Uni Eichstätt:"Das Maß ist voll"

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Schon wieder nur eine Zwischenlösung an der Uni Eichstätt: Ab Oktober wird Andreas Lob-Hüdepohl die Geschäfte leiten. Die Entscheidung stößt auf Kritik.

Christine Burtscheidt

Die katholische Universität Eichstätt muss sich für weitere Jahre auf eine provisorische Leitung einstellen. Von Oktober an wird Andreas Lob-Hüdepohl die Geschäfte leiten. Bislang steht er der katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin vor. Als Kanzlerin wird ihm Claudia Uhrmann zur Seite gestellt.

Nur eine Interimslösung für die Uni Eichstätt. (Foto: Foto: dpa)

Das gaben gestern die bayerischen Bischöfe noch vor der Sitzung des Hochschulrats bekannt, der am Nachmittag zusammentrat, um über die Zukunft der Uni zu reden. Lob-Hüdepohl wird in Eichstätt so lange die Führung übernehmen, bis ein neuer Präsident gewählt ist. Intern geht man von zwei Jahren aus.

Die erneute Interimslösung ist erforderlich, weil bereits zum zweiten Mal ein gewählter Uni-Präsident in Eichstätt das Amt nicht angetreten hat. Beim ersten Mal, vor einem Jahr, durfte der Regensburger Religionspädagoge Ulrich Hemel nicht, weil ihm die Kirche nicht den Segen gab; beim zweiten Mal, vor vier Wochen, wollte der US-Theologe Reinhard Hütter nicht, nachdem die Kirche seine finanziellen Forderungen abgelehnt hatte. Seit einem Jahr leitet der ehemalige Rektor der Verwaltungshochschule Speyer, Rudolf Fisch, die Uni.

Der neue Interimschef Lob-Hüdepohl ist Moraltheologe und Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken; er gilt als aufgeklärter Katholik und ist in Eichstätt nicht unbekannt.

Seit 2007 sitzt er als Mitglied im Hochschulrat, also in dem Gremium, das den Präsidenten wählt. Insofern ist seine Ernennung dort nicht unumstritten, weil der Hochschulrat für das Scheitern der letzten beiden Wahlen mitverantwortlich ist. Stimmen mehren sich zurzeit, die den Rücktritt des Hochschulratsvorsitzenden Helmut Altners fordern.

Bedenklich ist für viele Professoren aber auch, dass Lob-Hüdepohl bislang eine Fachhochschule leitete. "Mit seiner Ernennung verabschieden wir uns endgültig aus der universitären Liga", klagt ein Ordinarius.

Generell ist die Stimmung an der Uni schlecht. "Das Maß ist voll" hieß es gestern; für den Träger sei längst zur Regel geworden, Entscheidungen an den Hochschulgremien vorbei zu treffen.

Kritik gab es auch von außen. "Unprofessionelles Verhalten" warf Klaus Landfried, ehemaliger Vorsitzender der deutschen Hochschulrektoren, der Kirche vor.

© SZ vom 05.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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