Straubing:Geiselnahme im Gefängnis

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Ein 51-jähriger Sexualverbrecher der Justizvollzugsanstalt Straubing hat eine Gefängnisangestellte mit einem Messer bedroht und in seine Gewalt gebracht.

Max Hägler

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Straubing ist es am späten Dienstagnachmittag zu einer Geiselnahme gekommen. Ein 51 Jahre alter Häftling brachte eine Gefängnisangestellte mit einem Messer in seine Gewalt. Tatort ist die sozialtherapeutische Station des Gefängnisses.

Die JVA Straubing. (Foto: Foto: ddp)

Das Justizministerium bestätigte, dass es sich bei der Geisel um eine Therapeutin handle. Der Geiselnehmer ist nach Angaben des Innenministeriums ein Sexualstraftäter. Bis in die Nacht hinein stellte er keine konkreten Forderungen. Aus Polizeikreisen hieß es, die Lage stelle sich deshalb "recht diffus" dar. Es sei völlig unklar, was der Sinn der Tat sei. Die Ermittler hofften dennoch die Geiselnahme "möglichst gewaltfrei" in der Nacht zum Mittwoch lösen zu können und gingen angesichts der eher geringen Bewaffnung und laufenden Verhandlungen mit dem Täter von einem Erfolg aus.

Diffuse Lage

Seit Bekanntwerden der Geiselnahme ist ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz, darunter Polizeipsychologen und ein Sondereinsatzkommando. Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) erklärte der Süddeutschen Zeitung am Dienstagabend, sie breche wegen der Geiselnahme ihre Ägyptenreise ab und werde noch in der Nacht zum Mittwoch nach Bayern zurückkehren.

Es ist das zweite Gewaltverbrechen innerhalb weniger Stunden in Niederbayern. Bereits am Vormittag hatte ein Mann im Landshuter Gericht seine Schwägerin erschossen, eine weitere Schwägerin und einen Anwalt verwundet und sich anschließend umgebracht. Der neuerliche Tatort, die JVA Straubing, ist eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Bayern. Das Gefängnis bietet Platz für rund 850 Häftlinge, darunter sind zahlreiche Schwerverbrecher sowie Häftlinge, für die Sicherungsverwahrung angeordnet wurde.

Nicht all zu oft sorgen Geiselnahmen in deutschen Gefängnissen für Schlagzeilen. Zuletzt hatte im Dezember 2008 ein Spezialeinsatzkommando der Polizei eine Geiselnahme in der JVA Magdeburg nach vier Stunden unblutig beendet. Damals hatten zwei Gefangene einen 65 Jahre alten Mithäftling bedroht und ihre Freilassung gefordert. Im Februar diesen Jahres waren zwei Gefängniswärter in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld nur knapp einer Geiselnahme entgangen. Ein 41 Jahre alter Bankräuber hatte den Wärtern heißes Wasser ins Gesicht geschüttet und versucht, sie mit einem Stuhlbein niederzuschlagen, er rutschte allerdings in einer Pfütze aus.

© SZ vom 8.4.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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