Computer-Wurm:Lovsan beißt sich durch

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Der neue Schädling hat nach Schätzungen des Antiviren-Software-Unternehmens Symantec seit Montagabend weltweit rund 120.000 Rechner befallen, meist solche von Privatanwendern.

Einer Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zufolge ist der Wurm auch in Deutschland schon weit verbreitet. "Wir schließen das aus den Meldungen über Infektionen, die bei uns eintreffen", sagte BSI-Pressesprecher Michael Dickopf. Das Amt rief die höchste Warnstufe aus.

Schwierigkeiten könnten dann auftreten, wenn Server von Internet-Providern unter dem gestiegenen Datenverkehr zusammenbrechen. Microsoft hat die Firmen schon vor Wochen über die drohende Gefahr informiert. Dennoch musste das schwedische Unternehmen Telia mitteilen, 40 seiner Server seien "in die Knie gegangen", weil Kunden-Rechner ständig versucht hätten, den Wurm weiter zu verbreiten.

Bis zu 200.000 Infektinoen

Bei Rechnern ohne Schutz habe der Schädling leichtes Spiel, sagte der Karlsruher Viren-Experte Christoph Fischer. Voraussichtlich werde sich Lovsan, der auch "Blaster" genannt wird, sehr schnell weiter verbreiten. Es sei durchaus möglich, dass die Zahl der infizierten Computer auf rund 200.000 ansteigen werde. "Danach erwarten wir einen Sättigungseffekt."

Im US-Bundesstaat Maryland legte der Schädling das gesamte Computersystem des Verkehrsamtes lahm. Auch eine große asiatische Fluggesellschaft sowie eine namhafte Bank in Atlanta waren betroffen. In China gaben etwa 2000 Intranet-Systeme, über die beispielsweise Firmen ihre Computer miteinander vernetzen, ihren Geist auf. Die spanische Anti-Virus-Firma Panda entdeckte den Wurm auf vier Prozent der von ihr geprüften Rechner.

Internet wird wahrscheinlich langsamer

Lovsan vermehrt sich über das Internet. Er nutzt eine Schwachstelle in den Microsoft-Betriebssystemen Windows NT, 2000 und XP. Der Wurm löscht keine Daten, verursacht jedoch in einigen Fällen mysteriöse Rechnerabstürze. Außerdem programmiert er befallene Computer, ab kommenden Samstag die Internetsite "windowsupdate.com" mit Anfragen zu überfluten. Auf dieser Site bietet Microsoft seine kostenlosen Sicherheits-Downloads an, darunter auch den zu Lovsan.

"Das wird Verkehr in allen Netzen verursachen", sagte der Karlsruher Viren-Experte Fischer. Das Surfen im Internet werde sich voraussichtlich weltweit für Nutzer merklich verlangsamen.

US-Experten tauften den Störenfried Lovsan, weil er auf infizierten Rechnern die Nachricht "I just want to say LOVE YOU SAN!" hinterlässt. Die Experten fanden bei der Untersuchung des Schädlings auch einen unsichtbaren englischen Text, in dem der Autor des Wurms Microsoft-Gründer Bill Gates auffordert, seine Programme zu verbessern, anstatt immer nur Geld zu verdienen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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