Digitalkameras:Mehr Pixel, mehr Qualität?

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Sieben, acht, zehn, wer bietet mehr? Die Pixel-Euphorie verstellt bei kompakten Digitalen den Blick aufs Wesentliche.

Nicola D. Schmidt

Eigentlich waren sich alle schon einig, dass es reicht. Und trotzdem legen reihum alle Beteiligten noch etwas nach. Fünf Megapixel, hieß es noch vor Jahresfrist, reichten spielend, um damit A4-Ausdrucke anzufertigen - wieviele hängen davon überhaupt in deutschen Wohnungen?

Und trotzdem zeigen heute die ersten digitalen Kompaktkameras stolz ihr 10-Megapixel-Logo. Das ist deshalb schade, weil dieser Wettstreit dem Anwender die Sicht aufs Wesentliche versperrt - die Digitalkameras von heute sind der vorigen und vorvorigen Generation deutlich überlegen. Aber eben nicht, weil die Hersteller die Auflösung ihrer Sensoren verdoppelt haben.

Denn das nutzt (von ein paar Mutigen, die sich für 100 Euro A3-Poster drucken lassen) nur den Herstellern von Speicherkarten, Festplatten und CD-/DVD-Rohlingen, die durch den größeren Platzbedarf ihre Umsätze steigern können.

Tatsächlich vollziehen sich die eigentlichen Verbesserungen im Stillen. So muss man heute eben nicht mehr sekundenlang darauf warten, dass die Digicam (sofern es sich nicht um ein Billigmodell eines Noname-Herstellers handelt) endlich fokussiert und das gewünschte Motiv einfängt (das derweil längst aus dem Blickfeld verschwunden ist).

Leichter ist es auch geworden, bei ungünstigen Lichtverhältnissen zu fotografieren - manche Kameras, wie die Finepix S6500fd von Fujifilm bieten schon Lichtempfindlichkeiten bis zu ISO 3200. Dadurch kann man auch in der Dämmerung kürzere Verschlusszeiten wählen und vermeidet so Wackler, ohne gleich ein Stativ hinzuziehen zu müssen.

Bildstabilisatoren verfolgen dasselbe Ziel - sie gleichen leichte, unwillkürliche Handbewegungen aus. Dazu bewegen sie entweder den Lichtsensor oder aber das Linsensystem gleichsam gegenläufig zur Erschütterung. Sonys Cyber-shot T10 etwa besitzt trotz Mini-Format so einen Stabilisator, Panasonic-Digicams greifen schon nahezu traditionell darauf zurück.

Nicht so wirksam sind hingegen elektronische Bildstabilisatoren - diese sollen den Wackler gewissermaßen aus dem Foto herausrechnen, was aber nicht immer zufriedenstellend möglich ist. Einen interesanten Ansatz verfolgt hierbei Samsung mit einem "Advanced Shake Reduction" (ASR) genannten Verfahren: Die Kamera nimmt das Motiv ganz schnell doppelt auf und berechnet daraus, wie es aussehen würde, hätte der Fotograf nicht gewackelt.

Das funktioniert aber vor allem bei Bewegungen der Kamera, nicht aber, wenn sich das Objekt bewegt.

Weil immer mehr Digitalfotografen ohne eigenen Computer auskommen, spendieren die Hersteller ihren Geräten gleichzeitig immer mehr Eigenintelligenz.

Grundlegende Bildbearbeitungsfunktionen wie die Entfernung "roter Augen" finden heute oft schon in der Kamera statt. HP (etwa mit der Photosmart R927) und Pentax (mit der T20) sind da Vorreiter. Pentax hat in die T20 sogar einen berührungsempfindlichen Bildschirm eingebaut, der die Fotobearbeitung noch vereinfacht - man kann mit dem Stift auf seinem Foto herumkritzeln.

Ob weitere Kamerahersteller diesen Weg gehen, wird sich noch zeigen - auch Sony hat mit der N2 schon eine Kamera mit Touchscreen angekündigt. Die Hersteller haben nämlich ein kleines Problem: sie können ihre Geräte nicht einerseits immer kleiner bauen, andererseits ständig die Bildschirmgröße erhöhen.

Der Sucher ist bei den meisten Minis ja schon dem Bildschirm zum Opfer gefallen - demnächst sind, dank Touchscreen, womöglich die Bedienknöpfe dran.

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