Browser-Krieg:AOL gegen Microsoft

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Der Rechtsstreit zwischen dem klagenden Medienkonzern und dem weltgrößten Softwarehersteller nimmt an Schärfe deutlich zu.

Im Rechtsstreit mit AOL Time Warner hat Microsoft dem klagenden Medienkonzern vorgeworfen, wichtige Dokumente zurückzuhalten. Darin sei aufgeführt, wie AOL die neun US-Bundesstaaten unterstützt habe, die auf schärfere kartellrechtliche Strafen gegen den weltweit größten Softwarehersteller drängen, teilte Microsoft am Donnerstag mit.

In der am Dienstag eingereichten Klageschrift habe AOL es versäumt, seine Kontakte zu den neun Bundesstaaten offen zu legen. AOL kritisierte seinerseit Microsoft, Gespräche abgebrochen zu haben, in denen der Streit über Verfahrensfragen hätte beigelegt werden sollen.

"AOL kann nicht beides haben", sagte Microsoft-Sprecher Jim Dresler. Das unkooperative Verhalten von AOL in Bezug auf die Herausgabe von Dokumenten stehe in krassem Widerspruch zu seinen Verbindungen hinter den Kulissen zu den Staaten, die den Streit mit Microsoft nicht beilegen wollten, sagte Dresler. AOL hinterlegte bei Gericht den Angaben zufolge bisher 851 Seiten an Dokumenten. Microsoft beantragte bei dem zuständigen Gericht, von AOL die Aushändigung weiterer Unterlagen zu verlangen. Darüber hinaus solle das Gericht alle von AOL benannten Zeugen von der Aussage ausschließen.

In einer Stellungnahme teilte AOL mit, das Unternehmen befürworte einen zügigeren Zeitplan. AOL kritisierte Microsoft dafür, Gespräche über strittige Verfahrensfragen abgebrochen zu haben. Dies und das Einreichen der Klageschrift falle mit einer Klage zusammen, die die AOL-Tochter Netscape gegen Microsoft eingereicht habe. Auf entsprechende Fragen habe Microsoft eingeräumt, dass die Netscape-Klage Microsoft zu einer plötzlichen Änderung der Position bewogen habe, teilte AOL mit.

Im Streit um den einst marktführenden Internet-Browser Netscape hatte AOL den Software-Riesen am Dienstag auf Schadenersatz verklagt. AOL wirft Microsoft vor, den Browser der 1999 von AOL gekauften Firma Netscape mit unfairen Mitteln verdrängt und dabei gegen das Kartellgesetz verstoßen zu haben.

In seiner Klage verlangt AOL, Microsoft für die Zukunft wettbewerbswidriges Verhalten zu untersagen. Außerdem will AOL für entgangene Umsätze im Geschäft mit Browser-Lizenzen und verlorene Marktanteile Schadenersatz in einer vom Gericht zu bestimmenden Höhe.

Im Kartellverfahren der US-Regierung gegen Microsoft hatte sich das Justizministerium mit dem Konzern auf einen Vergleich geeinigt. Dem hatten sich lediglich neun der 18 ebenfalls klagenden US-Bundesstaaten angeschlossen. Die restlichen neun Staaten verweigern sich bislang dem Kompromiss und fordern strengere Sanktionen gegen Microsoft.

(sueddeutsche.de/Reuters)

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