Werner Schnappauf:Ein "Problemminister" wird Investmentbanker

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Werner Schnappauf musste vor einem halben Jahr beim BDI wegen der "Protokoll-Affäre" gehen. Jetzt kommt der frühere CSU-Umweltminister bei der Bank of America als Berater unter.

Harald Freiberger

Ein halbes Jahr lang war es sehr ruhig geworden um Werner Schnappauf, der in seiner Laufbahn schon mehrmals für Schlagzeilen gesorgt hatte. Ende März musste der frühere CSU-Umweltminister, der inzwischen als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) agierte, von seinem Posten zurücktreten. Grund war die "Protokoll-Affäre" um Äußerungen des damaligen Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) zum Atomausstieg.

Ex-BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf. (Foto: dpa)

Am Donnerstag tauchte Schnappaufs Name wieder auf - in einer Pressemitteilung der Bank of America: Der Ex-Politiker soll die europäische Tochter der Großbank als "Senior Advisor" bei den Themen Nachhaltigkeit, Klima- und Energiepolitik beraten. "Er wird unser europäisches Investmentbanking-Geschäft hervorragend ergänzen", so Deutschland-Chef Holger Bross.

Damit könnte die turbulente Karriere des heute 58-jährigen Schnappauf in ruhigeres Fahrwasser kommen. Der Tiefpunkt war sein unrühmlicher Abgang beim BDI. Minister Brüderle war kurz nach dem Reaktorunglück in Fukushima bei einer Präsidiumssitzung des BDI zu Gast und wurde gefragt, ob es stimme, dass die Bundesregierung aus der Atomkraft aussteigen wolle. Darauf soll Brüderle gesagt haben, dass "angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien". So stand es im Protokoll der Sitzung, das kurz darauf an die Öffentlichkeit kam.

Der Skandal war groß, weil Brüderle damit nichts anderes gesagt hätte, als dass eine so weitreichende Entscheidung allein aus wahltaktischen Gründen gefallen sei. Brüderle bestritt die Aussage. Der BDI sprach zunächst von einem "Protokollfehler", dann trat Schnappauf zurück, auch wenn er sich nicht schuldig fühlte. "Ich übernehme die politische Verantwortung für die Folgen einer Indiskretion, an der ich persönlich nicht beteiligt war", sagte er.

Fest steht: Schnappauf war für die Versendung des Protokolls zuständig, und der Satz hätte so nicht drinstehen dürfen. Fest steht aber auch: Sein Rücktritt kam einigen Personen entgegen, sodass er sich durchaus als Bauernopfer fühlen durfte. Brüderle und die Bundesregierung hatten eine Ausrede, und bei BDI-Präsident Hans-Peter Keitel hatte Schnappauf ohnehin schon auf der Abschlussliste gestanden. Schnappauf, seit dem Jahr 2007 beim BDI, hatte sich für dessen Gefühl zu sehr in den Vordergrund gespielt.

Als Politiker war es Schnappauf zuletzt nicht viel besser ergangen. Der ehemalige Landrat von Kronach in Oberfranken hatte in der CSU unter dem Patronat des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber eine steile Karriere gemacht. 1998 wurde er Umweltminister und war dann auch für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständig. Der erste große Rückschlag kam 2006, als er den "Problembären Bruno" zum Abschuss freigab. Bald folgte der "Gammelfleisch-Skandal", danach hatte er endgültig seinen Ruf als "Problemminister" weg.

Nun wird Schnappauf also Investmentbanker. Diese sind dafür bekannt, dass sie sich als Türöffner gerne Leute mit politischem Netzwerk ins Haus holen. Aber auch Kenntnisse im Energiebereich kann Schnappauf vorweisen. 1982 promovierte er über "Standortbestimmung bei Kernkraftwerken". Bei der Bank of America trifft er übrigens auf einen alten Bekannten: Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel ist dort schon seit 2006 "Senior Advisor".

© SZ vom 02.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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