Neues aus der Mac-Welt:Apples Schüttel-Genie

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Die Apple-Fangemeinde hatte heftig spekuliert. Jetzt hat Steve Jobs die Katze aus dem Sack gelassen: Es gibt neue iPods, dazu neue Software und neue Preise.

Verena Wolff

Die Fan-Gemeinde hatte schon tagelang spekuliert, was Steve Jobs wohl auspacken würde. "Let's Rock" hatte Apple die Veranstaltung in San Francisco betitelt. Es würde wohl um Musik gehen - da waren sich Blogger und andere Experten ziemlich sicher.

Die Werbung kennt die neuen, knalligen iPods schon. (Foto: Foto: AFP)

Was er dann auspackte, war zwar neu - aber lange nicht so sensationell, wie sich das manche erhofft und andere erwartet hatten. Neue iPods, neue Software, ein neues Betriebssystem. Und ein paar neue Funktionen für die Geräte. Das war's. Nicht mal eine Stunde hat das gedauert.

Die vierte Generation des iPod nano ist das schon, die Jobs da zeigt: "Der schmalste iPod der Welt" wie er sagt. Im schlanken, neuen Design mit einer gebogenen Aluminium- und Glas-Abdeckung. Das Design nennen die Entwickler zwar neu. Doch eigentlich kehrt der nano zurück zu seinen Wurzeln - zu der rechteckigen Form, die eher an einen Stick erinnert. Die vorherige Generation des kleinen Spielers war nahezu quadratisch - von dieser Idee hat man sich offenbar wieder verabschiedet.

Und dann noch etwas Neues: Apple hat dem kleinen Musikspieler Farbe verpasst. "Lebhaft" nennt das Unternehmen die Anstriche in den knalligen Regenbogenfarben. Bisher war Farbe etwas für den Mini-Ansteck-Player Shuffle, der nano und die größeren Spieler kamen eher in gedeckten Farben daher.

Aufgepeppt, aber nicht sensationell

Der neue iPod nano besitzt zudem eine überarbeitete Bedienoberfläche, ein hochauflösendes Breitbild-Display und einen eingebauten Beschleunigungssensor, der bei Drehung des Geräts automatisch in die sogenannte Cover Flow Ansicht oder bei leichtem Schütteln in den Shuffle Modus wechselt. Wie ebenfalls von den Bloggern vorhergesagt, hat Apple einen Lagesensor in das Gerät eingebaut - dreht man den iPod, dreht sich auch der Bildschirminhalt ins Querformat.

Für bis zu 24 Stunden Musik- oder vier Stunden Video-Wiedergabe soll die Batterie halten. Und noch etwas kann der Kleine: Er ist mit der so genannten Genius Music Technologie ausgestattet, die nach Unternehmensangaben auf einen Klick Wiedergabelisten von stilistisch zueinander passenden Songs erstellt.

Auch sind die Spieler günstiger geworden - so kostet der nano mit acht Gigabyte Speicher 149 Dollar/Euro, die Version mit doppelt so viel Speicherplatz 50 Euro/Dollar mehr. Diese Festplatte soll reichen für bis zu 4000 Songs, 14.000 Fotos und 16 Stunden Video.

Für die Marktführung

Der US-Konzern will mit einer neuen Palette seiner iPod-Musikplayer die Marktführung verteidigen. Apples Internet-Laden iTunes sei inzwischen auch zum weltgrößten Musikhändler aufgestiegen, sagt Konzernchef Jobs ohne nähere Angaben. Der iTunes Store habe inzwischen 65 Millionen Kunden und 8,5 Millionen Musiktitel im Angebot.

Die Runderneuerung der iPod-Modelle war von Beobachtern erwartet worden, nachdem sich in den vergangenen Monaten das Absatzwachstum abgeschwächt hatte. Der iPod habe allerdings in den USA nach wie vor einen dominierenden Marktanteil von 73,4 Prozent, betont Jobs.

Außerdem will Apple das Handy iPhone und den iPod touch mit ihren berührungsempfindlichen Bildschirmen verstärkt als mobile Spielegeräte in Konkurrenz zu Sony und Nintendo etablieren.

Der iPod touch wird ebenfalls noch dünner und bekommt - wie von vielen Nutzern gefordert - einen gewöhnlichen Lautstärkeregler an der Seite. Bisher konnte man die Lautstärke nur über den Bildschirm einstellen. Das Ur-Gerät, den iPod Classic, wird es nur noch in einer Flachversion geben - die 160-Gigabyte-Variante fliegt aus dem Programm, statt dessen bekommt der Classic künftig 120 Gigabyte.

Der touch, der Spieler mit dem großen Schirm bekommt einen Lautsprecher - der sei aber " nur zum gelegentlichen Reinhören gedacht, nicht für Musikgenießer", betont Jobs. Je nach Speicherplatz (8, 16 oder 32 Gigabyte) kostet der Spieler 209, 279 beziehungsweise 369 Euro.

Neue Software für alte Geräte

Einen Volltreffer landete Apple Jobs zufolge mit dem Angebot an Programmen für das iPhone und den iPod touch. In 60 Tagen seit dem Start im Juli seien 100 Millionen Mal Anwendungen heruntergeladen worden. Die Zahl der Programme sei von zunächst rund 500 auf etwa 3000 gestiegen.

Und damit ist Jobs schon fertig mit der Vorstellung neuer, leicht veränderter Produkte.

Er präsentiert noch verschiedene neue Software, Updates und ein aufgemotztes Betriebssystem für das iPhone vor: Kostenlos soll ab sofort eine neue Version der Apple-Musiksoftware iTunes 8 als Download verfügbar sein. In neuer Optik zeigt die Bedienoberfläche Musik und Videos mittels der Album- und Videocover Ansicht an und bietet eine neue Möglichkeit durch Videos, TV Sendungen, iPhone Apps, Podcasts und Hörbücher zu navigieren.

Nach einer Sendepause kehrt der US-NBC wieder als Anbieter in den virtuellen Laden zurück - nach einem Streit um Downloadgebühren hatte das Network Apple vor einigen Monaten den Rücken gekehrt. Amerikanische Nutzer kommen nun in den Genuss von Fernsehserien - auch in HD-Auflösung - allerdings nur in den USA.

Keine großen Worte verliert Jobs über das Update des iPhone-Betriebssystems (Version 2.1), das von Freitag an zum Download bereitstehen soll. Es soll unter anderem das Problem abbrechender Anrufe beseitigen. Außerdem soll dadurch die Batterielaufzeit länger werden und einige Programme stabiler laufen.

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