Kontrollen am Flughafen:Nackt bis auf die Haut

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Beim Abflug vom Flughafen in Phoenix, Arizona, sollte man immer saubere Unterwäsche tragen. Dort läuft ein Feldversuch mit einem neuen Röntgengerät, das Menschen "ausziehen" kann.

Helmut Martin-Jung

Bei Superman hieß sie Röntgenblick, die Fähigkeit, lästige Hindernisse wie Kleidung mit den Augen zu durchdringen. Seit einigen Jahren gibt es die dazu nötige Technik wirklich. Aus der Rückstreuung von Röntgenstrahlen, die das Gerät aussendet, errechnen Computer ein Bild, das so kontrollierte Menschen wie nackt erscheinen lässt.

Gefängnisinsassen werden damit bereits nach Waffen und Drogen untersucht, nun ist erstmals auf einem Flughafen in den USA ein solches Gerät in Testbetrieb genommen worden.

Gezwungen wird auf dem Sky Harbor International Aiport von Phoenix, Arizona, niemand, sich mit dem Gerät überprüfen zu lassen. Wer den Röntgen-Check ablehnt, wird der klassischen Leibesvisitation per Abtasten unterzogen.

Eigentlich sollte der neue Röntgenscanner schon früher seinen Betrieb aufnehmen, doch die Aussicht, vor dem Sicherheitspersonal nackt dazustehen, wollte die für Luftfahrtsicherheit zuständige US-Behörde Transportation Security Administration den Fluggästen nicht zumuten. Die Software des Scanners wurde so modifiziert, dass Personen und Gegenstände nur noch in Umrissen zu erkennen sind.

Je nackter, desto besser

Das aber, sagte der Chef des Technik- und Freiheitsprojekts bei der American Civil Liberties Union Barry Steinhardt der Nachrichtenagentur AP, mache die Maschine weniger effektiv. Je undeutlicher das Bild, desto undeutlicher seien auch Schmuggelware, Waffen und Explosivstoffe zu erkennen. Andererseits aber sollte niemand komplett ausgezogen werden, der ein Flugzeug besteigen wolle.

Die Technik der Scanner ist unter dem Stichwort Backscatter (Rückstreuung) bekannt geworden. Die Geräte strahlen niedrig dosierte Röntgenstrahlen ab. Sensoren registrieren die Rückstreuung, die unterschiedlich ausfällt, je nachdem, von welchem Material sie ausgeht. Gegenstände wie Messer oder Pistolen lassen sich von Köperteilen unterscheiden, aber auch Flüssigkeiten sind auf dem Röntgenbild zu erkennen. Dieses wird nicht 1:1 wiedergegeben wie die Röntgenaufnahme beim Arzt, sondern erst nach aufwändigen Bildberechnungen angezeigt.

In Deutschland ist der Einsatz dieser Technik durch die Röntgenschutzverordnung verboten. Die Strahlung, die von den Geräten ausgeht, ist jedoch gering. Ein Untersuchungsvorgang belastet den Körper laut Herstellerangaben mit 0,1 Mikrosievert, das entspricht etwa der Strahlendosis, der man ausgesetzt ist, wenn man zwei Minuten in 10000 Meter Höhe fliegt.

© SZ vom 27.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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