Fehler im System:Domain-Registrar erhebt schwere Vorwürfe gegen .eu-Domain-Vergabe

Lesezeit: 2 min

Seit dem 7. April kann jeder EU-Bürger eine .eu-Domain beantragen. Der Vergabe-Prozess soll fair sein - nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" verlaufen. Aber ein Domain-Registrar erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Eurid, die für die Vergabe zuständig ist. Demnach sei das Registrar-System sperrangelweit offen für Betrügereien.

Markus Pilzweger

Die .eu-Domain-Vergabe, bei der sich seit dem 7. April alle EU-Bürger um eine Adresse bemühen können, soll nach einem möglichst fairen Prinzip ablaufen. Während der "Landrush"-Phase können akkreditierte .eu-Registrare im Auftrag ihrer Kunden Domains registrieren lassen. Wer zuerst kommt, erhält auch die jeweilige Domain - so weit ist es fair.

Nun läuft der Prozess so, dass sich - vereinfacht gesagt - alle Registrare in eine virtuelle Reihe stellen und immer nur eine Domain-Anfrage stellen dürfen. Ist diese Domain frei, erhält der Registrar diese und muss sich wieder hinten anstellen, bis alle anderen Registrare vor ihm ihre Domain-Wünsche losgeworden sind. Ist die Domain vergeben, geht der Registrar leer aus und muss sich ebenfalls wieder hinten anstellen.

Ein solches System kann aber nur dann fair ablaufen, wenn sich alle Beteiligten an die Regeln halten und genau dies machen einige der Registrare nicht, wirft Bob Parsons, Chef des Domain-Registrars godaddy.com, der Eurid vor. Seiner Meinung nach hätten sich eine Vielzahl von "Phantom"-Registraren bei der Eurid erfolgreich angemeldet, die das Vergabe-System unterlaufen. Laut Parsons habe es bei der Akkredition als offizieller .eu-Registrar genügt, zu erklären, dass es sich um eine eigenständige Firma handelt, die sich um eine Akkredition bemüht. Zudem musste versichert werden, dass alle Kunden die gleiche Chance für Registrierungen haben. Schließlich mussten noch 10.000 Euro gezahlt werden.

Ein Blick in die Liste der offiziellen .eu-Domain-Registrare bei der Eurid offenbart aber, dass die Eurid offensichtlich kaum geprüft hat, um wen es sich bei den Firmen überhaupt handelt, und ob nicht versucht wurde, sich ein oder gar mehrmals anzumelden. So befinden sich sechs Registrare in der Liste, die alle unter derselben Adresse in Starnberg bei München gemeldet sind, lediglich die Firmennamen unterscheiden sich geringfügig. Aus Regensburg sind gar acht Registrare über eine Adresse erreichbar.

Laut Parsons betrug die Zahl der akkreditierten Registrare zwei Wochen vor dem Start der Landrush-Phase noch 800. Kurz vorher waren es dann auf einmal 300 mehr. Parsons geht davon aus, dass es sich bei 600 der 1100 Registrare um "Phantome" handelt, also Strohmännern, die das Vergabe-System zu ihren Gunsten nutzen. Denn hat eine Firma beispielsweise acht Registrare gemeldet, bekommt sie wesentlich häufiger die Chance, eine Domain zu erhalten, als eine Firma, die korrekterweise nur einmal angemeldet ist.

Die Sache kann zudem ein einträgliches Geschäft sein. Denn gelingt es den Registraren, sich Adressen zu sichern, die mehrere Interessenten haben, dürften diese kurzerhand versteigert werden. Dabei können schnell vierstellige Summen zustande kommen - keine schlechte Rendite, wenn man bedenkt, dass der Registrar nur 10 - 15 Dollar bezahlen muss.

Parsons fordert in seinem ausführlichen Blog zu diesem Thema, dass zunächst die Landrush-Phase abgeschlossen werden sollte. Danach soll die Eurid die Domains einfrieren und prüfen, ob es sich bei den angemeldeten Registraren tatsächlich um eigenständige Firmen handelt, die auch im Domain-Handel tätig sind, oder nicht. Danach sollen die Registrare, die die Vorgaben nicht erfüllen, rückwirkend ausgeschlossen und alle von ihnen registrierten .eu-Domains erneut freigegeben werden. Im Anschluss daran soll nach Ansicht von Parsons eine zweite Landrush-Phase gestartet werden, bei der ausschließlich "echte" Registrare teilnehmen dürfen.

© PC-Welt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: