CSU-Politiker Thomas Müller:Ein Schwarzer wird grün

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Thomas Müller gibt seinem Leben eine neue Richtung: Der CSU-Politiker und Bürgermeister in Bayerisch Eisenstein will 2011 erneut den Rathaussessel erobern. Allerdings in Zwiesel. Für die Grünen.

Max Hägler

Das Profil in Facebook wird Thomas Müller bald ändern müssen. "Bin ein grüner CSUler", steht auf der Seite des Kommunalpolitikers aus dem Bayerischen Wald. Bald wird dort wohl stehen: Bin ein schwarzer Grüner. Denn Müller, derzeit bei der CSU und Bürgermeister der Gemeinde Bayerisch Eisenstein, will seinem politischen Leben in doppelter Hinsicht eine neue Richtung geben.

CSU-Politiker Thomas Müller, Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, will nun in einem anderen Ort kandidieren, für eine andere Partei. (Foto: dpa)

Er will das Rathaus in der 15 Kilometer entfernten Stadt Zwiesel erobern - als Kandidat der Grünen. Der erste Bürgermeister von Zwiesel hat wegen einer Krankheit sein Amt aufgegeben, am 30. Januar wird ein Nachfolger gewählt.

Bei einer Bürgerversammlung seines 1000-Seelen-Ortes am Wochenende bestätigte Müller, was schon seit Wochen im Landkreis Regen geredet wird: "Ich werde für das Bürgermeisteramt kandidieren." 38 Jahre sei er alt und trage seit neun Jahren ehrenamtlich die Verantwortung in Bayerisch Eisenstein - dann sei ihm ein Angebot gemacht worden, das er nicht habe ausschlagen können.

"Er ist ein Mann, der anpackt, ein Mann mit Visionen", sagt Sigrid Weiß, eine von zwei Grünen-Stadträten in Zwiesel. Deswegen habe sie ihn um die Kandidatur gebeten. Im Kreistag sei er der einzige Bürgermeister, der stets für den Nationalpark Bayerischer Wald eintrete. Er habe auch eine Resolution gegen Straßenbau gestartet. Kein Wunder bei Müllers derzeitigem Hauptberuf: Er arbeitet als Geschäftsführer für eine Service-GmbH des Bund Naturschutz.

Müller wurde in den vergangenen Jahren bekannt als "kochender Bürgermeister" und hat auf dem Großen Arber ein Trauungszimmer einrichten lassen, das Brautpaare in einer Kuschelgondel erreichen können. "Unorthodoxe, kreative Ideen" und eine engagierte Arbeit bescheinigt ihm denn auch Helmut Brunner, CSU-Kreischef und bayerischer Landwirtschaftsminister. In einem "sehr vernünftigen" Gespräch an diesem Montag sei man allerdings übereingekommen, dass Müller aus der CSU austreten werde. "Ich bedaure diesen Austritt wie jeden, aber dann haben wir klare Fronten", sagt Brunner. Das sei besser für alle.

Müller, der für's erste parteilos bleiben will, wird gegen Kandidaten der CSU, SPD und Linken antreten. Eberhard Kreuzer von den Freien Wählern, derzeit amtierender Bürgermeister, sieht ein offenes Rennen: "Möglich ist alles." Die Meinung zu Müller in der Stadt sei breit gefächert und es habe bereits Bürgermeister von auswärts gegeben.

© SZ vom 09.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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