iPhone kommt nicht von Apple:Das Kuckucks-Ei

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Seit Wochen geistert durch Internetforen und Magazine die Mär vom Apple-Handy. Jetzt ist das "iPhone" da - und verblüfft die Szene: Es ist kein Mac.

Jörg Donner

Schon seit mehreren Jahren hält sich das Gerücht hartnäckig, Apple tüfftle an einem eigenen Mobiltelefon. Auslöser dafür war, dass sich der Computerhersteller schon vor über sieben Jahren die Internet-Domain iphone.org gesichert hat.

Was damals noch reine Spekulation war, verdichtete sich in den vergangenen Monaten zu tatsächlichen Anzeichen für ein neues Produkt von Apple. Grundlage dafür waren unter anderem Stellenausschreibungen in Mobilfunk-nahen Bereichen, mehrere Berichte über angebliche Fertigungsaufträge und Anfang Dezember ein weiterer Patentantrag für ein Gerät, das einem Handy nicht unähnlich ist.

Die Aktie des Unternehmens quittierte die Gerüchte mit kräftigen Zuwächsen, obwohl es von Apple wie üblich hieß: Kein Kommentar.

Der Name war immer klar

Über den Namen des neuen Produktes gab es indessen nie Zweifel, "iPhone" klang als Konsequenz zu iPod, iTunes und iMac logisch.

Heute wurde das iPhone nun der Öffentlichkeit vorgestellt - wenn auch anders als erwartet: Hersteller ist nämlich keineswegs Apple, sondern Linksys, ein Tochterunternehmen von Cisco Systems.

Noch dazu handelt es sich nicht um ein einzelnes Mobiltelefon, sondern um eine ganze Produktgruppe aus Telefonen für Voice over IP (VoIP) Telefonie. Neu sind die meisten der vorgestellten Produkte jedoch nicht. Lediglich zwei Geräte ergänzen das bestehende Portfolio. Das CIT400 ist ein schnurloses Telefon mit integriertem Skype-Client. Per Ethernet wird es mit dem Internet verbunden, der Preis liegt bei 200 Dollar.

Als zweites Neugerät bringt Linksys das Skype-Handy WIP320. Es funktioniert auf Wireless Lan-Basis und ist für rund 220 Dollar zu haben.

Kommt das Apple-Handy?

Über die Handy-Zukunftspläne von Apple sagt die Vorstellung des iPhone natürlich nichts aus. Einen neuen Namen müsste sich Apple-Vorstand Steve Jobs aber definitiv überlegen, zumindest für die USA. Denn dort ist der Name bereits seit 1996 geschützt.

Damals stellte das Unternehmen Infogear ein Tischtelefon namens iPhone vor, die Firma wurde später von Cisco übernommen. Laut Linksys ist das iPhone Teil einer langfristigen Strategie zur Vernetzung von Privathaushalten.

In Australien hingegen könnte das Mac-Handy tatsächlich unter dem Namen iPhone verkauft werden - wenn es denn kommt. Angeblich wurde dort der Name vor vier Jahren vom "rechtmäßigen" Namensgeber eingetragen, meldete damals die Webseite Macrumors.com .

Eine VoIP-Funktionalität könnte das "Hat-noch-keinen-offiziellen-Namen-Telefon-von-Apple" ebenfalls mitbringen: Das Magazin Euro am Sonntag schreibt in seiner aktuellen Ausgabe, der VoIP-Dienstleister Jajah befände sich in Verhandlungen für die Insallation einer entsprechenden Software.

Das Blatt zitiert den Jajah-Gründer Daniel Mattes mit den Worten "Wir führen derzeit intensiv Gespräche mit Apple über dieses Thema." Ob und wann ein Telefon mit dem Apfel-Logo kommen wird, ist aber nach wie vor völlig unklar.

Daran ändert auch ein Bericht von Morgan Stanley nichts, in dem die Analystin Rebecca Runkle angeblich Details zum Apple-Handy preisgibt. Runkle soll in dem Inverstorenbericht laut TheRegister das Aussehen des Telefons beschreiben: Das Gerät soll etwas breiter als der iPod nano sein und ein für Handyverhältnisse ungewöhnlich großes Display mit 3,5 Zoll haben.

Laut Runkle ist das Gehäuse in Metall gehalten und wird in mehreren Farben auf den Markt kommen. Sogar Preise werden angeblich in dem Bericht verraten. Die 4-GByte-Version gibt es angeblich für 599 US-Dollar und das 8-GByte-Modell für 649 US-Dollar.

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