CeBIT 2007:Zurück zum Ur-Geschäft

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Das Konzept der CeBIT geht nicht mehr auf. Namhafte Hersteller meiden Hannover, andere Messeanbieter machen dem IT-Marktplatz heftig Konkurrenz.

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Es geht wieder los: Aussteller, PR-Leute und Journalisten bereiten sich auf die CeBIT vor. Auch mit Getratsche. Die immer gleichen Themen - teure Hotelzimmer, übervolle Terminpläne, hohe Kosten und ein zu unübersichtliches Messegelände. Doch in diesem Jahr interessiert die Branche noch etwas anderes: Wer kommt überhaupt?

Graue Wolken am Horizont der CeBIT: die großen Namen fehlen auf der Messe (Foto: Foto: Deutsche Messe AG)

Denn seitdem einige der großen Marken abgesagt haben, steckt die CeBIT in einer Image-Krise. Dies wird auch ein Thema sein, wenn sich schließlich alle vom 17. bis 21. März in Hannover treffen. Vor Ort dürften die Besucher vor allem eines feststellen: Die CeBIT schrumpft weiter. Mit zehn Prozent weniger Ausstellungsfläche als im Vorjahr rechnet die Deutsche Messe.

Rund 6000 Teilnehmer (2006: 6167) aus 70 Ländern zählt der Vorstand der AG, Ernst Raue. "Das ist zwar weniger als 2006, aber dennoch über Plan: Fusionen und strategische Kooperationen haben dazu beigetragen, dass eine hohe zweistellige Zahl an Ausstellern, die vor ein oder zwei Jahren noch einen getrennten Auftritt hatten, jetzt gemeinsam präsentieren", so Raue. 2006 verbuchte die Messe eine Netto-Ausstellungsfläche von 303000 Quadratmetern.

Die Branchenführer fehlen

"Die Budgets sind knapp. Wir müssen uns auf bestimmte Events konzentrieren", lautet die Standard-Begründung einiger Abtrünniger. Deutlich wird dies unter anderem bei den Mobilfunkern. Ausgerechnet die Nummern eins und zwei im Handy-Markt, Nokia und Motorola, verzichten in diesem Jahr. Beide Unternehmen setzen lieber auf üppige Consumer-Kampagnen und eigene Händlerveranstaltungen.

Außerdem trafen sich Nokia & Co. nur wenige Wochen zuvor in Barcelona: Wichtige Produkt-Launches und Kooperationen geben die meisten Unternehmen schon Mitte Februar auf der Mobilfunk-Messe 3GSM bekannt. So bringt Sony Ericsson zwar die zwei brandneuen Modelle W880i und K810i mit nach Hannover, jedoch konnte das Publikum diese erstmals in Spanien bestaunen. Das gleiche gilt für Samsungs SGH-F300 und SGH-F500.

Nicht nur die 3GSM setzt den Messemachern zu. In den Kalendern der Unternehmen häufen sich die Termine: Die IFA in Berlin findet inzwischen jährlich statt. Die CeBIT konkurriert zudem mit der CES in Las Vegas und der Photokina in Köln. Insbesondere die Fotografie-Messe erwies sich im September 2006 als Magnet für Handy-Hersteller - schließlich mutieren die Mobiltelefone immer mehr zu kleinen Fotoapparaten.

Business-Produkte statt Consumer-Elektronik

Neben den Mobilfunkern gehören aber auch die Unterhaltungselektronik-Hersteller zu den Sorgenkinder der Deutschen Messe AG. So kommt LG in diesem Jahr nicht. Ähnliche Gedanken gab es beim Wettbewerb: "Wir haben lange überlegt, ob wir auf die CeBIT gehen", so Michael Kurpiers, Senior Manager Corporate Marketing von Samsung. Konsequenz: "Wir lassen die Consumer Electronics zu Hause."

Der Stand des Unternehmens hat sich gegenüber den Vorjahren verändert: Statt imposanter HD-TVs zählen nun verstärkt Business-Lounges für die Händler. Der ein oder andere Fernseher wird zwar auch zu sehen sein, jedoch nur um das Gesamtsortiment zu unterstreichen.

Eine Weltneuheit hat das Unternehmen aber zumindest parat: den Ultra Mobile PC Q1b. Ganz ähnlich das Konzept bei Sony: Die Japaner zeigen ihr B-to-B-Portfolio. Nur ein einziges "digitales Wohnzimmer" vereint die Entertainment-Highlights des Konzerns, wie die PlayStation 3 und ein Blu-ray-Player.

Diese reduzierte Anzahl von technischen Spielereien für den Privatgebrauch dürfte Messevorstand Raue durchaus gefallen: Denn die CeBIT endeckt wieder die Business-Klientel. Raue will das Profil der "Profimesse" unter dem Motto "The leading business event for the digital world" stärken. Ein breites Kongressprogramm soll dabei helfen.

Im nächsten Jahr, 2008, öffnet die CeBIT zudem nur noch an sechs anstatt sieben Tagen. Auch rückt der Termin von Mitte März auf Anfang des Monats vor. Aussteller will die Messe mit niedrigeren Kosten locken. Die Hoteliers würden zukünftig billigere Zimmer anbieten, versichert Raue. Er erfüllt also gleich einige Wünsche auf einmal. Scheint so, als hätte Raue den Tratsch der Branche vernommen.

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