Staatsanwaltschaft Augsburg:Pfahls soll heimlicher Millionär sein

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Ludwig-Holger hat 1,5 Millionen Euro Schulden beim Fiskus - und soll Gläubigern hohe Vermögenswerte verschwiegen haben.

Hans Leyendecker

Ist der frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz und ehemalige Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls ein armer Mann, oder ist er heimlich Millionär? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Augsburger Justiz. Der 68-Jährige war am Mittwoch wegen Verdachts von Insolvenzdelikten festgenommen worden. Der Ermittlungsrichter bestätigte den Haftbefehl. Auch der Lobbyist Dieter Holzer und fünf mutmaßliche Komplizen, darunter die Ehefrau von Pfahls, bleiben in Haft. Ihnen wird Beihilfe vorgeworfen.

Ludwig-Holfer Pfahls hat 1,5 Millionen Euro Schulden beim Fiskus. (Foto: dapd)

Der einstige politische Ziehsohn von Franz Josef Strauß soll Gläubigern hohe Vermögenswerte verschwiegen haben. Im September 2007 erklärte sich Pfahls mittellos, und er soll auch eine wahrheitswidrige eidesstattliche Versicherung abgegeben haben. Bei den Gläubigern handelt es sich dem Haftbefehl zufolge ausschließlich um staatliche Institutionen. Allein der Fiskus fordert von ihm mehr als anderthalb Millionen Euro. Die Gesamthöhe der Verbindlichkeiten von Pfahls soll deutlich über zwei Millionen Euro liegen.

Der frühere Spitzenbeamte ist seit einer Weile Rentner, wohnt in Nürnberg zur Miete und lebt angeblich von 900 Euro im Monat. Der Rest seiner deutlich höheren Pension wird gepfändet. Die Ermittler hegen allerdings den Verdacht, dass Pfahls entgegen seinen Angaben begütert ist. Laut Haftbefehl hatte er Zugang zu ausländischen Konten. Das Land wird in dem Haftbefehl nicht genannt, aber es soll sich, wie aus Ermittlerkreisen verlautet, um Konten in Luxemburg handeln, auf denen angeblich 4,2 Millionen Euro lagern. Es gibt Hinweise, dass die Konten von Holzer eingerichtet wurden. Keiner der Anwälte der Beschuldigten war am Donnerstag zu erreichen.

Über mehrere Stationen soll in den vergangenen Jahren eine Million Euro an eine Immobilienfirma in der Nähe von Nürnberg geflossen sein. 50 Prozent der Anteile an der Gesellschaft gehören laut Akten der Ehefrau von Pfahls.

Der ehemalige Spitzenbeamte war im Jahr 2005 wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung vom Augsburger Landgericht zu 27 Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte eingeräumt, von dem Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber bei Panzergeschäften Anfang der neunziger Jahre umgerechnet 437 000 Euro erhalten zu haben. Weitere 1,5 Millionen Euro habe ihm Schreiber zwar versprochen; er habe das Geld aber nicht bekommen. Versteuern soll er allerdings die volle Summe. Pfahls geht seit langem gegen einen am 17. Dezember 2001 gefertigten Bescheid des zuständigen Finanzamts vor. Das Finanzgericht München wies im Februar 2007 eine Klage von Pfahls ab. Bis Herbst 2007 trug Pfahls einen kleinen Teil der Steuerschuld ab. Dann stellte er die Zahlungen ein.

Ob die im Ausland deponierten Millionen wirklich ihm oder doch eher seinem Helfer Holzer gehören, steht noch nicht fest. Holzer war zumindest früher ein reicher Mann. Er unterstützte Pfahls bei dessen Flucht vor der deutschen Justiz unter anderem mit 200000 Euro. Wegen Strafvereitelung verurteilte ihn 2008 das Augsburger Landgericht zu neun Monaten auf Bewährung und zu einer Geldauflage in Höhe von 250000 Euro. Schwerer als diese Strafe wog für Holzer, dass er im Zusammenhang mit der Affäre um den französischen Konzern Elf Aquitaine 39 Millionen Euro plus Zinsen an das Unternehmen zurückzahlten sollte, die er zuvor für seine Dienste erhalten hatte. Der Konzern ließ Holzers bekannt gewordene Auslandskonten pfänden.

© SZ vom 24.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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