Interrail:Mit dem Zug in die Freiheit

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Das kostenlose Interrail-Ticket für 18-Jährige EU-Bürger wird wohl erst im kommenden Jahr Realität werden. Das EU-Parlament hat das Projekt zwar mit großer Mehrheit gebilligt, nur das vorhandene Budget reicht dafür noch nicht.

Von Markus Mayr, Brüssel

Der Klang des Wortes weckt Fernweh bei Älteren und Jüngeren gleichermaßen: Interrail. Wie keine zweite Fahrkarte steht dieses Zugticket für Freiheit und Reiselust. Es ist in den meisten europäischen Bahnen gültig und lässt viele Jugendliche zum ersten Mal so richtig viele Kilometer zwischen sich und ihre Eltern legen. Während die Kinder weg sind, können Mama und Papa in den Erinnerungen an die Interrailtrips ihrer eigenen Jugend schwelgen. Seit 1972 gibt es das Angebot. Und seit September geistert die Idee durch die Flure der Brüsseler Behörden, allen Jugendlichen in der EU zum 18. Geburtstag ein solches Ticket zu spendieren.

Für viele ist es eine famose Idee, die auch mit großer Mehrheit im Europaparlament verabschiedet wurde, aber umgesetzt wird sie in diesem Jahr wohl noch nicht. Die EU-Kommission hatte zwar im November erste Mittel für das Pilotprojekt bereit gestellt. Doch die 2,5 Millionen Euro sind viel zu wenig, um allen 18-Jährigen ein Ticket zu schenken. Der Anfang aber ist gemacht. Und ganz so schlimm, wie Medien unter Berufung auf Kommissionskreise am Dienstag berichteten, scheint es nicht um das ehrgeizige Projekt zu stehen: Von Klassenfahrten nach Brüssel anstatt dem freiem Reisen war zu lesen. Aus der Kommission war am Mittwoch stattdessen zu hören, dass man die Idee nach wie vor "sehr begrüße". Derzeit würde man die Kosten ermitteln, im März sei mit ersten Vorschlägen zu rechnen, wie diese Initiative anzugehen sei. Zudem müsse erst einmal geklärt werden, wie die Jugend jener Länder in das Angebot eingebunden werden kann, die nicht an das Interrail-Netz angeschlossen sind: das Baltikum etwa.

Der Politiker allerdings, der im September vergangenen Jahres die Interrail-Geschenkidee auf die politische Agenda Brüssels gepackt hatte, ist zuversichtlich. "Das Projekt Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen kommt gut voran", sagt Manfred Weber, der Vorsitzende der Christdemokraten im EU-Parlament. Es sei halt ein langer Atem nötig. Er sei aber "sehr optimistisch", dass das Geschenk Realität werde. Man versuche derzeit, für 2018 das dafür nötige Geld locker zu machen. Gelänge dies, würde sich wohl in Berlin der lauteste Jubel erheben. Dort leben die wohl größten Befürworter der Initiative: Die beiden Aktivisten Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer haben die Petition #FreeInterrail gestartet, die bereits knapp 15 000 Menschen unterschrieben haben. Ihr Traum: Reisegutscheine in den Briefkästen aller 18-Jährigen. Derzeit wird in Brüssel aber eher die Idee gehandelt, die Fahrkarte bei Bedarf am Schalter bereitzustellen. Das wäre auch für die Geldgeber erheblich günstiger.

Herr und Speer verweisen auf die Chancen, die in dem Programm für alle jungen EU-Bürger schlummern, ungeachtet ihrer Herkunft, des Bildungsgrads oder des Vermögens. "Die Interrail-Tickets sind nicht einfach ein nettes Geschenk von der EU, sondern eine notwendige Investition in die Zukunft eines geeinten Kontinents", betonen die beiden.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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