Geo-Tagging:Orte mit Gedächtnis

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Wer keine Lust hat, mühsam Fotos im Album zu beschriften, sollte sich mit dem Prinzip des Geo-Taggings vertraut machen. GPS-Daten machen aus normalen digitalen Fotos interaktive Weltkarten.

Mirjam Hauck

Ein guter Freund hat sechs Monate mit dem Rucksack Neuseeland durchquert und droht jetzt mit einer abendfüllenden Dia-Show? Im Internet lässt sich so eine Reise viel origineller und in Häppchen abrufbar darstellen, und zwar mit Hilfe des sogenannten Geo-Taggings.

Wo befindet sich der Schuppen mit dem rostigen Eisen an der Wand? Ein Klick auf die Lupe zeigt es. (Foto: Screenshot: Flickr)

Geo-Tagging meint erst einmal, dass geographische Informationen wie der Längen- und der Breitengrad zu Daten hinzugefügt werden. Das können Fotos, Artikel oder sonstige Informationen sein. Mit digitalen Weltkarten wie Google Maps oder Google Earth verbunden, machen sie die angesurften Orte visuell erlebbar: mit Fotos von Sehenswürdigkeiten, Informationen zu Restaurants oder historischen Ereignissen. Geo-Tagging ist eine gute Ergänzung zu Suchmaschinen. Noch bevor man den Flug ins Urlaubsland angetreten hat, sieht man, was einem dort erwarten könnte.

100.000 Plätze weltweit

Die weltgrößte Fotocommunity Flickr beispielsweise hat ihr Angebot inzwischen so ausgebaut, dass Nutzer ihre Bilder mit Geodaten verknüpfen können. Mit den beiden Diensten Maps und Places können die Nutzer die Welt durchstöbern und bislang unentdeckte Orte ansteuern. Mehr als 100.000 Plätze weltweit zeigen die Seiten bislang an. Das Angebot existiert seit 2007, doch schon vorher konnten die User die hochgeladenen Bilder mit Geodaten versehen. Praktisch zusammengestellt in einer eigenen Gruppe bekommt der Nutzer mit einem Klick auf ein Foto eine Karte angezeigt. Er sieht sofort, wo der Garten liegt, in dem das Bild mit den gelben Rosen entstanden ist oder in welcher Stadt die gotische Kirche steht. Die Kartendaten von Flickr basieren auf Yahoo-Maps. Die Suchmaschine hatte 2005 den Bilderdienst gekauft.

Virtuelle Weltreise

Wer selbst Bilder mit Geodaten versehen und diese auf Flickr hochladen will, muss sich entweder den Luxus einer Kamera oder eines Fotohandys mit integriertem Global-Positioning-System leisten, oder die Daten mit einem separaten Gerät aufnehmen. Mittels spezieller Software wie RoboGeo lassen sich die Geodaten dann mit dem Foto und dem Internetkartendienst verknüpfen. Einmal eingestellt, können die Nutzer auf virtuelle Weltreise gehen und die Bilder immer wieder betrachten.

Mit Hilfe des Internet ist es auch möglich, seine Bilddateien manuell mit Geodaten zu versehen, beispielsweise auf der Website MyGeoPosition.com. Für Google Earth optimiert, lassen sich mit Hilfe dieses Angebots Längen- und Breitengrade für den Einsatz im Netz kodieren.

Internetnutzer, die lieber real als virtuell reisen und nicht mittels interaktiver Internet-Dia-Show die Welt kennenlernen wollen, können das Prinzip des Geo-Taggings auch für die eigene Wissenserweiterung nutzen. Die Seite Placeopedia.com verknüpft Orte in Google Maps mit Artikeln aus dem freien Online-Lexikon-Wikipedia. Das Internet ersetzt somit nicht nur jeden Dia-Abend, sondern inzwischen auch jeden Reiseführer.

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