Online-Kriminalität:Ins Netz gelockt

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Das FBI hat ein Internet-Forum für verdeckte Ermittlungen gegen Online-Kriminelle betrieben. Viele Hacker müssen jetzt mit Besuch der Polizei rechen.

Helmut Martin-Jung

Das bekannteste englischsprachige Webforum für Online-Kriminelle, DarkMarket.ws, war seit Mitte 2006 eine verdeckte Operation des FBI. MasterSplyntr, wie sich der Chef des Forums nannte, war ein leitender Ermittlungsbeamter, der mit sechs Mitarbeitern im Gebäude der National Cyber Forensics Training Alliance (NCFTA) in Pittsburgh, Pennsylvania, saß. Internetkriminelle weltweit müssen nun damit rechnen, dass die Polizei bei ihnen auftaucht.

FBI: In einem Internetforum für Hacker hat die amerikanische Ermittlungsbehörde Online-Kriminelle ausspioniert. (Foto: Foto: afp)

So wie bei einem jungen Deutschen, der drei Jahre lang den Marktplatz für Online-Verbrecher mitverwaltete. Im Juni wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt - bei Recherchen zu dem Fall stieß ein Reporter des SWR auf die FBI-Connection. Oder wie ein anderer Hacker, der das Pseudonym ChaO benutzte. Der Türke hatte unter anderem Anleitungen zum EC-Kartenbetrug vertrieben und dazu auch das DarkMarket-Forum benutzt. Er wurde im September in Istanbul festgenommen.

Marktplatz für private Daten

Online-Kriminelle wie ChaO tauschen auf Foren wie DarkMarket und anderen ihr Wissen über die besten Methoden zum Fälschen von Kreditkarten aus, über Geräte, die man auf Geldautomaten anbringt, um die EC-Kartendaten abzufangen und über andere Methoden, illegal an Geld zu kommen. Auf diesen virtuellen Marktplätzen aber werden auch Daten angeboten - der komplette Datensatz, den man braucht, um beispielsweise die Kopie einer Kreditkarte zu erstellen, ist für ein paar Dollar pro Stück zu haben. Die technischen Hinweise, wie das alles in der Praxis funktioniert, gibt es auf den Foren gleich dazu.

Viele Foren werden unter großer Geheimhaltung betrieben, weil sich die Hacker gegenseitig nicht trauen. Misstrauen und Neid ist es auch zuzuschreiben, dass DarkMarket zwei Jahre als Lockvogel-Angebot des FBI überlebte. Der US-Hacker Max Ray Butler hatte früh bemerkt, dass das Forum von einer Internetadresse aus verwaltet wurde, die Online-Ermittlern zuzuordnen ist. In der Szene aber hielt man das für Neid unter Kollegen.

© SZ vom 15.10.2008/heh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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