Green IT:Mein kleiner grüner Laptop?

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Green IT ist das Schlagwort der diesjährigen Cebit. Doch wie halten es die Hersteller tatsächlich mit der Umweltfreundlichkeit? Greenpeace hat sich die Geräte genauer angesehen.

Mirjam Hauck, Hannover

Die Computerbranche will grüner werden, zumindest propagiert sie das mit dem Label "Green IT". Auf der Cebit dürfen die Hersteller unter diesem Motto gar eine eigene Halle füllen. Doch wie sieht es hinter den Kulissen, sprich unterm Gehäuse von PC, Laptop und Handy aus? Gehen die Geräte, die derzeit auf dem Markt sind, sparsam mit Strom um und wie viel Gift steckt tatsächlich drin?

Green-IT-Sonderausstellung auf der Cebit: Greenpeace klopft den Herstellern auf die Finger. (Foto: Foto: dpa)

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat sich es zur Aufgabe gemacht, der IT-Industrie genauer auf die Finger zu klopfen. Neben der Energieeffizienz und der Verwendung giftiger Chemikalien ist der Elektronikschrott das Problem. Jedes Jahr fallen 50 Millionen Tonnen Elektronikschrott an, erklärte die Greenpeace-Aktivistin Zeina Al Hajj am Mittwoch auf der Cebit. Damit käme alle sieben Minuten ein kompletter Eiffelturm zusammen.

Keine Lust auf Öko-Prüfung

Wieweit die Hersteller tatsächlich sind auf ihrem Weg zu umweltfreundlichen Produkten, hat Greenpeace mit der Studie "Searching for green electronics" untersucht. Für das Panel forderte Greenpeace im August vergangenen Jahres alle großen Hersteller auf, die Daten von Laptops, Desktop PCs, Handys und PDAs herauszugeben. Die Umweltschützer wollten herausfinden, ob die Unternehmen giftige Chemikalien vermeiden, wie stromsparend ein Gerät läuft und ob es wieder recycelt werden kann. 14 Unternehmen haben Greenpeace geantwortet. Keine Lust auf die Öko-Prüfung hatten dagegen Acer, Apple, Asus, Creative, Microsoft, Nintendo, Palm und Sharp.

Ein richtig "grünes" Produkt hat Greenpeace unter den eingereichten Geräten nicht entdeckt, aber immerhin, erklärten die Öko-Aktivisten, "gibt es vielversprechende Ansätze". Einigen Herstellern sei es gelungen, weniger gefährliche Chemikalien zu verbauen. So verzichtet beispielsweise Sony in seinem Laptop Vaio TZ!! auf bromierte Flammschutzmittel in den Platinen, auf PVC bei der internen Verkabelung und auf Quecksilber im Bildschirm. Bei den Handys sind Greenpeace zwei Geräte positiv aufgefallen: das SonyEricsson T650i und das Nokia N95. Beide verzichten auf PVC und Weichmacher.

Die Geräte, die bei der Verarbeitung überzeugen, sind aber bei einer weiteren wichtigen Öko-Funktion nicht im grünen Bereich: Bei der Energieeffizienz fielen von Dell der Deskopt-PC Optiplex 755 und das Notebook Dell XPS M1330 positiv auf. Sie verbrauchen weniger Strom als die Konkurrenzprodukte.

Keine Kaufempfehlung für den Konsumenten

In einer Branche, in der neue Geräte bislang vor allem cool und funky sein sollen, gehört die Lebensdauer bislang eher nicht zu den Kriterien für eine Kaufentscheidung. Spätestens nach 18 Monaten mustern die meisten ihr Handy aus. Der Berg an Elektronikschrott wächst und wächst. Wer hier nachhaltige Produkte sucht, wird beispielsweise beim Panasonic-Laptop namens Toughbook W5 fündig. Immerhin sieben Jahre hält der Hersteller dafür Ersatzteile bereit. Gut bewertet in der Kategorie Lebensdauer wurden auch die PCs Fujitsu Siemens Esprimo E5720, Dell Optiplex 755 und das HP-Notebook Compac 2710p.

Eine Kaufempfehlung für den Konsumenten soll die Studie laut Greenpeace aber nicht sein. Zum einen gebe es noch kein Produkt, das tatsächlich ein Ökosiegel verdient habe, zum anderen sei es auch nicht das Ziel der Studie, dass die Hersteller lediglich ein umweltfreundliches Gerät auf den Markt bringen. Alle Produkte müssten in allen Kriterien umweltfreundlich sein - und bis dahin sei es noch ein weiter Weg.

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