Internet:Weltuntergang 2010?

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Eine Studie warnt vor dem drohenden Kollaps des Internets. Finanziert hat sie ein Lobbyverband von US-Providern, der von diesem Horrorszenario finanziell profitieren will.

Mirjam Hauck

Droht im Jahr 2010 der Kollaps des Internets? Die Studie der Beraterfirma Nemertes Research warnt vor einer drastischen Verlangsamung des Internets, der Mangel an Bandbreite werde sich ab 2010 bemerkbar machen. Die Zugriffsgeschwindigkeit auf das Internet könne schon im Jahr 2010 auf das Geschwindigkeitsniveau eines 56k-Modems herabsinken, prognostiziert die Untersuchung.

Noch von überall frei zugänglich: das Internet. (Foto: Foto: AP)

Die Folge: Einkäufe im Internet könnten wieder vermehrt Fehlermeldungen produzieren. Die gravierendste Konsequenz hätte das neue langsame Web aber laut der Studie für Online-Anwendungen, die derzeit noch nicht in Benutzung sind: "Das nächste Amazon, Google oder YouTube wird sich vielleicht nie durchsetzen - nicht weil der Service nicht gefragt ist, sondern weil zu wenig Bandbreite vorhanden ist."

Einziges Gegenmittel sei der massive Ausbau der Internetinfrastruktur: In den kommenden Jahren müssten 137 Milliarden US-Dollar investiert werden, um diesen verherenden Trend zu stoppen.

Finanzierung der Infrastruktur

Das Weltuntergangszenario, das die Beratungsfirma zeichnet, hat einen recht profanen Hintergrund. Finanziert hat die Studie die Internet Innovation Alliance, ein Interessenverband amerikanischer Breitbandprovider. Dieser fordert, dass der Zugriff auf bestimmte Inhalte im Internet separat bezahlt werden müsse. Große Websitebetreiber wie Google, Yahoo, Amazon oder Ebay sollten den Netzbetreibern Geld geben, damit Kunden der Provider auf diese Seiten zugreifen können. Damit solle dann der notwendige Infrastrukturausbau der schnellen Breitbandnetze mitfinanziert werden.

Mit dieser Forderung stellen die im Lobbyverband vetretenen amerikanischen Telekommunikationsunternehmen das Prinzip der sogenannten Netzneutralität infrage. Dieses besagt, dass alle Bits und Bytes, die durch das Internet fließen, gleichberechtigt behandelt werden müssen. Jedes Angebot und jede Website muss von überall aus zu erreichen sein.

Nicht nur amerikanische Provider greifen die Netzneutralität an. Auch die Deutsche Telekom und die Telekom Austria würden gerne für den Zugang zu Websites Geld verlangen. Das Geld solle dann für den Ausbau der DSL-Leitungen verwendet werden.

Gesetzlich geregelt ist die Netzneutralität in Europa bislang nicht. Die EU-Kommission ist der Ansicht, dass allein der Wettbewerb unter den Providern für Netzneutralität sorgen werde.

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