Wahlkampf im Bayerischen Wald:Sex, Drugs und VdK

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Eine erbitterte Schlacht - mitunter auch mit unlauteren Mitteln: Nach dem Tod von Heinz Wölfl wählt Regen einen neuen Landrat. In der Stichwahl tritt heute CSU-Kandidat Helmut Plenk gegen Michael Adam an. Der Sozialdemokrat ist jung, schwul und hat gute Chancen zu gewinnen.

Max Hägler

Vor knapp zwei Wochen hatten sie sich noch einen fairen Wahlkampf versprochen. Doch davon ist mittlerweile nichts mehr zu spüren. SPD-Mann Michael Adam und CSU-Mann Helmut Plenk führen vor dem Stichentscheid um den Landrat im Landkreis Regen am Sonntag eine erbitterte Schlacht, mitunter auch mit unlauteren Mitteln.

Wer wird neuer Landrat in Regen? Michael Adam und Helmut Plenk am Wahlabend vor zwei Wochen. Am Sonntag treten sie in einer Stichwahl gegeneinander an. (Foto: dapd)

Da schimpfen etwa Mitarbeiter der Tourismusgesellschaft in Bodenmais bei Journalisten von dienstlichen E-Mail-Adressen aus über die CSU - der Bürgermeister in Bodenmais ist SPD-Mann Adam. "Das war ein Fehler", sagt einer von ihnen, Andreas Lambeck, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft. Aber von den Inhalten nehme er nichts zurück, seine Meinung sei berechtigt. Tatsächlich reagierte Lambeck auf eine nicht ganz koschere Aktion aus dem Lager des CSU-Kandidaten Plenk. Der ist Kreisgeschäftsführer des Sozialverbandes VdK - sein Verbandsvorsitzender schrieb im Laufe der Woche einen Brief an VdK-Mitglieder, auf VdK-Papier: Er glaube, heißt es darin unter anderem, "dass Helmut Plenk als Landrat zielstrebig seine neuen Aufgaben bewältigen wird und alle Bürger im Landkreis durch seine soziale Einstellung gewinnen werden".

Ein unlauterer Wahlaufruf sei das, schimpfen seitdem nicht nur SPD-Anhänger. Auch mancher Konservative ist erstaunt über die Mittel, mit denen für Plenk geworben wird. Womöglich wird da die Angst deutlich, dass ausgerechnet Adam - jung, schwul, evangelisch, sozialdemokratisch - diesen Posten im eigentlich konservativen CSU-Stammland übernimmt. Unwahrscheinlich ist das nicht, in der ersten Runde lag Adam mit acht Prozentpunkten vorne. Die Junge Union (JU) schaltete jedenfalls Zeitungsanzeigen unter der Überschrift: "Was Adam wirklich will". Darunter Zitate aus einem Juso-Positionspapier: Der Bau von Moscheen müsse möglich sein, und in den Schulen müsse es weltanschaulich neutralen Unterricht geben. Die Quintessenz der JU: "Regen braucht keinen Wolf im Schafspelz".

Was als entlarvend gedacht war, führt bei vielen in der Region zur Reaktion: Was ist so schlimm an den Juso-Forderungen? Die CSU-Bezirksgeschäftsstelle wiederum verschickte eine Mail, in der sie aus einem Leserbrief zitierte: "Mit Adam schaffen wir es, dass aus dem Ruf des hinterwäldlerischen Bayerwaldes ein Paradies für Sex, Drugs & Rock'n'Roll wird. . ."

Plenk nennt das "inhaltliche Debatte", sein Konkurrent Adam sieht darin einen "Hetzwahlkampf". hm

© SZ vom 26.11.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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