Handy-Ladegeräte:Strom aus der Matte

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Noch gibt es nicht einmal Einheitsladegeräte für Handys, da arbeitet die Industrie bereits an kabelfreien Lösungen.

Andreas Grote

Palms neues Smartphone Pré darf als eines der innovativsten Smartphones seit dem iPhone von Apple gelten. Nicht nur kann man damit mehrere Programme gleichzeitig ausführen.

Einige Handys können inzwischen über elektromagnetische Induktion aufgeladen werden. (Foto: Foto: Powermat/oH)

Als Clou gibt es dafür als Sonderzubehör eine ebenso innovative Ladestation - den Touchstone. Das Handy wird auf dessen abgeschrägter Oberfläche bloß abgelegt und schon meldet das Gerät, dass der Akku nun geladen werde. Die Technik dafür ist nicht neu, schon die ersten elektrischen Zahnbürsten aus den siebziger Jahren wurden so mit Ladestrom versorgt.

Trotzdem ist es eine Neuheit, die sicherlich schon bald ihre Nachahmer finden wird. Das Handy kabellos zu laden statt mit fummeligen Ladesteckern und Netzteil zu hantieren, schafft eine Art neuer Leichtigkeit.

Die wiederentdeckte alte Technik nennt sich elektromagnetische Induktion und funktioniert simpel: Eine mit dem Stromnetz verbundene Spule im Touchstone erzeugt ein elektromagnetisches Wechselfeld. Eine zweite Spule, die sich im Falle des Pré im Akkudeckel befindet, wandelt die Energie aus dem Magnetfeld wieder in elektrische Energie und lädt damit den Akku auf.

Aufladung per Induktion

Die Strommatte zu berühren ist völlig ungefährlich, auch bei größeren Ladeströmen. Das beweist das neueste Netbook Latitude Z600 von Dell, das optional in seiner Ladestation per Induktion geladen werden kann. Dell hat bereits angekündigt, auch künftige Latitudes mit dieser neuen Ladetechnik anzubieten.

Nach Aussage von Palm und Dell werden die Geräte per Induktion genauso schnell aufgeladen wie mit einem herkömmlichen Netzgerät. Induktion arbeitet mit einem Wirkungsgrad von mehr als 95 Prozent und hat durch den kurzen Übertragungsweg kaum Verluste.

Zusammen mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) will der Chiphersteller Intel in einigen Jahren das Magnetfeld sogar bis zu einen Meter weit in den Raum übertragen. Auch Sony hat angekündigt, TV-Geräte drahtlos mit Strom zu versorgen. Bei dieser auch WiTricity genannten Lösung gehen auf dem Weg zum Endgerät jedoch zwischen 25und 40 Prozent der Energie verloren.

Sinnvoll wird das Aufladen per Induktion jedoch erst, wenn nicht jeder Hersteller sein eigenes Induktionssüppchen kocht. Bei den Handynetzteilen haben sich führende Hersteller auf Druck der EU darauf geeinigt, dass von 2012 an neue Handys mit einem universellen Netzteil geladen werden können; die ersten Geräte sollen schon 2010 auf den Markt kommen. Soweit ist man bei der Induktion noch nicht.

Hier will das Wireless Power Consortium erst einmal einen Standard ausarbeiten, beteiligt sind unter anderem Samsung, Philips und neuerdings Nokia. Dafür müssen sich die Hersteller auf Frequenzen und Stromstärken einigen.

Im Idealfall ließen sich dann Handy, MP3-Player, Digitalkamera, Navi oder Netbook zum Laden einfach nur auf eine universelle Basisstation legen. Nach Vorstellung des Konsortiums könnten später auch Küchengeräte wie Mixer über in der Arbeitsfläche eingebaute Ladepanel drahtlos aufgeladen werden können.

Standards fehlen

Die beiden US-Firmen Wildcharge und Powermat sind derzeit Vorreiter beim kabellosen Akkuladen per Induktion. Ihr Problem ist der noch fehlende Standard und dass bislang so gut wie keine mobilen Elektrokleingeräte mit der erforderlichen Induktionstechnik ausgerüstet sind.

Die beiden Firmen behelfen sich daher mit einem Trick. Basis ihres Systems ist eine flache Ladematte, die als einziges noch mit der Steckdose verbunden wird. Die Geräte selbst werden für Induktion nachgerüstet - dafür muss auf deren Rückseite die Empfangsspule integriert werden, die über eine Verbindung zur Ladeschnittstelle des Gerätes den Akku auflädt.

Am elegantesten gelöst ist das bislang für das iPhone (und iPod Touch) und Blackberrys. Wildcharge bietet für diese Smartphones passgenaue Silikonhüllen mit eingebautem Induktionsmodul an. Das gleiche Prinzip gibt es bei Powermat für das iPhone. Über ein spezielles Apple-Dock lassen sich alle iPods und das iPhone auf die Ladematte stellen.

Die Blackberrys dagegen erhalten bei Powermat einen neuen Akkudeckel, in die der Adapter integriert ist. Daneben bietet Powermat auch für die mobile Spielekonsole Nintendo DS eine praktische Lösung. Andere Geräte müssen sich derzeit noch mit einem unförmigem Universaladapter begnügen, der in die Ladeschnittstelle der meisten mobilen Geräte passt. Zwar muss man hier dann doch wieder ein Kabel in das Gerät stecken, allerdings hat der Nutzer zumindest den Vorteil, dass er auf einer Matte zwei bis drei Geräte gleichzeitig laden kann.

Die rund 60 Euro teure Ladematte von Wildcharge vertreibt hierzulande die Zubehörfirma Hama. Allerdings bietet Hama nur drei Adapter für jeweils 35 Euro für ausgewählte Handys von Nokia,

Sony-Ericsson und Blackberry an. Die Adapter für das iPhone und weitere Blackberrys dagegen müssen aus den USA importiert werden. Die Produkte von Powermat kommen bis Ende Oktober in den USA und Großbritannien auf den Markt.

© SZ vom 02.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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