoxiang" (Panda verbrennt Räucherstäbchen) sei zuerst im November entdeckt worden, ließ das "Nationale Zentrum für Computerviren-Nothilfe" verlauten.

Infizierte Computer zeigen zuerst einen blauen Bildschirm, gehen dann in eine Endlosschleife von Neustarts und verlieren sämtlichen Inhalt ihrer Festplatten. Alle ehemaligen Dateien werden nur noch als Pandafiguren dargestellt.

Die Antiviren-Firma Jiangmin gab bekannt, dass der Panda in der Fachsprache des Internets in Wirklichkeit ein "Wurm" sei. Wie viele Nutzer exakt betroffen sind, ist nicht bekannt. "Millionen von Computern" seien bereits infiziert. Damit zähle der Pandavirus zu den "zehn verheerendsten Würmern" in der Geschichte des Internets in China, sagte ein Jiangmin-Sprecher.

"In der virtuellen Welt war es so etwas wie ein Massaker", schreibt die China Daily. Surfer, die den Microsoft Internet Explorer benutzen, können sich den Killerpanda durch den Besuch infizierter Webseiten einfangen, berichten die China Business News.

Der Virus werde automatisch heruntergeladen, ohne dass die Surfer davon etwas merkten. Aus anderen Ländern werden bisher keine mit diesem Wurm infizierten Computer gemeldet.

Das rasante Wachstum des Internets in China macht das Schreiben von Viren für immer mehr Hacker attraktiv. Die Zahl der Surfer ist 2006 erneut um 24 Prozent auf 137 Millionen gewachsen, teilte das "China Internet-Netzwerk Informationszentrum" mit. Die Zahl der von Hackern in Umlauf gebrachten Viren wächst ähnlich schnell. Viele der Viren, darunter offenbar auch der Killerpanda, haben einen kommerziellen Nutzen. Sie können über ein sogenanntes Trojanisches Pferd Passwörter von Festplatten stehlen, die dann von den Hackern weiterverkauft werden.

Der Pandavirus ist besonders gefährlich, weil er in immer neue Formen mutiert. Obwohl die meisten Antivirenprogramme inzwischen gegen den offiziell "Worm Viking" genannten Panda gewappnet sind, verbreiten sich immer noch Mutanten des Virus.

Berichte über infizierte Computer außerhalb Chinas sind bislang nicht bekannt geworden. Die chinesische Internetpolizei und Antiviren-Experten fahnden nun nach einem Hacker mit dem Tarnnamen "Wuhan Boy", der als Autor des Pandavirus gilt. Falls er gefunden wird, erwartet ihn möglicherweise eine Strafe, ganz sicher aber ein Jobangebot von einer der Virenschutzfirmen.

© SZ vom 9.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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