Tiger Woods PGA Tour 2001:Authentisches Einlochen

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Golf ist nichts für Actionfreunde. Wer sich dieses Golf-Sequel zulegt, sollte Zeit haben. Und viel Geduld.

Christopher Zallmann

Die Zeiten, da Bernhard Langer Siegchancen bei allen großen Turnieren dieser Welt hatte, sind wohl doch vorüber. Der noch immer beste deutsche Golfer hat aber dafür gesorgt, dass der Sport eine neue Popularität erlangte, und so treten längst Spieler wie Alexander Cejka in seine großen Fußstapfen.

Bewertung: 5 = super / 4 = schön / 3 = nett / 2 = geht so / 1 = bescheiden / 0 = daneben (Foto: Screenshot: Tiger Woods)

Das Fernsehen glaubte lange daran, Übertragungen für den Zuschauer attraktiv gestalten zu können. Doch die Quoten sprachen eine andere Sprache. Golf ist - abgesehen vom Pay-TV und von DSF - nahezu völlig vom Bildschirm verschwunden. Wer mag, holt sich's denn ersatzweise über Konsole oder PC ins Haus. Erstaunlich viele Golfspiele sind verfügbar. Nun auch "Tiger Woods PGA Tour 2001", die Neuauflage der Jahr 2000-Ausgabe, diesmal für die PlayStation 2.

Es ist natürlich ein Geduldsspiel. Golf ist nichts für Actionfreunde, eher ein Zeitvertreib für einen beschaulichen Abend. Genauer gesagt: beschauliche Abende. Mehrzahl. Denn wer sich dieses Sequel zulegt, sollte Zeit haben. Zum einen wurden einige für Konsolenbesitzer bislang ungewohnte Änderungen in der Steuerung vorgenommen, die sich bald als durchaus zweckmäßig herausstellen, aber etwas Übung erfordern. Zum anderen gehen im attraktiven "Tour Challenge Modus" doch viele Stunden auf dem Weg vom Amateur bis zum Profi drauf.

Die Schlagkraft-Steuerung erfolgt nun ausschließlich über den Analogstick. Will heißen: Hebel nach unten drücken, der Spieler holt aus. Hebel nach oben, er führt den Schlag durch. Angezeigt wird die Aktion auf einer waagrechten Leiste, die schließlich in Prozenten die erzielte Kraft vermeldet. Probleme macht das weder bei den langen Drives noch beim Putten. Nur die Chips an die Fahne, die manchmal zu einem schwächeren Schlag zwingen, sind schwierig. Die Hebel müssen rasant umgelegt werden, was ein präzises Timing erschwert.

Mit den Richtungstasten wird das Ziel anvisiert, wobei die voreingestellten Vorschläge nicht immer die besten sind, ziehen sie doch Einflüsse durch die Umwelt wie Wind, Bäume und Bunker nicht in Betracht. Hingewiesen wird jedoch auf die Folgen eines reibungsintensiveren Untergrunds. Aus dem Rough werden zum Beispiel nur etwa 90 bis 95 Prozent der Kraft erreicht. Golf wird zum Rechenspiel. Das erweiterte Einmaleins sollte man also schon beherrschen. Einfaches Drauflosschlagen führt ab und an zu grandiosen Fehlleistungen, die schnell eine bislang zufrieden stellende Runde hinrichten können.

Natürlich lässt sich das alles im "Practice"-Modus üben, sogar kleine Lehrfilmchen sind abrufbar. Voraussetzung hier wie im gesamten Spiel: das Beherrschen der englischen Sprache. Die Entwickler von EA Sports haben noch eine Reihe weiterer Spielmodi entwickelt, die mehr oder minder unterhaltsam sind. Wer will, tritt zum Beispiel im direkten Duell gegen einen Konkurrenten an und kämpft um jedes einzelne Loch.

Seine Stärken hat "Tiger Woods PGA Tour 2001" zweifellos in der grafischen und - man höre und staune - in der soundtechnischen Gestaltung. Windeinfluss lässt sich nicht nur an der rechts unten eingeblendeten Flagge beziehungsweise an der Fahne im Loch erkennen, sondern er lässt sich auch hören.

Sogar das Publikum, das optisch wieder einmal nicht vorhanden ist, wird authentisch wiedergegeben. Großartig ist die visuelle Umsetzung, die zu jedem Zeitpunkt ruckelfreie Schwünge und Ballflüge garantiert. Selten genug hat es das bei Golfsimulationen bislang gegeben. Zudem stimmen die Perspektiven zu jeder Zeit, allerlei Schwenks sind möglich. Die Grüns lassen sich aus jedem möglichen Winkel lesen. Leider stehen nur drei Kurse zur Verfügung - ein echter Makel - aber die sind höchst kreativ umgesetzt und abwechslungsreich gestaltet.

Die Bewegungen der Spieler (neben Tiger Woods stehen noch ein paar andere Klasse-Golfer zur Auswahl) sind flüssig und glaubwürdig. Ein paar Spielereien wie sichtbare Enttäuschung oder Freude sorgen zudem für Abwechslung. Der Test erfolgte mit der Version für Playstation 2.

Tiger Woods PGA Tour 2001 für Playstation 2/PC, Electronic Arts, zirka 120/90 Mark.

Quelle: Teleschau - der Mediendienst

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