Ebay:Verkaufen wird teuer

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Das Internet-Auktionshaus Ebay ändert seine Gebühren drastisch - vor allem Privatanbieter müssen ab Ende Februar tiefer in die Tasche greifen.

Thorsten Riedl

Das Internetauktionshaus Ebay erhöht seine Preise für Privatleute. Zwar fällt für manche Auktionen die Startgebühr weg, dafür steigen die Provisionen und damit die Gebühren für Auktionen, bei denen das Höchstgebot bei mehr als 33 Euro liegt. Billiger wird es für viele gewerbliche Ebay-Händler, Profiverkäufer bekommen sogar Rabatt - aber nur, wenn sie den Ebay-eigenen Bezahldienst Paypal einsetzen, für den eigene Kosten anfallen.

Ebay ändert seine Preisstruktur drastisch. (Foto: Foto: AP)

So will Ebay mehr Angebote auf die Auktionsplattform holen und dieser den Flohmarktcharakter zurückgeben, Profihändler aber nicht verschrecken. "Wir setzen fort, was wir im September begonnen haben", sagte Ebay-Deutschland-Chef Stefan Groß-Selbeck der Süddeutschen Zeitung. Damals wurde die Einstellgebühr gesenkt. "Das ist so gut gelaufen, dass wir jetzt den nächsten Schritt gehen."

Ab April übernimmt John Donahoe die weltweite Führung bei Ebay. Zuvor war er verantwortlich für das Auktionsgeschäft des Internetkonzerns im nordamerikanischen Heimatmarkt. Donahoe folgt auf Meg Whitman, die das Unternehmen nach zehn Jahren verlässt und es zuletzt nicht geschafft hat, dem Ebay-Marktplatz zu neuem Wachstum zu verhelfen. Analysten bemängeln schon seit geraumer Zeit, dass das Kerngeschäft des 1995 gegründeten Unternehmens lahmt.

Umfassende Gebührenreform

Zuwächse konnte Whitman vor allem in Randbereichen wie Paypal oder dem Internettelefondienst Skype verbuchen. Neuen Schwung auf den Marktplatz will Donahoe noch vor seinem Amtsantritt durch umgreifende Änderungen bei den Verkaufsprovisionen und dem Bewertungssystem bringen. Bei Ebay selbst spricht man weder von Gebührenerhöhung, noch -senkung, sondern von einer "Gebührenreform" - der umfassendsten seit fünf Jahren.

Günstiger wird der Handel für Privatleute bei Ebay, wenn sich ihre Produkte nicht verkaufen oder das Höchstgebot unter 33 Euro liegt. Bislang fiel für eine Auktion zum Startpreis von einem Euro inklusive eines Galeriebildes eine Einstellgebühr von einem Euro an - diese erlässt Ebay ab dem 20. Februar. Vor sechs Monaten hatte das Unternehmen die Gebühr für diese im eigenen Jargon als "Volksauktion" bezeichnete Versteigerungsform gesenkt.

Seither habe Ebay 100.000 neue Verkäufer gewonnen, erklärte Groß-Selbeck. Darunter seien sowohl solche, die zum ersten Mal auf der Auktionsplattform ihre gebrauchten Dinge eingestellt hätten, als auch Privatleute, die schon bei Ebay gemeldet waren und durch die Preissenkung wieder Lust auf eine eigene Auktion bekamen, sagte er. Der Wegfall der Einstellgebühr sei "ein Grund mehr, auf den Dachboden zu gehen", sagt Groß-Selbeck.

Teurer wird es nun, wenn sich für die Schätze vom Speicher ein Käufer findet und die Auktion mehr als 33 Euro einbringt. Fällt das letzte Gebot in einer Volksauktion etwa bei 40 Euro kostete das bislang 3,00 Euro. Künftig verlangt Ebay 3,20 Euro - eine Preissteigerung von sechs Prozent. Bei einem Gebot von 350 Euro werden statt 15,50 bald 19,00 Euro fällig, 23 Prozent mehr. Bei einem Verkauf für 2500 Euro fallen 61,50 statt 66,50 Euro an, ein Plus von acht Prozent.

Ausnahmen bilden Festpreisangebote in den Kategorien Musik, Filme und Bücher: Ihr Verkauf wird deutlich günstiger. Gefiel einem Käufer ein Buch für 30 Euro, kostete das den Verkäufer bisher 3,65 Euro, nun sinken die Kosten um mehr als ein Drittel auf 2,40 Euro. Grund: Das Internethandelshaus Amazon.com hat auch eine Handelsplattform für gebrauchte Waren, darunter viele Medien. Mit den neuen Preisen erklärt Ebay den Kampf: Die Gebühren sind nun viel niedriger als bei Amazon. Ähnlich bei den Tickets: Hier gibt es deutlich mehr Wettbewerb als in den anderen Ebay-Kategorien.

Rabatte für Powerseller

Für Powerseller, also gewerbliche Händler mit guten Bewertungen und regelmäßigen Umsätzen, bietet Ebay zum ersten Mal in der Firmengeschichte Rabatte - geknüpft an Bedingungen. So müssen die detaillierten Bewertungspunkte des Verkäufers wie "Versandzeit" oder "Kommunikation" gewisse Durchschnittswerte erreichen. Dazu müssen die Kunden des Powersellers in mindestens vier von fünf Auktionen das Ebay-Bezahlsystem Paypal genutzt haben. Sind beide Bedingungen erfüllt, bekommt der Händler einen Rabatt zwischen 20 und 36 Prozent.

Für Paypal-Zahlungen werden in Abhängigkeit vom monatlichen Umsatz allerdings pro Überweisung noch einmal zwischen 0,9 bis 1,9 Prozent zuzüglich je 0,35 Euro fällig - zahlbar vom Verkäufer. Pikant am Rabattsystem ist, dass die Ermäßigungen für den Händler abhängig vom Wohl der Kunden sind. Verkäufer dürfen aber ab Juni Käufer nicht mehr bewerten. Viele Profihändler fürchten daher Erpressung durch die Klientel und haben in den USA schon über einen Streik nachgedacht.

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