Firefox:Löcher im Sicherheitsnetz

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Der Browser Firefox galt als risikolose Alternative zum Internet-Explorer - doch nun zeigen sich immer mehr Schwachstellen. Damit beweist sich mal wieder: Keine Software ist absolut sicher.

Von Christoph Seidler

Der Abstand schrumpft von Monat zu Monat. Seit der alternative Web-Browser Firefox vor einem halben Jahr auf den Markt gekommen ist, luchst er dem Platzhirsch, Microsofts Internet Explorer, beständig Marktanteile ab. Mehr als 63 Millionen Menschen haben sich das kostenlose Programm schon heruntergeladen. "Firefox spielt mittlerweile in der ganz großen Liga mit", sagt Blake Ross, der Entwickler der Software.

Der Browser-Neuling tritt mit dem Anspruch an, schneller, einfacher und vor allem sicherer zu sein als die Konkurrenz. Doch ausgerechnet der letzte Punkt bringt die erfolgsverwöhnten Firefox-Macher derzeit in Bedrängnis: Immer wieder ist von Sicherheitsproblemen zu hören. Sind die Vorwürfe berechtigt? Patrick Heinen, Sicherheitsexperte bei der Antiviren-Firma Symantec sagt: "Firefox ist eine Software wie jede andere, die kann auch Sicherheitslücken haben."

Die Programmierer des Browsers sehen das ähnlich. "Keine Software auf der ganzen Welt ist absolut sicher", sagt Tristan Nitot von Mozilla Europe, "das muss jedermann wissen." Nitot ist einer der weltweit führenden Spezialisten für Internetstandards. Software, so sagt er, würde nun mal von Menschen entwickelt: "Und alle Menschen machen von Zeit zu Zeit Fehler."

Der kleine Fuchs ist schneller

Doch neben den Software-Fehlern hat Firefox ein weiteres Problem: Je populärer der Alternativ-Browser wird, desto mehr wird er zum Angriffsziel für Hacker. Und mögliche Angriffspunkte hat Firefox durchaus: Ein Bericht von Symantec listet 21 Schwachstellen auf, die im zweiten Halbjahr 2004 in Mozilla-Browsern, zu denen der Firefox gehört, entdeckt wurden. Der angeblich unsichere Internet Explorer brachte es in derselben Zeit nur auf 13 Schwachstellen.

Doch das macht das Surfen mit Firefox nicht gleich gefährlich. Sicherheitslücke ist nicht gleich Sicherheitslücke: Riskant wird es erst, wenn die Schwachpunkte so gravierend sind, dass Angreifer sie leicht nutzen können. Und wenn die Softwareentwickler nicht schnell genug reagieren, um durch Updates die Schwachstellen zu beseitigen. Hier steht Mozilla immer noch sehr gut da.

"Nur zwei Sicherheitslecks bei Firefox wurden bislang als kritisch eingestuft", sagt Tristan Nitot. Und in diesen Fällen habe man schon nach kurzer Zeit ein Update für den Browser angeboten. Der größte Konkurrent - gemeint ist Microsoft - habe bei seinen kritischen Sicherheitslöchern längst nicht so schnell gehandelt. Patrick Heinen bestätigt: "Man sieht, dass der kleinere von beiden, also Firefox, schneller reagieren kann." Das Team freier Programmierer, das an kontinuierlichen Verbesserungen arbeite, sei einfach größer als das bei Microsoft.

Doch auch der Noch-Marktführer hat Besserung gelobt. Die neue Version des Internet Explorers (IE7), die im Laufe des Sommers als Testmodell auf den Markt kommen soll, will laut Chefentwickler Bill Gates vor allem durch verbesserte Sicherheit punkten - und somit möglichst wenig Sicherheits-Updates erforderlich machen. Angeboten wird die neue Software allerdings nur für das Betriebssystem Windows XP. Ältere Windows-Versionen, etwa das immer noch weit verbreitete Windows 2000, bleiben außen vor.

Neben verbesserter Sicherheit soll der neue Internet Explorer noch einige andere Funktionen bieten, die sich die Microsoft-Programmierer unter anderem bei Firefox abgeschaut haben. Tony Schreiner, einer der Microsoft-Entwickler für den IE7, verriet vor wenigen Tagen im Netz, dass der Browser auf jeden Fall das Tabbed Browsing beherrschen soll.

Eigenverantwortung im Internet

So heißt die benutzerfreundliche Darstellung mehrerer Webseiten, die wie Karteikarten hintereinander in einem Fenster dargestellt werden. Das ständige Öffnen neuer Fenster mit neuen Seiten entfällt. Außerdem soll es mit der neuen Version möglich sein, Online-Nachrichten in Echtzeit einzuspeisen und Spam-Mails besser abzuwehren.

Ob der Internet Explorer in seiner nächsten Version die Sicherheit von Firefox erreicht, hängt aber nicht nur von den Programmierern ab. "Es liegt viel am User selber", sagt Sicherheitsexperte Heinen. Denn während Firefox vor allem von erfahrenen Internet-Usern benutzt wird, machen viele Neulinge ihre ersten Schritte mit dem bereits installierten Internet Explorer.

Und die müssen sich erst daran gewöhnen, stets die neuen Sicherheits-Updates zu installieren, das Antivirenprogramm aktuell zu halten, niemals Software von dubiosen Webseiten herunterzuladen - und die Warnmeldungen der Browser richtig zu lesen. "Jeder, der im Internet unterwegs ist, hat die Eigenverantwortung, sich mit dem Thema zu befassen", sagt Patrick Heinen.

© SZ vom 29.6.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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