Universität Eichstätt:"Für uns ist es ein Rätsel"

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Der Stiftungschef der Uni Eichstätt, Prälat Peter Beer, über die Führungskrise, neue Rektor-Kandidaten und den beschädigten Ruf der Hochschule.

Christine Burtscheidt

Der Ruf der Katholischen Stiftungs-Universität Eichstätt ist nachhaltig beschädigt, und ein Ende der Führungskrise ist nicht in Sicht. Zweimal innerhalb eines Jahres wurde ein Hochschul-Präsident gewählt, der dann nicht antrat: Der Regensburger Religionspädagoge Ulrich Hemel durfte nicht, Reinhard Hütter von der Duke University (USA) wollte nicht. Die SZ sprach mit dem Leiter des Katholischen Büros in Bayern, dem Stiftungsvorstandsvorsitzenden der Uni, Prälat Peter Beer.

Campus der Uni Eichstätt: Krise trotz engagierter Studierender, Professoren und Mitarbeiter. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Hat die Kirche hier nicht einen großen Schaden angerichtet?

Beer: Der Schaden ist da, aber die Kirche hat ihn doch nicht verursacht. Es hat klärende Vorgespräche gegeben. Das Verfahren lief ordnungsgemäß ab, unter Einbeziehung aller zuständigen Gremien. Verhandlungen können immer scheitern. Dass es hier trotz aller Umsicht passieren konnte, ist sehr schmerzhaft und äußerst ärgerlich. Solche Dinge passieren aber auch an anderen Hochschulen - und sogar in der Wirtschaft.

SZ: Eichstätt soll eine Elite-Universität werden, doch ist ihr Ruf heute mehr denn je beschädigt.

Beer: Die Sache wirft uns sicherlich nicht nach vorne. Aber wir können uns jetzt nicht damit aufhalten, nur Wunden zu lecken. Die Krise hat sich keiner gewünscht und keiner erwartet. Wir werden sie gemeinsam mit der gesamten Universität bewältigen. Diese Universität hat mit ihren engagierten Studierenden, Professoren und Mitarbeitern ein großes Potential.

SZ: In der bayerischen Hochschulszene wundert man sich über das unprofessionelle Management der Kirche.

Beer: Schließt da vielleicht jemand fälschlicher Weise von eigenen Pannen auf das angebliche Versagen anderer? Ich finde es unprofessionell, ohne Detailkenntnis Sachlagen zu beurteilen. Herr Hütter war vor seiner Bewerbung in Eichstätt, um die Universität in Augenschein zu nehmen. Dort haben nach meiner Kenntnis auch konkrete Vorgespräche stattgefunden. Mir wurde signalisiert, dass für mein Verhandlungsmandat nach der Wahl keine Probleme zu erwarten seien. Wir alle stehen vor einem Rätsel.

SZ: Haben Sie mit ihm nochmals gesprochen?

Beer: Herr Hütter hat ohne konkrete Ankündigung per Mail mitgeteilt, dass er trotz angenommener Wahl das Amt nicht antreten wird - ohne mir Gründe plausibel zu machen. Das hat mich überrascht, denn in strittigen Punkten hatte ich Alternativangebote angekündigt. Die hat er nicht einmal abgewartet. So führt man doch keine Verhandlungen.

SZ: In Eichstätt wird darüber gerätselt, ob Hütter so hoch pokerte, weil er das Amt gar nicht antreten wollte.

Beer: Ich möchte mich solchen Spekulationen nicht anschließen. Für mich bleibt ein rätselhafter Eindruck zurück.

SZ: Jetzt streben Sie nochmals eine Interimslösung an. So kommt die Hochschule doch nie zur Ruhe.

Beer: Keiner wünscht sich so eine Krise, auch nicht der Träger. Die Krise muss schnellstmöglich bewältigt werden. Denn es geht nicht, dass eine Hochschule völlig ohne Leitung dasteht. Wie wir das angehen, darüber diskutiert der Hochschulrat am 4.Juni.

SZ: Die Professorenschaft hätte gerne einen Vertrauensmann aus den eigenen Reihen. Wäre dies nicht an der Zeit nach allem, was geschah?

Beer: Ich teile mit der Professorenschaft die Auffassung, dass nur ein Vertrauensmann oder eine Vertrauensfrau den Weg in eine gute Zukunft bereiten kann. Ich hoffe sehr, dass intern oder extern eine qualifizierte Person gemeinsam gefunden werden kann.

SZ: Dazu werden Sie das Wahlverfahren neu aufrollen müssen.

Beer: Dies zu tun, liegt nicht im Ermessen, Wollen oder Wünschen einzelner Personen, sondern es gibt eine Grundordnung der Universität, in der die Verfahrensweise genau festgelegt ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellt sich die Lage so dar, dass wohl eine Neuwahl eingeleitet werden muss.

SZ: Haben Sie schon neue Kandidaten im Blick?

Beer: Prinzipiell gilt, dass sich jeder Qualifizierte bewerben kann.

© SZ vom 28.05.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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