Camcorder:Die neuen Multi-Talente

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Neue Camcorder zeichnen auf verschiedensten Medien auf - inzwischen sogar in hoher Auflösung - und ersetzen gar den Fotoapparat.

Nicola D. Schmidt

Früher war manches anders: In die tragbare Videokamera legte man eine Kassette ein und drückte den Aufnahmeknopf. Den fertigen Film besah man sich später direkt am Fernseher, entweder über ein Kabel vom Camcorder oder über eine Adapterkassette im Videorekorder.

Die DCR-DVD202E von Sony, eine von mehreren DVD-Camcordern dieses Herstellers. (Foto: Foto: Sony)

Den Film nachträglich zu schneiden, das war ein ganz eigenes Hobby, eine ernsthafte Angelegenheit so wie Angeln oder Briefmarkensammeln.

Heute sind, das zeigen die Verkaufzahlen der Softwarehersteller, zahlreiche Familienväter genau damit beschäftigt: Sie schneiden ihre Urlaubsvideos am PC, unterlegen sie mit Musik oder fügen Titelsequenzen hinzu.

Das Ergebnis bekommt Oma auf eine DVD gebrannt, die sie in ihrem zum 75. geschenkten DVD-Player abspielen kann. Dass das alles so gut funktioniert, liegt daran, dass digitale Camcorder sehr computer-kompatibel aufzeichnen.

Und mittlerweile erobern sie sich alle Speichermedien, auf die auch PCs zurückgreifen. Die Tage der Kassette (hier in Form der Mini-DV) scheinen jedenfalls gezählt - denn die kann man nicht direkt in den Rechner einlegen. In aktuellen Geräten verbreitet sind Festplatte, DVD und Speicherkarte.

Die Festplatte, jedem Computerbesitzer bekannt, brüstet sich vor allem mit ihrer hohen Kapazität. Auf 30 Gigabyte passt, selbst in DVD-Aufnahmequalität, das Äquivalent von sechs abendfüllenden Spielfilmen.

Ist der üppige Speicher aber erst einmal gefüllt, geht kein Weg am Computer vorbei: Der Anwender muss seine Kamera entleeren. Prominentester Vertreter dieses Systems ist JVCs Everio-Reihe.

Camcorder, die auf DVD-Medien aufzeichnen, haben dieses Problem nicht. Ist eine Scheibe voll, legt man einfach die nächste ein. Problematisch ist nur, dass Standard-DVDs 12 Zentimeter groß sind. Die Hersteller setzen deshalb hier oft auf Mini-DVDs mit 8 Zentimeter Durchmesser, die aber nur 1,4 Gigabyte Film fassen (je nach Qualität 30 bis 60 Minuten).

Also benötigt der Hobbyfilmer einen entsprechend großen Vorrat an Scheiben. Verschwiegen werden soll auch nicht, dass DVD-Brenner relativ stromhungrig sind. Pluspunkt: man kann die Filmscheiben normalerweise auch gleich in den DVD-Player einlegen, der sofortigen Vorführung im Heimkino steht also nichts entgegen. DVD-Camcorder gibt es unter anderem von Sony und Samsung.

Viel kleiner als DVDs sind Speicherkarten - deshalb ist es nur folgerichtig, dass vor allem Camcorder der besonders kompakten Kategorie mit diesem Aufzeichnungsmedium arbeiten, und zwar in seiner Ausprägung als SD-Speicherkarte.

Von der DVD haben sie den Nachteil geerbt, dass ihre Kapazität noch begrenzt ist - zur Photokina soll es zum Beispiel die ersten 8-Gigabyte-SD-Karten geben. Weit bezahlbarer sind heute aber Karten mit einem Gigabyte oder weniger.

Im Vergleich zur optischen Scheibe sind sie immer noch teuer: eine 1-Gigabyte-SD-Karte kostet ab 30 Euro, ein 1,4-Gigabyte-Rohling kostet einen Euro. Die meisten aktuellen Computer schlucken SD-Karten direkt, wenn nicht, genügt ein billiger Kartenleser.

Panasonic, traditionell Vertreter der SD-Fraktion, bietet derartige Camcorder an. Allerdings arbeiten auch einige billige Noname-Geräte mit Speicherkarten, weil das die Herstellungskosten senkt.

Damit die Kunden in Zukunft nicht mehr die Qual der Wahl haben, scheinen sich in den neuesten Geräten nun allerdings Kombilösungen durchzusetzen. Erst jüngst, auf der IFA, hat Hitachi einen Camcorder mit DVD- und Festplattenlaufwerk vorgestellt.

Der ermöglicht es, zwischen den beiden Medien hin- und herzukopieren und auch schon erste Schnittfunktionen auszuprobieren. Der Weg über den Computer ist also nicht mehr zwingend. Spannend zu beobachten ist auch, wie die Firmen versuchen, High Definition im Heimbereich zu etablieren.

Preis-Vorreiter ist hier Sanyo mit dem Xacti HD1. Das Argument ist nachvollziehbar: wenn so viele Anwemder schon einen Flachbildfernseher mit hoher Auflösung angeschafft haben, dann suchen sie nach Material dafür. Und wenn das ein Film von der eigenen Geburtstagsparty ist, umso besser.

Fotografieren können Camcorder ja schon länger in hoher Auflösung - drei Megapixel sind beinahe Standard. Dabei profitieren die Geräte davon, dass meist auch ein starkes Zoom integriert ist (bis 10-fach) und ein Bildstabilisator vor Wacklern schützt.

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