brigitte-mohnhaupt.de:Skurriles Domain-Grabbing

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Die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt möchte, dass ein selbsternannter Wanderprediger die Domain mit ihrem Namen nicht mehr benutzt. Der ist stocksauer - weil er mit der Homepage angeblich Geld für die langjährige Gefängnis-Insassin sammeln will.

Oliver Das Gupta

Thomas Vogel weiß, wie man in Zeitungen kommt. Zuerst schleppte er ein Aluminiumkreuz durch Europa, dann wollte er ein Picasso-Bild namens "Gitarre und Kerze" verhökern, dessen Echtheit umstritten ist. Schließlich erstand er über Ebay ein angeknackstes Frühstücksei, auf dem der zerlaufene rote Datumsaufdruck einer Madonna glich - die Bild-Zeitung berichtete ausgiebig darüber.

Vogels Foren zu Mohnhaupt und der RAF, moderiert vom User "Linkekraft" (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Vogel, der früher mal Häring hieß, betreibt nach eigenen Worten "Domain-Management" - und hat deshalb zur Zeit mächtig Ärger. Der Mann aus Tengen im Schwarzwald hatte sich brigitte-mohnhaupt.de gesichert und stellte Anfang Februar ein Forum auf die Seite.

Dort schrieben "antikapitalistische" User Sätze wie "Mohni halt durch, wir lieben dich!", andere ließen sich aus über die "linken Maden" auf dieser "widerlichen Site" und auch ein vorgeblicher NPD-Mann hinterließ seine Duftmarke. Viel Geld habe er in die Seite gesteckt, sagt Thomas Vogel, "diesen Namen habe ich wertvoll gemacht".

Irgendwann erfuhr auch Helmuth Jipp davon. Er ist der Anwalt der nach wie vor inhaftierten RAF-Terroristin und möchte, dass es Vogel künftig "unterlässt, diese Domain zu benutzen". Der Hamburger Jurist verweist auf den Paragrafen 12 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dort ist geregelt, dass der Berechtigte eines Namens von anderen verlangen kann, den gleichen Namen nicht unbefugt zu gebrauchen. Nur darum ginge es, sagt Jipp. Ein Telefonat mit Vogel endete unschön.

Vogel will es auf einen Prozess ankommen lassen

Bis Freitag, 9. März hat Vogel nun Zeit, der Forderung nachzukommen - doch der denkt gar nicht daran. "Das ist ungerecht. Eine Schweinerei", schäumt der Badener, der sich mal als "Künstler", mal als "Wanderprediger" bezeichnet. Der Anwalt wolle nur kassieren. Vogel will es auf einen Prozess ankommen lassen, sagt er.

Und überhaupt: Er hatte "von Anfang an vor, die Domain an Frau Mohnhaupt zu übergeben, freundschaftlich verbunden und in allen Ehren". Das würde er nach wie vor tun - aber nur persönlich. Sogar Geld will Vogel für die Ex-Terroristin über die Homepage gesammelt haben. Wie viel, kann er nicht sagen, das mache eine Sozialarbeiterin. Aber: "Es ist Einiges. Fünfstellig."

Auf brigitte-mohnhaupt.de hat er inzwischen eine Reaktion ("unberechenbare Klagewut") auf das Schreiben von Anwalt Jipp gestellt. Seine Mohnhaupt-Foren zog er derweil um: auf christian-klar.de. Auch die Domains murat-kurnaz.de und kampusch.de hat er sich gesichert. "Die Namen schenke ich", beteuert Vogel. Er wolle diesen Menschen nur helfen, keinen Reibach machen.

Am Wochenende will Thomas Vogel nach Aichach fahren, wo Mohnhaupt einsitzt, zur Kontaktaufnahme und um Pressefotos zu machen, sagt er.

Anwalt Jipp glaubt, dass Vogel doch noch einlenkt und die Causa friedlich beigelegt wird. Dass dieser für seine Mandantin angeblich Geld sammelt, will Jipp nicht gewusst haben. Er weiß einen anderen Weg, wie Vogel der früheren RAF-Größe helfen kann: "Er soll ihr einfach einen Brief schreiben."

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