Microsofts "Zune" streikt:Walkman mit Schluckauf

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Pünktlich zum Jahreswechsel hat Microsofts Musikspieler Zune den Dienst versagt. Beim Software-Riesen hatte man das Problem schnell erkannt - konnte aber nichts machen.

Verena Wolff

Zum Jahrtausendwechsel hatte die Welt Angst vor dem, was Experten den Y2K-Bug nannten. Informatiker saßen Monate lang an ihren Rechnern und gaben ihr Bestes, damit die Computer dieser Welt in der Nacht vom 31.12.1999 zum 1.1.2000 nicht abstürzten. Oder etwa Raketen losflogen, die Lichter in den Weltstädten ausgingen oder Züge stehenblieben.

Mit dem Zune will Microsoft auf dem MArkt der Musikspieler mitmischen. (Foto: Foto: AFP)

Damals, vor neun Jahren, blieben größere Katastrophen aus - aber am Ende des dritten Schaltjahres nach dem Jahrtausendwechsel stellte sich eine mittlere Katastrophe für Besitzer des Musikspielers Zune von Microsoft ein: Alle Anzeigen erstarrten, der Spieler fuhr nicht hoch und spielte weder Lieder noch zeigte er Bilder an. Die Nutzer gingen ins Netz, schimpften bei Microsoft und in den einschlägigen Foren - und brachten das Gerät doch im alten Jahr nicht mehr zum Laufen.

"Warten Sie bis 2009"

Microsoft reagierte - zwar nicht schnell, aber immerhin: Man fand heraus, dass die Software auf dem Player nicht mit einem Schaltjahr 2008 gerechnet hatte. Das abgelaufene Jahr war auf 365 Jahre programmiert, nicht auf 366. Entsprechend konnte die innere Uhr des Spielers nichts mit dem zusätzlichen Tag anfangen und verharrte im Tiefschlaf. Der Rat des Software-Riesen an seine Nutzer war so simpel wie nervig: "Abwarten", hieß es da. Und dann noch: Akku leerlaufen lassen (das geschehe automatisch, denn der Spieler laufe ja), neu verbinden, gegebenenfalls den Player neu mit dem Computer synchronisieren, um die Abspiel-Lizenzen für gekaufte Musik zu erneuern.

Einen Bugfix, also Abhilfe in Form eines Updates, stelle Microsoft nicht zur Verfügung. Auch hierfür war die Begründung einfach: Das Problem löse sich sich schließlich von selbst, sobald das Jahr 2009 beginne.

An dem Problem litten laut US-Medienberichten nur einige Zune-Modelle mit einer Speicherkapazität von 30 Gigabyte. Die Zahl der verärgerten Nutzer allerdings hielt sich durch die relativ geringe Verbreitung des Zunge in Grenzen: Das Microsoft-Gerät wird nur in den USA angeboten und hat dort einen Marktanteil von lediglich drei Prozent.

Microsoft war mit seinem Zune angetreten, die Übermacht des iPod aus dem Hause Apple zu knacken - und ebenso wie Desktop-Computer und Laptops gilt es für viele als Glaubensfrage, ob ihnen ein bunter Spieler mit dem Apfel-Logo oder das Konkurrenz-Produkt aus der Firma von Bill Gates in die Tasche kommt.

Großer Wirbel um den kleinen Player

Erst jüngst konnten die Sprecher des künftigen US-Präsidenten großen Wirbel im Keim ersticken, als ein Reporter meinte, Barack Obama beim Strampeln auf dem Laufband mit einem Zune erwischt zu haben. Diese Entdeckung machte so viel Wirbel, dass ein Sprecher Obamas klarstellte: "Der designierte Präsident hat einen iPod".

Die Apple-Fans jedenfalls waren schnell dabei, Hohn und Spott über die Probleme des kleinen Spielers auszugießen. In Anlehnung an den Jahrtausendwechsel taufte man das Problem schnell "Z2K" oder auch "Z2K9". Ungünstig für Microsoft: Das Problem tauchte an einem Tag auf, an dem es vergleichsweise wenig zu berichten gab auf der Welt - und die US-Medien nahmen das Problem gern zum Anlass für eine Recherche: "Ein massives, synchrones Versagen des Betriebssystems in einem Microsoft-Produkt ist eine so bizarre Geschichte, verrückter als Fiktion, einfach zu gut, um sie an einem nachrichtenarmen Tag auszulassen", kommentierte etwa Michael Arrington von Techcrunch.

Die Nutzer des Spielers, der derzeit nur in den USA zu kaufen ist, dachten unterdessen schon voraus. Ob die entsprechenden Programme des Zune bis zum nächsten Schaltjahr aktualisiert würden, fragte ein Nutzer. Die Antwort aus Seattle ließ nicht lange auf sich warten und hieß, kurz und knapp: "Ja".

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