Computer-Viren:"Sasser"-Programmierer gefasst

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Ein 18-jähriger Schüler aus Niedersachsen hat gestanden, den Wurm entwickelt zu haben. Weltweit waren Millionen Computer befallen und auch Großunternehmen zeitweise lahmgelegt. Dem Jugendlichen drohen jetzt bis zu fünf Jahren Haft.

Der 18-Jährige habe ein "umfangreiches Geständnis" abgelegt, teilten das Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Verden am Samstag in Hannover mit.

Sein Elternhaus bei Rotenburg an der Wümme wurde demnach am Freitag durchsucht. Nach dem Geständnis wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt.

"Sasser" hatte in den vergangenen Tagen weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Wurm kann jeden mit dem Internet verbundenen Computer befallen und verbreitet sich nicht per E-Mail. Betroffen sind insbesondere Rechner mit den Microsoft-Betriebssystemen Windows 2000 und Windows XP. Der Wurm führt dazu, dass sich befallene Computer mehrfach hintereinander automatisch aus-und wieder einschalten.

Bei der Durchsuchung im Elternhaus des 18-Jährigen wurde den Angaben zufolge ein von ihm selbst gebauter Computer sichergestellt, auf dem sich der Quellcode des Virus befinden soll. Noch während der Durchsuchung habe sich der Schüler entschlossen, eine Aussage zu machen. Dann habe er auf der Polizei-Dienststelle ein Geständnis abgelegt.

Vom Antivirus-Programm zum gefährlichen Wurm

"Aufgrund der detaillierten Aussage des Schülers zu den von ihm verbreiteten Viren ist er eindeutig als Urheber identifiziert worden", erklärten Staatsanwaltschaft und LKA. Ihm drohen einem LKA-Sprecher zufolge wegen Computersabotage bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.

Der Jugendliche wollte demnächst zunächst einen Antivirus programmieren, der andere Viren von befallenen Rechnern entfernen sollte. Der Virus namens "Netsky A" sollte etwa die Viren "Mydoom" und "Bagle" bekämpfen. Angespornt durch Computer begeisterte Klassenkameraden habe er dann "Netsky" zu "Sasser" weiter entwickelt. Über die dadurch entstandenen Schäden habe er sich "keine Gedanken" gemacht, erklärten die Behörden.

Der Direktor des LKA Niedersachsen, Rüdiger Butte, erklärte, mit der Ermittlung des Täters sei "weltweit weiterer Schaden wirksam" verhindert worden. Microsoft-Sprecher Hans-Jürgen Croissant lobte, es sei das Ergebnis der "hervorragenden Zusammenarbeit" mit nationalen und internationalen Ermittlungsbehörden, dass innerhalb von einer Woche dieser Erfolg erzielt werden konnte. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hatten Experten den Prgrammierer des Virus irgendwo in Russland vermutet.

Auch die Polizei in Baden-Württemberg meldete einen Fahndungserfolg: Ein 21-Jähriger habe zugegeben, den so genannten Trojaner "Agobot", der später "Phatbot" hieß, zusammen mit anderen programmiert zu haben, teilte das LKA in Stuttgart mit. Es gibt demnach jedoch keine Anhaltspunkte für eine direkte Verbindungen zum mutmaßlichen "Sasser"-Programmierer.

Der 21-Jährige soll nach ersten Erkenntnissen aber "Sasser" dazu benutzt haben, um den von ihm selbst entwickelten "weit gefährlicheren Wurm Phatbot" zu verbreiten. Dieser kann laut LKA wie ein Trojaner von den Nutzern unbemerkt beispielsweise Daten ausspähen, Spam-Mails versenden oder weitere Rechner bis zu deren Zusammenbruch mit Anfragen überschütten.

Die Ermittler durchsuchten am Freitag im Raum Lörrach im Auftrag der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen die Wohnungen des Hauptverdächtigen und zwei weiterer mutmaßlicher Inernet-Hacker. Bei drei weiteren Verdächtigen in Niedersachsen, Hamburg und Bayern fanden ebenfalls Durchsuchungen statt.

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